NUR EINE AFFÄRE ODER BEREITS VERLIEBT?

Verliebt in die Affäre: Wenn aus der Affäre eine Beziehung wächst

Tausendmal berührt – und tausendmal ist dasselbe passiert: Es kribbelt. Leidenschaft und Lust, die man gemeinsam auslebt und genießt. Schön, aufregend, unverbindlich. So sieht es bei der klassischen Affäre aus. Man nimmt sich vor, sich nicht zu verlieben – zum Beispiel, weil man seine bestehende Beziehung gar nicht aufgeben möchte. Und dann geschieht beim 1001. Mal auf einmal doch etwas anderes. Es kommen Gefühle ins Spiel. Man will plötzlich nicht nur das eine, sondern auch die vielen anderen Dinge mit der Affäre teilen. Und dann?

Wenn Triebe die Liebe wecken

Ist Liebe die Basis für eine erfüllte Sexualität, oder ist enorme sexuelle Anziehungskraft der Grundstein einer großen Liebe? Im Idealfall würde man hoffen, beide Fragen mit »Ja« beantwortet zu können. Die Realität sieht aber oft anders aus. Gerade in langjährigen Beziehungen lässt die sexuelle Anziehung irgendwann nach. Der Reiz schwindet, gleichzeitig können unerfüllte sexuelle Sehnsüchte immer bewusster werden. Eine Affäre ist dann oft die Lösung, um erotische Bedürfnisse auszuleben, ohne die an sich liebgewordene, vertraute Beziehung zum Partner aufgeben zu müssen.

Um es kulinarisch auszudrücken: Auch das leckerste Schnitzel wird irgendwann langweilig. Man bekommt Appetit auf etwas anderes. Etwas, das anders riecht, anders schmeckt, anders angerichtet wird und Lust darauf macht hineinzubeißen. Neugierde und die Lust am Genuss lösen diesen Hunger aus. Und dann hat man sie gefunden. Die neue Leibspeise. Einen Mann oder eine Frau ganz nach dem eigenen Geschmack. Empfindet der andere nun genauso, mag man nicht mehr aufeinander verzichten. Und lebt das erotische Begehren aus. Viele Affären bleiben auch auf diesem Level – die Lust am gemeinsamen körperlichen Genuss steht im Vordergrund. Möglich ist aber auch, dass man irgendwann einen Blick über den Tellerrand hinaus wagt. Vielleicht kann der Seitensprungpartner ja noch mehr als sexuellen Hunger zu stillen? Wenn man sich dann auch auf einer persönlichen Ebene intensiver miteinander beschäftigt und viele Gemeinsamkeiten entdeckt, bleibt es oft nicht aus: Es kommen Gefühle ins Spiel und der Wunsch, mehr Lebenszeit miteinander zu verbringen.

Verliebt in die Affäre – was tun?

Viele Beziehungsexperten sind sich einig: Dass Gegensätze sich anziehen, trifft für die Liebe nur bedingt zu. Eher sind es die Gemeinsamkeiten, die zwei Menschen verbinden. Wenn man dann beim Seitensprungpartner neben der Sexualität noch weitere Berührungspunkte findet, umso erfüllter und befriedigender wird das Zusammensein empfunden. Und umso weniger Reibungspunkte gibt es, aus denen Konflikte entstehen können. Wäre man Single, würde man sich längst gesagt haben: Warum also nicht? Warum nicht aus einer Affäre eine Beziehung werden lassen?

Aus einer bestehenden Beziehung heraus ist diese Entscheidung jedoch nicht so leicht zu treffen – und sollte auch gut überlegt sein. So schwer es auch fällt: In dieser Situation sind analytisches Denken und eine sachliche Bestandsaufnahme gefragt. Ein guter Zeitpunkt, sich darüber klarzuwerden, was man wirklich möchte. Ist die bestehende Beziehung noch stark genug, um diese Krise zu überstehen? Oder hat man vielleicht schon insgeheim abgeschlossen und jetzt den letzten Anstoß, ein neues Leben mit der Affäre zu beginnen? Möchte man, dass alles so weiterläuft wie bisher? Oder entstehen jetzt doch größere Konflikte, weil man mehr Zeit mit der Affäre verbringen möchte, aber nicht kann?

Butter bei die Fische – aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten!

Also gut, es ist passiert. Verliebt in die Affäre. Da sind sie wieder, die lange nicht mehr erlebten Frühlingsgefühle. Aber wissen Sie noch, wie das damals war? Haben nicht alle Ihre Lieben so angefangen? Und dann? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Etwas, was vor kurzem noch als besonders empfunden wurde, erledigt er nach einer gewissen Zeit mit stoischer Routine. Das Außergewöhnliche wird im Laufe der Zeit alltäglich. An die Stelle von Unsicherheit, unerfülltem Begehren, Herzklopfen und hormonellem Supergau treten Sicherheit, Stabilität, Verlässlichkeit. Das ist auch gar nicht so schlimm. Sie sollten sich dessen nur bewusst sein. Es trifft auch für eine eventuelle neue Beziehung zu. Bevor Sie also die bestehende Partnerschaft zugunsten einer neuen aufgeben, sollten Sie sich und die Situation sehr genau prüfen. Vielleicht liegt die Lösung auch woanders.

Den Tatsachen ins Auge blicken: So kann es gelingen

Weniger eifersüchtige Menschen, die Toleranz in einer Beziehung groß schreiben, können Sex und Liebe sehr gut trennen. Tragen beide die gleiche Toleranz in sich, dann lebt man es oft »beswingt« gemeinsam aus oder gönnt sich sexuelle Freiheiten, die in einer anderen Beziehung tabuisiert wären. Eine Garantie für ewiges Glück gibt es jedoch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass bei toleranten Paaren die Sexualität einmal zum Trennungsgrund werden könnte, ist deutlich geringer als in Beziehungen, in denen man entweder entbehrt oder durch einen Seitensprung sich in Erklärungsnöte oder gefühlsmäßigen Notstand begibt. Gefühle entscheiden letztlich darüber, wie eine Affäre ausgeht. Rationales Denken behält nur so lange die Oberhand, bis Herz und Bauch die Führung übernehmen. Man beginnt abzuwägen und zu vergleichen. Will man neben dem Mann oder der Frau auch aufwachen, mit der man heiße Liebesnächte verbracht hat, oder mag man um nichts in der Welt den Partner missen, neben dem man die letzten Jahre immer wieder gerne wach wurde? Neue Besen kehren gut, aber halten sie auch ähnlichen Belastungen stand wie die bestehende Beziehung?

Vielleicht muss man niemals eine Entscheidung treffen, weil sich Dinge von alleine erledigen oder jemand anderes, die Affäre oder der Partner, die Richtung vorgeben. Vielleicht fühlt sich auch alles richtig an, wie es ist, und man hat seinem Leben, egal ob heimlich, gebeichtet oder toleriert, etwas Wundervolles geschenkt, das wieder einen anderen, positiven Blick auf die Partnerschaft ermöglicht, der durch sexuelle Frustration getrübt war. Juliane hat diesen Zwiespalt erlebt, weiß, wie es ist, plötzlich zwei Menschen zu lieben. Auf die Frage, wie sie eine Entscheidung treffen konnte, sagte sie: »Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen und hab meine beste Freundin gefragt, was ich tun soll. Diese meinte nur: ,Da kann dir keiner helfen. Das kannst nur du alleine entscheiden. Nimm dir auf jeden Fall Zeit, dich in dem Gefühlschaos zurechtzufinden.‘ Ich habe ihren Rat befolgt. Aus meiner Affäre wurde meine große Liebe. Und ich habe mich von meinem früheren Partner getrennt. Aber es hätte auch anders kommen können. Die Entscheidung habe ich getroffen, als ich Gewissheit hatte und mir der Konsequenzen bewusst war. Das hat drei Jahre gedauert. Heute weiß ich, es war richtig und es war auch richtig solange zu warten.«

Verliebt in die Affäre – unterm Strich steht: Gutgehen kann alles, vom Neuanfang über die Rückbesinnung bis hin zur Ménage à trois. Der Weg hängt von den Bedürfnissen und Wünschen der Beteiligten ab. Er sollte nur fair und mit Respekt für alle Beteiligten beschritten werden.

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