Seite 3 von 7: Die Vorboten einer Trennung: Die größten Beziehungskiller

Mann und Frau haben Beziehungsprobleme

Verachtung in Beziehungen

Sarkasmus und Zynismus sind Ausdrucksformen von Verachtung. Dasselbe gilt für Verfluchen, Augenrollen, Verhöhnen und respektlosen, abschätzigen Humor. In welcher Form die Verachtung der gefährlichste der vier Reiter auch auftritt, sie wirkt immer vergiftend auf eine Beziehung, da sie Abneigung ausdrückt.

Auch wenn Sie grade im Stress sind: Legen Sie für einen Moment Terminkalender oder Blackberry zur Seite und hören Sie in sich hinein. Wie fühlt es sich an, wenn Sie über den letzten Beziehungsstreit nachdenken? Beklommen? Gleichgültig? Tut es weh? Gehört Kritik bei Ihnen zum »guten Ton«?

Haben Sie zu verletzenden Äußerungen gegriffen, um Ihren Partner mundtot zu machen? Oder wurden Ihnen unerwartet heftige Attacken um die Ohren gehauen? Dinge, bei denen Sie sich fragen, warum sich zwei liebende Menschen so etwas überhaupt sagen können? Dann hat nach Kritik und Verteidigung ein weiterer apokalyptischer Reiter bei Ihnen Einzug gehalten: die Verachtung.

Gezielt verletzen trotz aller Liebe

Wenn Sie glauben, verletzende Dinge würden nur im Affekt, in der Hitze des Gefechts gesagt, dann täuschen Sie sich. Ihr Unterbewusstsein produziert diese scharfen Äußerungen nicht grundlos. Sie deuten vielmehr auf einen schwelenden, ungelösten Konflikt hin. Dieser Konflikt hat bereits die Kritik in Ihre partnerschaftliche Kommunikation integriert. Verachtung baut auf diesem Beziehungsschaden auf und verschlimmert ihn. Je länger Sie sich gegenseitig kritisieren und herabwürdigen, umso leichter wird sich die Verachtung in Ihrem Alltag einnisten.

Sie erkennen sie an typischen Veränderungen. Zum Beispiel darin, dass Sachverhalte dazu benutzt werden, persönliche Beleidigungen zu vermitteln. Beispiel. Die Bitte, nach dem Duschen die Kacheln der Duschkabine von den Wassertropfen zu befreien, damit es keine Kalkflecken gibt, kann man auf vielerlei Arten äußern, ohne dass ein Drama draus wird. Aber »kein Wunder hat dein Chef dich auf dem Kieker. Du schaffst es ja nicht mal, die Dusche trockenzulegen, da kann ich mir vorstellen, wie lausig du deinen Job machst« gehört gewiss nicht dazu.

Es geht nicht mehr um die verkalkte Dusche. Sondern darum, dass hier jemand gezielt seinem Gegenüber einen Stich zufügen will. Den Menschen als Gesamtkunstwerk beleidigen, verunsichern, verletzen. Und dazu wird ein so lächerlich unwichtiges Vehikel wie Kalkflecken missbraucht.

Auch beliebt und gemein: Sticheleien im falschen Moment

Angenommen, Sie sind gerade dabei, das Haus zu verlassen und wollen zu einer Weihnachtsparty. Ihre Partnerin fragt Sie etwas unsicher, ob ihr Po in dem gewählten Kleid zu dick wirkt. Nun könnten Sie charmant lächeln und sagen, dass Sie lieber nicht genau über das nachdenken möchten, was unter dem Kleid steckt, weil sich der Aufbruch sonst deutlich verschieben könnte. Oder einfach feststellen, dass Ihre Partnerin prima aussieht und sich keinen Kopf machen soll, sondern die Party genießen.

Aber Sie sind genervt. Also nutzt Ihr Unterbewusstsein die Chance und platziert eine Gemeinheit. »Musst du dich immer so aufdonnern? Kein Wunder halten dich manche für arrogant. Pass auf, nachher lästert XY wieder über dich, und ich muss mir das dann in der Firma anhören....«

Wahlweise auch: »Was interessiert mich denn jetzt dein Hintern. Keine Angst, da werden eine Menge Frauen ganz anderen Kalibers auftauchen, du wirst kaum auffallen.« Peng. Gürtellinie. Sie glauben nicht, wie oft solche gehässigen Sätze zwischen Tür und Angel gesagt werden! Wobei es wie im Duschkabinen-Beispiel einzig darum geht, den Partner zu verletzen, zu verunsichern und ihm das Gefühl zu geben, irgendwie unzulänglich zu sein.

Natürlich lässt Ihre Partnerin das nicht auf sich sitzen, sondern schlägt mit gleichen Waffen zurück. »Tja, dass ich neben dir aufgedonnert wirke, ist kein Wunder. So wie du dich gehen lässt. Aber es gibt bestimmt jemanden, der auf Schmerbäuche steht.« Oder: »Klar sind da eine Menge toller Frauen, die hat XY nur für dich eingeladen. Jeder weiß doch, dass du gerne alles angräbst, was nicht bei 3 auf dem Baum ist.« Und so weiter. Erinnert ein bisschen an Kathleen Turner und Michael Douglas im »Rosenkrieg«, nicht wahr?

Auch rüde Totschläger wie »jetzt halt den Mund« oder »lass mich doch in Ruhe« drücken Verachtung aus. Ganz besonders, wenn Sie Ihren Partner mitten im Satz unterbrechen. Vielleicht denken Sie beim Lesen jetzt, dass Sie sich niemals so rabiat ausdrücken würden. Wirklich nicht? Manchmal schleichen sich die verächtlichen Attacken ein, ohne dass man sie bewusst wahrnimmt, zum Beispiel als gemurmelter oder geseufzter Halbsatz, während Sie aus dem Zimmer gehen. Vielleicht noch garniert mit einem abschätzigen Blick oder einem spöttischen Lachen? Oder einer zugeknallten Tür? Seien Sie ehrlich: Das ist Ihnen auch schon passiert, oder? Weil Sie felsenfest überzeugt waren, im Recht zu sein.

Non-verbale Verachtung: Augenrollen und Co.

Nun wird�s knifflig. Die folgenden Verhaltensweisen sind, für sich betrachtet, nicht schlimm. Seufzen, Augenrollen ungeduldiges Fingertrommeln oder eine spöttische Grimasse schneiden und den Partner nachäffen oder sich über ihn lustig machen. All das kommt auch in einer liebevollen Kommunikation mal vor. Aus Spaß, oder wenn Sie sich etwas erzählen, das Sie genervt hat.

Doch da gibt es einen feinen Unterschied zwischen alberner Grimassenschneiderei und kaltem, verächtlichen Spott. In einem Streitgespräch die Augen zu verdrehen, mit dem Kopf zu schütteln, spöttisch die Luft durch die Nase zu ziehen oder hämisch zu lachen, sind klare Signale an Ihr Gegenüber. Ich halte dich für dämlich, du nervst mich, deine Worte sind reiner Schwachsinn, ich nehme dich nicht ernst. Das sagen Sie mit diesen Gesten aus! Wollen Sie das wirklich?

Superfies: Intimitäten als Waffe einsetzen

Bei dieser Disziplin fühlt sich der apokalyptische Reiter in seinem Element. Wenn nicht mehr nur allgemein verletzt und beleidigt, sondern strategisch an den wundesten Punkten angesetzt wird, tut Verachtung am meisten weh und kann das Vertrauen zwischen Ihnen nachhaltig zerstören!

Liebende vertrauen einander Dinge an, die sonst niemand weiß. Träume, Lebensängste, Erinnerungen, Spirituelles, Kummer, sexuelle Unsicherheiten. Dieses Wissen verbindet, es stärkt die partnerschaftliche Basis – und es lässt sich leider auch als potente Vernichtungswaffe einsetzen.

Beispiel. Sie wissen, dass Ihre Partnerin Schuldgefühle hat, als berufstätige Mutter nicht genug Zeit mit den Kindern zu verbringen. Nun streiten Sie beide über eine Nichtigkeit, und plötzlich sagen Sie: »Das ist so typisch für dich, du hast ja auch als Mutter total versagt und vernachlässigst die Kinder. Das sagst du ja selbst!« So ein Spruch wäre an sich schon eine fiese Anschuldigung, aber mit dem Wissen um den wunden Punkt Ihrer Partnerin ist es wirklich gemein. Und es tut weh.

Fast jedes intime Thema lässt sich so missbrauchen. Eine Altlast aus der Kindheit, eine Ess-Störung in Teenagerzeiten, eine heimliche Familientragödie, Versagensängste, Komplexe, Unsicherheiten. Nichts schmerzt mehr, als wenn ausgerechnet solche heiklen Details plötzlich als Bumerang zurückkommen. Wenn Sie das tun, haben Sie ein dringendes Problem zu lösen, wenn Sie Ihre Beziehung nicht gänzlich auf’s Spiel setzen wollen. Suchen Sie nach dem schwelenden Konflikt. Das ist Ihre einzige Chance. Doch vorher schaffen Sie die Attacken aus der Welt.

Glück im Unglück: Der Reiter tarnt sich nicht

Verachtung erkennen Sie im Gegensatz zur Kritik sofort. Dieser apokalyptische Reiter tarnt sich nicht, sondern gibt sich ganz offen zu erkennen. Sie wissen genau, wann Sie die Grenze von harmlosen Frotzeleien zu gezielter Verachtung überschritten haben. Also hauen Sie den Reiter vom Pferd!

Wenn Ihnen so eine Gemeinheit rausgerutscht ist, dann lassen Sie sie nicht im Raum stehen, sondern gehen Sie sofort zu ihrem Partner und entschuldigen Sie sich. Unmittelbar, nicht erst Stunden später. Auch wenn Sie lieber schmollen möchte, springen Sie bitte über Ihren Schatten. Egal, wie groß Stress und Ärger sind. Im Gegensatz zu »normalen« Beleidigungen wächst über Verachtung kein Gras, sondern sie behält ihre ätzende Wirkung und frisst sich wie Säure durch Ihre Beziehung. Das ist keine blumige Metapher. Nehmen Sie das bitte wörtlich.

Entschärfen, bevor es zu spät ist!

Natürlich wiegen Beleidigungen dieser Art schwer. Und über die Gründe, die Sie beide zu solchen Aussagen treiben, sollten Sie sich ausführlich Gedanken machen. Wie gesagt: Suchen Sie den zugrundeliegenden Konflikt. Aber erst später. Direkt nach so einem schlimmen Krach gibt es Wichtigeres, nämlich die Schadensbegrenzung. Verarzten Sie erstmal die Wunden, die Sie sich zugefügt haben.

Eine Entschuldigung ist zwar »nur« eine Geste, doch in diesem Zusammenhang ein wichtiges Signal. Nachdem Sie sich entschuldigt haben und Sie beide Ihre Ausraster ehrlich bereuen, dann nehmen Sie den Beleidigungen die Spitze. Machen Sie z.B. Witze darüber. Verulken Sie die Attacken. Ihre Partnerin hat Sie als blöden Arsch bezeichnet? Na prima, dann melden Sie sich am Handy das nächste Mal, wenn sie anruft, brottrocken mit »blöder Arsch auf Fortbildung, schönen guten Tag!«

Oder ritualisieren Sie das Ganze. Schreiben Sie sich gegenseitig kleine Entschuldigungs- und Liebesbriefe, in denen Sie explizit für das Gesagte um Verzeihung bitten. Und legen Sie die Briefchen neben die Kaffeetasse beim Frühstück, wenn die Stimmung entspannt und »ungefährlich« ist. Hauptsache, die Waffen des Reiters werden schnell stumpf, und Sie können die Vertrautheit wieder herstellen.

Noch einmal: Hier ist Eile geboten. Warten Sie nicht zu lange. Falls Sie unnötig viel Zeit mit Beleidigtsein und Stillschweigen verschwenden, lassen Sie dem nächsten apokalyptischen Reiter einladend die Zugbrücke runter. Dieser Untergangsbote ist nun wirklich ein blöder Arsch. Ein hinterhältiger noch dazu. Er kommt nämlich ohne Wutausbrüche oder Beschimpfungen daher, sondern ist ganz und eiskalt. Sein Name: Rückzug. Diesem Reiter widmen wir uns im nächsten Teil.

A propos widmen. Wollten Sie Ihrem Schatz nicht vorhin schon sagen, dass Sie ihn lieben?

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