Unser Buchtipp des Autoren Franz Josef Wetz

Lob der Untreue. Eine Unverschämtheit.

Kurzbeschreibung

Haben Sie ein genetisch fittes Männchen abbekommen oder konnten Sie ein so paarungswilliges wie fruchtbares Weibchen ergattern? Derart direkt werden Sie sicherlich selten auf Ihr Beuteschema angesprochen. Dabei sind wir in Liebesdingen doch erblich vorbelastet: Trotz aller Zivilisation beherrschen Urinstinkte noch recht vorlaut unser Beziehungsleben. Wir haben von unseren Vorfahren zwecks Arterhaltung einen starken Sexualtrieb geerbt, aber den Zugang dazu haben wir längst verloren. Wir wissen manchmal gar nicht mehr, woher unsere diversen Begierden eigentlich kommen. Und wenn sie uns mal überkommen, versuchen wir, sie auf Teufel komm raus unter Kontrolle zu bringen. So erklärt sich auch, warum wir der Treue einen dermaßen hohen Stellenwert beimessen, schreibt Franz Josef Wetz. Dabei sei Treue ungeschönt betrachtet nichts weiter als ein Mangel an Gelegenheiten. Wollen Sie noch mehr solch provokanter Ansichten? Dann lesen Sie dieses Buch!

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An wen richtet sich die Buchempfehlung?

Fremdgehen ist schlecht, wer seinen Partner betrügt, ist böse. Sind Sie dieser Meinung oder kommt Ihnen diese Sicht der Dinge bekannt vor? Dann sind Sie reif für dieses Buch: Franz Josef Wetz erklärt darin auf erstklassigem Niveau, warum wir die Untreue nicht per se verteufeln sollten, wieso Treue Ansichtssache ist und warum wir das ganze Liebes- und Sexgedöns etwas entspannter sehen sollten. Nach Lektüre dieses ausgezeichneten Ratgebers werden Sie bestimmt schlauer sein als zuvor – und vielleicht auch denken: Guter Sex ist die ein oder andere Lüge wert.

Erkenntnisse aus diesem Sachbuch

Franz Josef Wetz nennt die Dinge beim Namen: Ist der Liebesrausch vorüber, wird aus Sexappeal tote Hose. Der Philosoph meint, wir würden uns das Leben so richtig schwer machen im Versuch, der Liebe ewige Dauer auf beständigem Niveau abzuringen. Außerdem ermuntert Wetz dazu, den nervenden Redlichkeitskult unserer Zeit endlich in Rente zu schicken. Denn der verdammt uns zu verlogener Ehrlichkeit und ist ethisch betrachtet eigentlich eine Untugend. Bisweilen zeugt es von mehr Charakter und moralischer Integrität, wenn man fremdgeht und darüber schweigt.

Produktinformationen

  • Titel: Lob der Untreue. Eine Unverschämtheit.
  • Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
  • Verlag: Diederichs (03. Oktober 2011)
  • ISBN-10: 3424350613
  • ISBN-13: 978-3424350616
  • Preis: EUR 16,99

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Ausführliche Beschreibung

Die Lust am Leben

Franz Josef Wetz philosophiert über Liebe, Sex und (Un-)Treue, demaskiert unseren Aufrichtigkeitswahn und sagt, warum man den vermeintlich unmoralischen Begierden auch mal nachgeben oder gar nachgehen sollte. Nur um Sex geht es hier mitnichten. Wetz fordert unter dem charmanten Deckmäntelchen überaus intelligenter Gedankengänge dazu auf, Lust zu leben und sie nicht an den Zweckrand unserer Existenz zu drängen. Dafür entzaubert der Philosophieprofessor souverän herkömmliche Liebesvorstellungen und hält uns vor Augen, dass wir an überkommenen Werten festhalten, die uns mehr Kummer als Freude bereiten.

Wetz hat dabei schöne Hintergedanken: Er will dazu ermuntern, endlich zu einer neuen Sexualkultur zu finden – nämlich zu einer, die unserem biologischen Erbe genauso gerecht wird wie unseren geheimsten Erotikbedürfnissen.

Liebe ist... die Zähmung unserer Triebe

Fangen wir mal von vorne an: Was wir als Liebe romantisieren, ist doch biologisch nichts weiter als genetischer Klebstoff. Wo wir von Sex reden, geht es im Kern doch nur um die schnöde Fortpflanzung.

Die Natur macht es uns vor: Wo es üppig wuchert, da zeigt sich das Leben in seiner ganzen Fülle. Wenn der Pfau sein farbenfrohes Rad schlägt, möchte er nicht als tierisches Supertalent glänzen. Sondern allen in der Balzarena signalisieren: Um mein genetisches Material ist es so gut bestellt, dass ich ohne Einbußen damit prassen kann. Und wenn im Tierreich weibliche Paviane rote Genitalschwellungen zur Schau tragen, tun sie das auch keineswegs, um sinnlos Eindruck zu schinden. Sondern sie wollen mithilfe ihrer stark durchbluteten Koitusregion sichtbare Beweise dafür erbringen, dass sie überaus fruchtbar sind und es sich bei ihnen rentiert, genetisches Erbgut zu investieren.

Was uns die Tiere vormachen, imitieren wir längst als moderne Brunft. Wir formen in Fitnessstudios unsere Körper, wir halten Diät und kleiden uns fein, wir umgeben uns mit berauschenden Düften und lassen uns liften, wenn der Zahn der Zeit an unserem Äußeren zu nagen beginnt. Damit leben wir Urtierisches in uns aus, aber auf zivilisierte Weise. Wir senden das Signal: Hey, bei bzw. mit uns lohnt sich die Befruchtung! Auch wenn vielleicht der Zenit der Zeugungs- und Gebärfähigkeit längst überschritten ist.

Gleichzeitig tun wir so, als hätten wir unsere sexuellen Bedürfnisse voll im Griff – schließlich ist Basis unserer Kultur die Beherrschung der Triebe. Wir müssen eben nicht rammeln, was das Zeug hält, wenn unsere Hormone rauschen. Wir können den Geschlechtsakt im heimischen Schlafzimmer schön gesittet bei gelöschtem Licht zelebrieren und kommen trotzdem auf unsere Kosten. Diese domestizierte Sexualkultur macht uns zu moralischen Wesen, glauben wir. Aber dahinter, so Wetz, lauern die Lüste, die nach unsittlicher Verschwendung gieren. Sie müssen wir zügeln, darum haben wir im Laufe vieler Jahrhunderte eine Kultur der Unaufrichtigkeit herangezüchtet. Wir zähmen unsere Triebe und verscharren sie als primitive Gelüste im Inneren – die meisten von uns zumindest.

Schade eigentlich, findet der Philosoph. Denn Leben heißt auch mit Trieben zu prassen. Jeder sollte mit der ihm zur Verfügung stehenden Leidenschaft die eigene Lust leben: Alleine, zu zweit, zu vielen. Geheim, ganz offen oder nebenbei.

Warum guter Sex manchmal die Lüge wert ist

Und wie ist das jetzt mit der Partnerschaft? In uns allen wohnt ein kleiner Hedonist, der es auf Sinnenlust abgesehen hat. Naiv sei, meint Wetz, wer glaubt, diesen kleinen Quengelgeist in einer Beziehung lebenslang besänftigen zu können. Denn die Lust lebt von Abwechslung, von Ausschweifung und Vergeudung, vom Überfluss – sie ist purer Luxus. Ehe und Partnerschaft dagegen haben auch Pflichtcharakter: Sie sind Fundamente unserer Gesellschaft. Und die, so Wetz, baue nunmal auf Treue.

Monogamie sei jedoch als kulturelle Norm wider unsere Natur. Und da heutzutage unser Vertrauen in die Lebbarkeit dauerhafter Treue ohnehin erschüttert ist, praktizieren wir so etwas wie Monogamie mit doppeltem Boden: Wir tun so, als könnten wir treu sein, suchen uns insgeheim aber allerhand Schlupflöcher. Der eine googelt anzügliche Bildchen, die andere chattet auf Datingportalen, manch einer sucht Gleichgesinnte im Swingerclub oder macht es sich Zuhause mit Kopfkino schön. Damit verstoßen wir eigentlich alle irgendwie gegen altehrwürdige Treuegesetze.

Die Seitenspringer, die machen es halt unverblümter. Vielleicht, weil sich die Gelegenheit bietet, vielleicht, weil sie zu ihren Lüsten stehen. Oder ganz einfach ihre Triebe nicht beherrschen (wollen). Dabei setzen sie sich oft unter Geständniszwang. Eine moderne Unart sei das, schimpft Wetz. Wir alle pflegen die Lüge im Alltag, wer nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit spricht, der wird in Liebesdingen kaum reüssieren.

Mal ehrlich: Jeder von uns lügt im (Beziehungs-)Alltag doch wie gedruckt. Von der Schmeichelei (Deine neue Frsiur steht dir prima!) über Trostworte (Ich finde, die paar Kilos mehr machen dich total fraulich!) bis hin zu richtigen Unwahrheiten (Der Typ mit dem Waschbrettbauch?! Den finde ich echt aso!) verfügt doch jeder über sein persönliches Repertoire an Verschleierungstaktiken. Und das mit Berechtigung, meint Wetz. Würden wir uns immer gegenseitig um die Ohren hauen, was wir wirklich denken und fühlen, würde unser Sozialleben im Chaos untergehen.

Seiner Ansicht nach spricht nichts dagegen, in Liebesdingen zu lügen. Vor allem, wenn wir damit den Partner schonen. Möglicherweise besitzen wir ja sogar die Gabe der Lüge, um nicht an der Wahrheit zugrunde zu gehen. In manchen Fällen sind Lügen erste Mittel der Wahl, findet Wetz: Wer in einer Affäre sexuelle Fantasien auslebt oder aufgestaute erotische Energien auf Seitensprungpfaden ablädt, muss das seinem Partner nicht unbedingt unter die Nase reiben.

Eine Kultur des liebevollen Lügens kann bisweilen sogar beziehungsrettend wirken. Wenn der sexuelle Hunger andernorts klammheimlich gestillt wird, kann die Kernbeziehung durchaus davon profitieren. Weil sie nämlich nicht mehr unter dem Druck steht, alle Bedürfnisse befriedigen zu müssen. Fazit: Manchmal kann es besser sein, seinen Partner heimlich zu betrügen, als ihn gleich zu verlassen.

Porträt der Liebe als altes Gefühl

Es liege, schreibt Wetz, in der Natur des menschlichen Verlangens, dass jede Liebe, Lust und Leidenschaft das Versprechen auf dauerhafte Befriedigung brechen müsse. Darum dränge das Begehren regelmäßig aus jeder Partnerschaft hinaus. Resultat sei eine dunkle Hinterbühne der Untreue und des Betrugs, auf der sich im Schatten der hellen Vorderbühne aus Treue und Anstand ein Abgrund auftue.

Vereinfacht gesprochen heißt das: Keine Beziehung vermag all unsere Gelüste zu stillen, jeder Mensch trägt in sich eine Fülle an erotischen Subbedürfnissen, die unter der Oberfläche moralischer Integrität ihr eigenes Süppchen kochen.

Und wo führt das hin? Genau: Der eine lebt erotische Sehnsüchte irgendwie neben der Kernbeziehung aus, der nächste unterdrückt alle in ihm schlummernden Triebe um der Treue willen, ein anderer nimmt sich irgendwann ohne Rücksicht auf Beziehungsverluste die Freiheit, seinen intimsten Wünschen Treue zu erweisen. Alle Arten der Bewältigung dieses Sexdilemmas sind in Ordnung, sie können durchaus koexistieren.

Die Lust im und am Leben sollten wir als kostbare Dreingabe zum Alltagseinerlei würdigen – und ihr Raum zur Entfaltung geben. Dieses Buch kann der erste Schritt zu einem genussvollen Ausleben verborgener Triebe sein. Viel Spaß dabei!

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