Ausgespannt – ist es Verzweiflung, Vorsehung oder Vorsatz, wenn jemand sich an einen vergebenen Partner heranmacht?

Einen vergebenen Partner erobern: Tabu oder letzte Chance?

Weltweit beginnt angeblich jede fünfte Langzeitbeziehung, während einer der beiden Partner noch in einer festen Beziehung ist. Einen gebundenen Mann oder eine gebundene Frau zu erobern, scheint also ein verbreitetes Phänomen zu sein. Ist das verständlich oder verdorben?

»Wenn die Balance zwischen ruhiger, emotionaler Heimat und aufregender Leidenschaft nicht mehr stimmt, dann erwacht die Unruhe. Das Gefühl, etwas zu verpassen. Und die Anfälligkeit für fremde Verführungskünste.«

Ulrich Clement

Die Themen dieses Beitrags:

Kurzgefasst: Jede fünfte Beziehung fängt an, während ein Partner noch fest gebunden ist. Dabei wird oft »ausgespannt«. Für die einen ist das ein absolutes Tabu, andere finden es legitim, sich so einen gebundenen Partner zu erobern. Wer trotz Beziehung auf Flirts eingeht, hat meist Gründe – eine unglückliche Partnerschaft oder Sexfrust etwa. Und wer es auf die Eroberung von verheirateten Frauen oder Männern abgesehen hat, tut dies oft auch mit Hintergedanken. Beide verbinden auch bestimmte Charaktermerkmale, diese Menschen sollen unter anderem wenig Verantwortungsgefühl, dafür aber großes Interesse an Sex haben.

Was steckt dahinter: Verzweiflung, Vorsehung oder Vorsatz?

Das ist objektiv schwer zu sagen. Denn nicht jeder kommt auf dem direkten Weg zum Partner. Allein schon die Art, wie wir potenzielle Beziehungsgefährten kennenlernen, zeigt, wie hoch das Risiko ist, einem vergebenen Partner zu begegnen: Laut Jacobs-Studie haben sich 27 Prozent der Partner im Freundeskreis kennengelernt, 11 Prozent traf der Liebesblitz bei der Arbeit, 6 Prozent fanden sich in der Nachbarschaft.

 

Freundeskreis, Job, Nachbarschaft – das sind alles Orte, an denen sich nicht unbedingt Frauen und Männer tummeln, die auf Liebessuche sind. Trotzdem kann es gerade hier zu aufregenden Begegnungen kommen. Zumal diese Locations beste Voraussetzungen bieten, Liebesgefühle munter sprießen zu lassen: Nähe, Vertrautheit und Häufigkeit spielen beim Verlieben eine große Rolle. Wer sich häufig begegnet, gemeinsame Projekte oder Interessen hat, kommt leichter ins Gespräch und kann dabei seine Gefühlsfühler ausstrecken.

So hält die Amerikanerin Shirley Glass Freundschaften und Jobbekanntschaften für sehr gefährlich – hier kann man sich schnell einen gebundenen Partner einfangen. In Die Psychologie der Untreue schreibt Glass, vor allem enge Freundschaften würden die Gefahr mit sich bringen, zu intim zu werden und die Grenzen zu einer Affäre zu überschreiten. Oft unbeabsichtigt: Ihren Studien zufolge beginnen rund 82 Prozent der Affären als ganz normale Sozialkontakte mit Nachbarn oder Arbeitskollegen.

Von Zufall bis Poaching – vom Abwerbern und Wildern

Oft begegnen sich zwei Menschen zu einem Zeitpunkt, der zwar aus partnerschaftlicher Sicht eher ungünstig ist. Aber emotional einfach perfekt. Dann stellt sich immer die Frage: Das Alte zurücklassen und etwas Neues wagen? Viele folgen dann ihren Gefühlen – denn heutzutage meinen wir alle, einen Anspruch auf Liebesglück zu haben und sind nicht grundsätzlich bereit, auf die Erfüllung unserer Sehnsüchte zu verzichten.

Aber dann gibt es diejenigen, die es bewusst darauf anlegen, verheiratete oder liierte Männer und Frauen zu erobern. Eine Taktik, die offensichtlich nicht völlig tabu ist.

  • So kommt eine amerikanische Studie zum Ergebnis, dass Ausspannen weltweit vorkommt.
  • Überall ist zu beobachten, dass Menschen anderen den Partner abwerben wollen – vor allem die Westeuropäer tun es gerne: 56 Prozent der befragten Männer und 46 Prozent der Frauen haben demnach mindestens schon einmal versucht, einen vergebenen Partner zu verführen.
  • Gerade Frauen sollen häufiger Versuche starten, einen Mann zu erobern, der offensichtlich in festen Händen ist. Dafür hat sich in Fachkreisen der Begriff »Mate Poaching« eingebürgert – salopp übersetzt heißt das »Partner-Wilderei«. Gemeint ist das gezielte Anbaggern von vergebenen Freunden, Kollegen oder Bekannten.
  • Dabei scheint es sich nicht um Einzelfälle zu handeln. Immerhin gaben in einer Studie rund 87 Prozent aller gebundenen deutschen Männer an, schon mindestens einen derartigen Anmachversuch erlebt zu haben.

Wer tut es und wer macht mit? Erklärungsversuche für Ausspannattacken

Not oder nötig? Verrufen oder verzweifelt? Gründe dafür, dass jemand einen vergebenen Partner erobern möchte, gibt es viele. Und Erklärungen dafür, dass diese Eroberungsversuche erfolgreich sind, auch. Denn wie wir alle wissen, gehören immer zwei dazu – egal, ob es sich um eine Beziehung, eine Affäre oder einen Seitensprung handelt. Wo es jemanden gibt, der anmacht – also so etwas wie einen Täter – muss es zwangsläufig auch jemanden geben, der auf die Taktik anspringt – also eine Art Opfer. Letzteres hat aber nicht automatisch leicht reden, weil es sich auf die Attacken des Täters berufen kann.

Typische Charaktermerkmale von Liebeswilderern

Dass Ausspannpläne aufgehen, hat Gründe: Bei beiden Seiten müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Forscher meinen, es gehören besondere Persönlichkeitsmuster dazu – sowohl beim Wilderer, als auch beim Begehrten, der sich bereitwillig abwerben lässt. In ihrer Studie fanden Wissenschaftler der Bradley University heraus, dass die Liebeswilderer typische Charaktermerkmale aufweisen: Sie haben ein geringes Verantwortungsgefühl, sind oft untreu und eher unverträglich im sozialen Sinne, und haben außerdem ein besonderes Interesse an Sex. Außerdem schätzen sie romantische Alternativen im Gegensatz zu ihrem Partner als hochwertiger ein und schauen sich außerhalb ihrer Beziehung gerne nach sexuellen Alternativen um.

Das Erstaunliche ist: Genau diese Eigenschaften finden sich oft auch bei Menschen, die sich leicht abwerben lassen. Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip können hier also zwei Menschen aufeinander treffen, die beide offen für Verführung sind, und von denen sich einer in einer Beziehung befindet, die ihm nicht (mehr) viel bedeutet.

3 Gründe, warum vergebene Partner interessant sind

1. Beziehung? Scheint mit dem ja zu klappen

So viele potenzielle Partner, so viele beziehungsunfähige – viele Menschen argwöhnen ab einem bestimmten Alter, ledige Liebeskandidaten seien schlichtweg unvermittelbar oder eben die berühmt-berüchtigten Restposten auf dem Partnermarkt. Wer schon einige Jahre in einer festen Partnerschaft vorzuweisen hat, erbringt damit einen hieb-und stichfesten Beweis, dass er sich fest binden kann. Ein Punkt, der Vergebene besonders schmackhaft macht – hier scheint das Risiko geringer, einen grundsätzlich bindungsunsicheren Partner zu erwischen.

2. Letzte Chance fremdes Liebesgehege

Die Freunde sind längst verheiratet, selbst die jüngere Schwester ist fest liiert – und man selbst ist mit 30 Plusplus noch zu haben. Singles sondieren wird zunehmend schwerer, meist trifft man auf Paare, Einzelpartner oder eben Unvermittelbare. Was bleibt einem also anderes übrig, als den Kreis der potenziellen Liebesobjekte ein wenig auszuweiten und schlichtweg etwas offener zu definieren? Also nicht gleich jeden verheirateten Gesprächspartner auszusortieren, sondern einfach ergebnisoffen an die Sache heranzugehen? Nach dem Motto: »Schauen wir mal« kann man durchaus sein Glück auch bei Vergebenen versuchen.

3. Guck mal, wie toll ich bin!

Ein Reiz beim Flirten besteht darin, dass es einem gelingt, mit Blicken, Worten und Gesten einen Menschen in den Bann zu ziehen – herrlich. Das Gefühl dockt Experten zufolge direkt an unsere genetische Programmierung an: Über das Flirten checken wir unseren Marktwert, vergewissern uns, dass wir für andere noch als Fortpflanzungspartner in Frage kommen und pushen damit unser Selbstwertgefühl über unsere sexuelle Anziehungskraft. Vergebene Partner sind diesbezüglich eine ganz besondere Herausforderung. Denn hier liegt die Hürde deutlich höher, als bei ungebundenen Flirtpartnern. Immerhin gilt es, in den Vergleich mit dem Partner einzusteigen und besser abzuschneiden. Für manch einen Ausspanner ist das ein zugkräftiger Anreiz, mit Vorliebe fest liierte Frauen oder Männer anzubaggern.

3 Gründe, warum vergebene Partner zu haben sind

1. Unzufriedenheit kommt vor dem Fremdverlieben

Jetzt aber mal zu der anderen Seite: Nicht jeder, dem eindeutige Avancen gemacht werden, geht darauf ein. Gegen einen harmlosen Flirt, der das Selbstbewusstsein stärkt, scheint wenig einzuwenden zu sein – sofern der Weg des Fremdflirters wieder ins heimische Bett führt und nicht in das Gemach des Ausspanners. Wenn dies aber der Fall ist, trägt auch der Ausgespannte Verantwortung. Denn meist, das meinen Paartherapeuten, geht einem erfolgreichen Anmachversuch etwas voraus. So sagt etwa Ulrich Clement, Autor von »Wenn Liebe fremdgeht«, nur eine defizitäre Beziehung biete Raum für einen Seitensprung. Herrsche in der Partnerschaft schon lange ein Ungleichgewicht, dann könne die Unruhe erwachen – und die Anfälligkeit für fremde Verführungskünste steige. Genau dann haben Fremdflirter gute Karten, denn der vergebene Partner ist äußerst empfänglich für die Annäherungsversuche.

2. Erst die neue Chance, dann die fällige Trennung

Manche Menschen halten es ziemlich lange in einer ziemlich unglücklichen Beziehung aus – mag es Gewohnheit, Pflichtgefühl oder einfach Bequemlichkeit sein. Nicht jeder schafft es, einer unbefriedigenden Partnerschaft Lebewohl zu sagen, meist hat man sich dann doch mehr oder minder behaglich eingerichtet oder sich zumindest irgendwie arrangiert.

Das erklärt wohl auch, warum jeder achte Deutsche Umfragen zufolge an seiner Beziehung zweifelt: Fest gebunden sein bedeutet nicht zwangsläufig, glücklich liiert zu sein. Jeder Vierte sogar gibt an, seine Partnerschaft aufzugeben, wenn der echte Traumpartner über den Weg läuft. Solange der noch nicht auf der Blidfläche erschienen ist, bleibt die Beziehung unangetastet – taucht aber ein möglicher Traumpartner auf, ist es mit der Treue nicht mehr weit her. Paartherapeut Roland Kopp-Wichmann hält sogar manch eine Affäre für eine regelrechte Exitstrategie. Als Ausstiegsaffären bezeichnet er in »Fremdgegangen? Wege aus dem Chaos« Seitensprünge, die in erster Linie den Zweck haben, eine Trennung einzuleiten. Dann kommt der Ausspannversuch wie gerufen: Denn er entlastet den vergebenen Partner, weil er einen Ausweg aus der unglücklichen Beziehung quasi auf dem Silbertablett serviert bekommt.

3. Sauberer geht nicht: sich ausspannen lassen

Es hat ja auch seine Vorteile, zum Ausspann-Opfer zu werden – man ist nunmal auserkoren worden und kann kaum widerstehen. Derartige Schlussfolgerungen machen das Fremdgehen zu einer moralisch nicht ganz so verwerflichen Angelegenheit, könnte man meinen. Wir sind alle nur Menschen, sich den Verführungskünsten eines gewieften Wilderers zu widersetzen, ist gar nicht so leicht. Und vielleicht auch etwas, was der Partner – sofern man mit ihm die Beziehung fortführen möchte – eher verschmerzen und somit auch besser verzeihen kann, als eine perfide eingefädelte Affäre.

Fazit: Macht man nicht! oder: keine Rücksicht auf Verluste?

Für viele ist und bleibt es ein absolutes No-Go: den Partner eines anderen anmachen. Mehr als 52 Prozent der Deutschen halten es einer Umfrage von seitensprung-fibel.de für unverzeihlich, wenn der Partner Sex mit einer anderen Person hat. Erschwerend kommt für viele hinzu, wenn diese andere Person aus dem näheren Umfeld stammt – ganz übel wird es, wenn der Freund oder die Freundin versucht, den Partner auszuspannen.

Spätestens da hört es für die meisten auf. Denn damit ist ein doppelter Vertrauensbruch gegeben: Jemand ist in das eigene Liebesrevier eingedrungen. Das ist nun aber kein Grund, eifersüchtig alle Kontakte des Partners zu beäugen und ihn eingehend zu kontrollieren. Besser sollten Sie ein Auge auf den Zustand Ihrer Beziehung haben und sich von Zeit zu Zeit fragen, wie zufrieden Sie damit sind – und wie es diesbezüglich Ihrem Partner geht. Je unbefriedigender die eigene Beziehung ist, umso gefährlicher können Versuchungen erotischer Art werden.

  • Tatsache ist wohl: Beziehungen, in die sich so leicht ein anderer einschleichen kann, sind höchstwahrscheinlich nicht glücklich – zumindest für einen der Partner. Wer auf die Avancen eines Außenstehenden eingeht, braucht entweder die Bestätigung für seine Attraktivität, hat Defizite emotionaler oder sexueller Art, will den anderen eifersüchtig machen oder sucht den Ausweg aus einer unglücklichen Beziehung.
  • Tatsache ist wohl: Wer sich aus Versehen in jemanden verliebt, der in einer festen Beziehung ist, muss entscheiden, wie groß die Gefühle sind und ob es sich lohnt, um den vergebenen Partner zu kämpfen. Wer es immer wieder darauf anlegt, anderen den Partner auszuspannen, tut dies wohl selten aus ehrenwerten Motiven. Oft stecken auch Geltungsbedürfnis, Neid oder auch Bindungsunfähigkeit dahinter.

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