NUR JEDER 10. MANN TRENNT SICH VON FRAU UND KINDERN

Zwei Frauen die um einen Mann konkurrieren

Geliebte sein: Lohnt es sich zu kämpfen – und wofür?

Nicht jede Geliebte gibt sich auf Dauer mit einem Dasein als Zweite Geige zufrieden. Also beginnt sie zu kämpfen, allen Moralvorstellungen von Familie und Ehe zum Trotz. Verständlich, denn schließlich ist nicht sie für den Betrug an der hintergangenen Ehefrau verantwortlich, sondern der Ehemann. So erklärt es sich auch, dass betrogene Ehefrauen, wenn sie hinter die heimliche Beziehung kommen, kaum Wut auf die Geliebte empfinden, dafür auf den fremdgehenden Mann.

Ex-Kanzler Schröder verließ seine Frau für die Journalistin Doris Köpf. Der tschechische Ministerpräsident bekannte sich nach 27 Jahren Ehe in einer Presse-Erklärung zu seiner Geliebten Lucie, mit der er auch zusammenlebt. Die beiden sind inzwischen glückliche Eltern – und die Ex-Ehefrau des Politikers wünschte ihnen sogar alles Gute. In beiden Fällen gab es keinen »echten Kampf«, sondern eine einvernehmliche Trennung der Ehe. Was, wenn das nicht der Fall ist? Eine Ehefrau entwickelt unter Umständen eine gewisse Gelassenheit, wenn sie mitbekommt, dass ihr Mann mal wieder »heimlich anderweitig aktiv« ist. Nach dem Motto »er kommt eh wieder« kann sie das Problem aussitzen, wenn sie an der Ehe festhalten will. Die Geliebte hingegen befindet sich ständig im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und Glücksgefühl. Eine Ausnahme bilden Frauen, die sich bewusst mit einem verheirateten Mann einlassen und außer heimlichen schönen Stunden gar keine Zweisamkeit möchten.

In jedem Fall muss die Geliebte damit leben, dass die Verabredung zum Dinner oder zum heimlichen Wochenende in letzter Minute gecancelt wird. Weil Familien-Angelegenheiten wie masernkranke Kinder, Schwiegermutter-Geburtstag, ein Termin beim Steuerberater oder Elternabend immer Vorrang haben. Sie muss es aushalten, dass ihr Geliebter an Weihnachten den Ehemann spielt, ertragen dass Sie Ostern, Silvester und weitere besondere Feiertage immer ohne ihn verbingen muss. Dennoch werden Geliebte gerne als Familienzerstörerinnen bezeichnet. Die daraus resultierenden Schuldgefühle erleichtern wiederum dem Ehemann das Aufrechterhalten der Dreiecksbeziehung. Was könnte eine Geliebte einem tränenumflorten »Schatz, ich kann doch meine Frau nicht mit den Kindern im Stich lassen, das bringe ich nicht fertig!« schon entgegensetzen?

Die Angst der 2. Geige vor dem Soloauftritt

Noch einmal: Jeder zehnte Mann trennt sich für seine Geliebte. Was für die Geliebte Nr. 10 ja immerhin ein Grund zum Feiern sein müsste. Doch statt dessen stellt sich bei mancher frischgebackenen Solistin statt der erwarteten Euphorie ein Unruhezustand ein. Die neue Partnerschaft basiert auf einer Lüge. Auf Betrug, Doppelleben. Wird er es wieder tun? Ist der Kampf wirklich zu Ende? Lässt sich die »Komponente Betrug« aus dem Alltag streichen? Oder wird aus der neuen Solistin irgendwann eine betrogene Partnerin, sobald aus der magischen Schattenbeziehung eine Alltagsbeziehung geworden ist?

Auf männlicher Seite findet etwas Ähnliches statt. Noch mitten im Verlustschmerz über das nicht mehr vorhandene Zuhause prasseln neue Eindrücke auf den Mann ein: Die ehemalige Geliebte empfängt ihn nicht aufgestylt und mit Sektglas, sondern verschwitzt im Schlabber-Outfit nach dem Joggen. Oder mit Stress am Arbeitsplatz, einer Autopanne, PMS, Scheidungspapieren auf dem Tisch, Ärger über Aktienverluste, Sorgerechtsstreit – kurz gesagt: mit allem, was bisher feinsäuberlich weggeblendet wurde.

Vom umkämpften Hauptgewinn zum einsamen Mann

Fatal sind die Folgen einer Schattenbeziehung, wenn gar keine Entscheidung getroffen wird. Die Spannung im Dreieck aus unerfüllter Sehnsucht der Geliebten zum Mann, aus Unsicherheit und Ahnungen seitens der betrogenen Ehefrau und Zerrissenheit des Mannes steigert sich. Langsam, kontinuierlich. Das kann Jahre dauern, doch eines Tages ist es soweit: Sie entlädt sich.

Dann geht oft alles sehr schnell. Die Ehefrau will Gewissheit und filzt das E-Mail-Fach ihres Mannes, prüft Kontobewegungen, entdeckt Ungereimtheiten, Hotelrechnungen. Oder die Kinder schnappen einen Hinweis auf - und erwähnen dies beim Sonntagskaffee. Oder die Geliebte beendet die Schattenbeziehung zugunsten einer Tageslichtliebe. Oder die Ehefrau nimmt Kontakt zur Geliebten auf, und beide Frauen verlassen den Mann. Neu gemischt werden die Karten, wenn die Ehefrau gute Miene zum doppelten Spiel macht - und ihrerseits eine Beziehung zu einem Schattenmann beginnt.

Gibt es eine Chance auf ein Happy-End?

Der Kampf zwischen Ehefrau und Geliebter verläuft als Spirale aus Lüge, Betrug, Machtspielchen und Verletzungen. Selbst wenn irgendwann eine Entscheidung getroffen wird: Auf diesem Schlachtfeld gibt es keine Sieger. Die einzige Möglichkeit einer friedlichen Lösung heißt Offenheit. Und dafür hat der fremdgehende Ehemann zu sorgen. Sprich, »Mann« sollte in alle Richtungen ehrlich sein. Zur Geliebten, was Zukunftspläne angeht. Zur Ehefrau, damit sie frei entscheiden kann, ob sie an der Ehe festhält oder geht. Und natürlich zu sich selbst. Echte Liebe wächst nun einmal nicht im Schatten, sondern braucht Authentizität, Ehrlichkeit, Vertrauen – eben viel Licht.

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