Ich bin seine Geliebte. Sollte ich seiner Ehefrau von unserer Beziehung erzählen?

Wer klug ist, genießt und schweigt – trifft das auch zu, wenn Sie als Geliebte ein Schattendasein im Leben eines verheirateten Mannes führen? Kommt drauf an: Affären mit verheirateten Männer sind aufregend, sexy und ungemein spannend. Denn sie spielen sich zumindest anfangs ganz im Verborgenen ab, heimlich lebt man seine Lust aus mit jemandem, der doch eigentlich vergeben ist. Und genau das kann irgendwann zu einer urgewaltigen Belastung werden, besonders für die Geliebte. Frauen, das belegen Statistiken und Umfragen, manövrieren sich öfter in die Lage der Geliebten als Männer. Mag es am weiblichen Durchhaltevermögen liegen, am femininen Hoffnungspotenzial oder einfach an der romatischen Ader: Frauen neigen eher dazu, sich über längere Zeit hinweg mit der Rolle der Schattenpartnerin zu begnügen. Was tun, wenn die Liebe groß, aber der Kummer noch größer ist? Wenn der Geliebte der Gattin weiterhin die Affäre verheimlichen und also bis zum Sanktnimmerleinstag ein Liebesdoppelleben zu führen gedenkt? Hat eine Ehefrau das Recht zu erfahren, dass Sie betrogen wird? Sollte die Geliebte selbst in die Offensive gehen und der Heimlichtuerei ein Ende setzen? Weiter lesen

#1 ANTWORT

Resümee aus dem Buch: Hallo, ich liebe Ihren Mann

Unbedingt, finden Karin Müller und Henri Guttmann. Sie fordern in Ihrem Buch »Hallo, ich liebe Ihren Mann«: Weg mit dem Gejammer und Gezeter – her mit der schonungslosen Ehrlichkeit. Die Geliebte sollte die Verhältnisse offenlegen, besprechen, wie man damit umgehen kann oder eben nicht. Und Konsequenzen ziehen. Es braucht immer drei, schreiben die Journalistin und der Psychologe, um Affären überhaupt am Leben zu erhalten: Einen Ehepartner, der lieber nichts wissen will, einen weiteren Ehepartner, der sich zu kurz gekommen fühlt, und eine dritte Person, die dieser «Ménage-à-trois» Leben einhaucht. Ein Geständis würde dieses filigrane Dreiergerüst ins Wanken bringen, aber das Leid für alle Beteiligten vielleicht auch lindern. Die meisten Affärenmänner scheuen diesen Schritt jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Sie bevorzugen ein Zweitleben im Verborgenen. Und schon ist die Schattenfrau geboren, die sich in der Öffentlichkeit nicht mit ihm sehen lassen darf oder so tun muss, als wäre sie nur eine Bekannte. Sie tickt ab sofort nach der Agenda des Geliebten. Nun sollte, raten die Autoren, die Geliebte Schluss machen mit falschen Hoffnungen. Feigheit verwandelt sich nur selten in Mut. Den muss die Geliebte schon selbst aufbringen und sollte zum Hörer greifen und die Ehefrau anrufen.

Autor: Karin Müller
Buch: Hallo, ich liebe Ihren Mann

#2 ANTWORT

Resümee aus dem Buch: Wenn Liebe fremdgeht

Zu viel Offenheit, meint dagegen Ulrich Clement, ist unter Umständen eher kontraproduktiv. Die Entscheidung, eine Affäre geheimzuhalten, so schreibt der Paartherapeut in seinem Buch Wenn Liebe fremdgeht, habe Konsequenzen. Zum Beispiel müsse man die Bereitschaft zum Lügen haben. Denn ohne Lügen lasse sich die Affäre nur kurzfristig geheim halten. Wer verantwortungsvoll mit Unwahrheiten oder dem Verschweigen umgeht, muss nicht unbedingt seinen Partner demütigen. Er könne der Situation auch mit Anstand, Würde und Stil entgegentreten. Ähnliches gilt natürlich auch für die Geliebte: Sie sollte sachlich abwägen, was ihr die Offenheit gegenüber der Rivalin bringt: Wird sie den Geliebten damit ganz für sich gewinnen oder den Zauber der Liebesbeziehung zerstören? Sexuelle Treue und Offenheit, mahnt Ulrich Clement, seien relative Güter. Je nach Lage der Dinge müssten sie gegen andere Werte abgewogen werden. Das bedeutet mehr Entscheidungsfreiheit. Aber auch mehr Verantwortung für das eigene Handeln. Im Klartext bedeutet das: Ehe Sie als Geliebte der betrogenen Ehefrau reinen Wein einschenken, sollten Sie die Konsequenzen Ihrer Offenheit bedenken.

Autor: Dr. Ulrich Clement
Buch: Wenn Liebe fremdgeht

#3 ANTWORT

Resümee aus dem Buch: Schattenliebe – Nie mehr Zweite/r sein

Auch Gerti Senger sieht die schonungslose Offenlegung gegenüber der betrogenen Ehefrau kritisch, auch wenn sie keine ausdrücklichen Empfehlungen für die Geliebte ausspricht. Schattenbeziehungen, schreibt sie in »Schattenliebe – Nie mehr Zweiter(r) sein«, enstehen oft dadurch, dass sich einer »heimlich anschleicht«, sich zuerst mit wenig zufrieden gibt und dann immer mehr erwartet und verlangt. Die Geliebte, die sich aus strategischen Gründen dazu durchringt, der Ehefrau das illegitime Verhältnis mit ihrem Mann unter die Nase zu reiben, setzt unbewusst erpresserische Methoden ein. Welcher Erpresser, fragt Gerti Senger ganz provokativ, wird aber von seinem Opfer schon geliebt? Wenn die Offenheit dazu führen soll, dass der Geliebte sich scheiden lässt und zur Schattenfrau überläuft, kommt sie einer massiven Erpressung gleich, die eher zur Beendigung der Affäre führen dürfte, als zu einem Happy End.

Autor: Prof. Dr. Gerti Senger
Buch: Schattenliebe –  Nie mehr Zweite/r sein

#4 ANTWORT

Resümee aus dem Buch: Die Geliebte – Was es heißt die Andere zu sein

Unter der Dreieckskonstellation Ehefrau – Ehemann – Geliebte haben alle zu leiden, aber bei der zur Passivität verdammten Geliebten ist dieser Leidensdruck am allergrößten, das weiß Maja Langsdorff aus eigener Erfahrung. Und es gebe keine für alle Beteiligten befriedigende Lösung, solange wir alle an der Monogamie als Ideal festhalten, fasst sie das Dilemma in ihrem Buch »Die Geliebte – Was es heißt die Andere zu sein« zusammen. Lügen seien in diesem Zusammenhang auch keine Lösung, nur ein Hilfsmittel, um eine eigentlich untragbare Situation sinnlos auszudehnen. Dass laut Statistik nur eine von zehn Geliebten das zweifelhafte Glück beschieden ist, von der »Anderen« zu der »Einen«zu avancieren , sollte frau zu denken geben: Vielleicht ist die Liebesaffäre ohnehin endlich. In jedem Fall sei es besser, neue Wege zu suchen, als schicksalsergeben auf den glücklichen Zufall zu hoffen. Wer als Geliebte nicht länger leiden will, muss sich unter Umständen radikal aus dem Affärenschlamassel befreien – aktiv werden hilft in jedem Fall aus dem Gefühlslabyrinth. Eine offene Aussprache mit der Frau ihres Geliebten kann da vielleicht auch hilfreich sein. Muss aber nicht.

Autor: Maja Langsdorff
Buch: Die Geliebte: Was es heißt die Andere zu sein

#5 ANTWORT

Resümee aus dem Buch: Die Kirschen in Nachbars Garten

Ein Dauerbrenner sei die Frage danach, ob der bzw. die Betrogene über die heimliche Liebschaft aufgeklärt werde sollte oder lieber nicht. Julia Onken, die Grande Dame der Beziehungsratgeberliteratur, schreibt in »Die Kirschen in Nachbars Garten«,FremdgehpartnerInnen unterlägen nicht selten den gleichen Fehlern wie die Betrogenen: Sie richten den Scheinwerfer auf andere. Erklärungen wie: »Ich möchte ihr die Wahrheit nicht zumuten« sind regelrechte Scheinargumente, die doch nur hinauszögern können, was ohnehin irgendwann einmal passieren muss: Die Bombe platzt und die Affäre kommt raus. Warum sollten Sie als Geliebte da vorgreifen? Den perfekten Seitensprung gäbe es nicht, so Onken, Diskretion könne natürlich eine Maßnahme sein, um die Schmerzfrequenz bei der Betrogenen niedrig zu halten. Wenn allerdings der Leidensdruck offensichtlich zu groß wird, rät Onken den FremdgängerInnen selbst dazu, reinen Tisch zu machen: Sie sollten Verantwortung übernehmen und dafür die ganze Wahrheit offenbaren. Sie als die Affäre sollten sich wohl Julia Onken zufolge da eher ein wenig bedeckt halten.

Autor: Julia Onken
Buch: Die Kirschen in Nachbars Garten

DAS SAGT DIE STATISTIK

Fazit: Sollte die Geliebte selbst in die Offensive gehen und der Heimlichtuerei ein Ende setzen?

Tja, liebe Leute: Wer das große Beichten eröffnet und der betrogenen Partnerin seines aktuellen Gspusis die Augen über die Untreue des Mannes öffnet, tritt unter Umständen eine wahre Lawine los. Und ist damit den Geliebten schneller los, als sie denken kann. Das lässt sich zumindest aus Umfragen schließen: Das Institut Emnid fragte für die Zeitschrift «Lisa» rund 470 Männer und Frauen, was sie tun würden, wenn sie von einem Seitensprung ihres Partners erfahren würden. 55% der Männer und 46% der Frauen sagten, sie seien bereit, den Seitensprung zu verzeihen. Nur 26% der Männer würden sich von ihrer Partnerin trennen. Und 34% der Frauen würden sich vom Mann trennen. Und das Meinungsinstitut Forsa befragte 500 Frauen in Deutschland, was für sie ein klarer Trennungsgrund wäre. 86% der Frauen antworteten, wenn sie von der Affäre erfahren würden und der Partner würde sie nicht beenden. Und immerhin 50% der Frauen würden einen Seitensprung verzeihen, wenn er gebeichtet würde. Also bleibt, schenkt man der Statistik Glauben, schon eine Chance darauf, mit dem Geständnis der betrogenen Ehefrau gegenüber endlich zum Liebesziel zu gelangen. Das Gegenteil, nämlich das Ende der schönen Affäre, ist aber wesentlich wahrscheinlicher.


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pionier || 28.04.2014 23:04:57

Die Frage ist, ob dieser Rat nicht auch einen unzulässigen Eingriff in die Privatssphäre des Betrügers bedeutet (der im Prinzip auch eine Frau sein kann, denn nicht nur Männer gehen fremd!). Denn letztlich wird eine Geliebte ja nur zur Geliebten dadurch, dass sie den Schwindel mitträgt. Woher sie nun ein Recht erwirkt, ohne Einverständnis des dann geschädigten Fremdgehers in dessen (womöglich auch durch Kinder geprägten) familiären Schutzraum einzudringen, bleibt mir schleierhaft. Zumindest teile ich die selbstverständliche Bejahung der Autoren nicht. Ich denke, die einzige wirklich legitime Art, zu reagieren wäre es, selbst Abstand zu nehmen. Dann muss der Betrüger/die Betrügerin selbst entscheiden, was er/sie will - den Partner ohne Affaire, oder eben die/den "Neue(n)".


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