Unser Buchtipp der Psychologin Julia Onken

Die Kirschen in Nachbars Garten: Von den Ursachen fürs Fremdgehen und den Bedingungen fürs Daheimbleiben

Kurzbeschreibung

Fremdgehen, Seitensprung, Treuebruch – haben Sie schon einmal über die tiefere Bedeutung dieser Worte nachgedacht? Klar: Alle haben etwas mit Liebe im weitesten Sinne zu tun und alle werden gemeinhin negativ aufgefasst. Sie rufen Bilder in uns hervor, wecken Ängste, aber auch Begehrlichkeiten. Hinter den Namen, die wir dem Phänomen geben, steckt eine Botschaft, meint Julia Onken. Nämlich die, dass sich unser Wunsch nach Liebeserfüllung bisweilen einen radikalen Weg sucht: in der Beziehung (Fremdgehen), neben der Partnerschaft (Seitensprung) oder als Ausweg daraus (Treuebruch).

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An wen richtet sich die Buchempfehlung?

Glauben Sie, dass Seitensprünge nur den anderen passieren? Dann sollten Sie dieses Buch lesen. Die erfahrene Psychologin Julia Onken räumt darin auf mit der irrigen Annahme, Fremdgehen passe in irgendein zwischenmenschliches Raster und sei damit nur eine Gefahr für bestimmte Paare. Jeden von uns kann es in jeder Lebensphase treffen, die Gründe sind so vielfältig wie die Arten des Nebenliebens selbst. Wenn Sie erfahren möchten, warum wir es so häufig tun, auch wenn beim Fremdgehen etliche Konflikte vorprogrammiert sind, dann finden Sie bei Julia Onken viel Wissenswertes zu den Hintergründen rund um Seitensprünge, Affären und Co.

Erkenntnisse aus diesem Sachbuch

Zugegeben – dieses Buch hat schon einige Jahre auf dem Buckel, erstmals erschien es 1997. Im Kern ist Julia Onkens Sachbuch aber topaktuell: Es geht um die uralte Frage, warum wir fremdgehen. Onken liefert Antworten darauf. Aber ohne zu moralisieren oder zu werten. Eingebettet in Geschichte(n) mit viel Humor und Lebensweisheit plaudert Onken über die Liebe im Allgemeinen und Seitensprünge im Besonderen. Und gibt ganz nebenbei Ratschläge, wie man aus einem Liebesbetrugsdilemma herausfinden kann.

 

Produktinformationen

  • Titel: Die Kirschen in Nachbars Garten: Von den Ursachen fürs Fremdgehen und den Bedingungen fürs Daheimbleiben
  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Goldmann Verlag (1. Mai 1999)
  • ISBN-10: 3442150264
  • ISBN-13: 978-3442150267
  • Preis: gebraucht ab EUR 0,40

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Ausführliche Beschreibung

Vom Liebesnaschen in fremden Lustgärten

Wer fremd geht verlässt vertrautes Terrain und begibt sich in unbekannte Liebesgefilde. Der Begriff Seitensprung kaschiert geschickt etwas doch Unschönes mit einem hübschen Wort. Und suggeriert zugleich, dass jemand mal eben nebenraus hüpft, aber insgesamt nicht vom richtigen Liebesweg abkommt.

Sich etwas umsehen, »voir à côté« heißt es im Französischen, wenn einer in seiner Beziehung ausschert. Und die Schweizer fressen sich »unter oder über den Hag«, also die Hecke, wenn einer dem anderen untreu wird. Auch die deutsche Phrase »Kirschen in Nachbars Garten pflücken« geht in diese Richtung: Zu Hause wird gegessen, bei großem Appetit ist ein bisschen Mundraub nicht ausgeschlossen.

Die Art, wie wir über Seitensprünge sprechen, spiegelt unsere Einstellung, schreibt Onken. Wer sich eines Liebesbetrugs schuldig macht, kommt vom rechten Weg ab. Denn Treue gelte in unserer Kultur nach wie vor als hoher ethischer Wert, den zu brechen unehrenhaft sei. Und da wir zu moralischem Gehorsam neigen, leisten wir diesem Wert oftmals blind Folge. »FremdspringerInnen« nennt die renommierte Therapeutin Menschen, die im Laufe ihrer Beziehung außerhäusige Liebschaften haben. Oft urteilen wir über sie ohne viele Informationen über das wieso, weshalb, warum zu haben. Wir schwingen die moralische Keule, obwohl doch auch wir nicht gefeit sind davor, einen anderen Menschen als den oder die Angetraute(n) verführerisch zu finden.

Nur weil einige es schaffen, ihre innersten Bedürfnisse radikal zu unterdrücken und der Versuchung (aus welchen Gründen auch immer) nicht nachzugeben, dürfen wir uns nicht anmaßen, über die zu richten, denen es dann doch irgendwann in ihrer Liebeslaufbahn »passiert«.

Seitensprung: Versuch der Selbstregulation in eigener Sache

Ein klassischer Ratgeber ist dieses Buch nicht. Denn Onken kommt gleich sehr persönlich zur Sache und erzählt eine dramatische Geschichte über Liebe und Betrug, in die sie Theoretisches einbettet. Das macht ihre Ausführungen lebensnah und überaus lebendig.

Fremdgehen, so erklärt Onken anschaulich, sei einmal der Versuch, im seelisch-psychischen Haushalt Defizite und Mängel auszugleichen, um zu einer Balance zurückzufinden. Ähnlich wie unsere Selbstheilungsmechanismen sorge bisweilen unser Selbstregulierungssystem dafür, dass wir übermäßige Spannungen irgendwie abbauen können. Wer in einer Beziehung unglücklich sei, aber innerhalb der Partnerschaft keine geeignete Lösung finde, wird sich vielleicht auf einen Seitensprung begeben. Um eben wieder ein angenehmes inneres Gleichgewicht herzustellen.

Das klingt ein wenig absurd, ist es aber nicht. Kein Mann und keine Frau, behauptet Onken, plane wohlüberlegt von langer Hand den Seitensprung oder grüble ausgiebig im Vorfeld darüber, wie er oder sie liebestechnisch den anderen mal so richtig kränken kann. Es gebe keinen aus böser Absicht begangenen Seitensprung. Der sei letztlich immer als ein Versuch der Selbstregulierung in eigener Sache zu verstehen.

Lasst Zahlen sprechen: Umfrageergebnisse zum Fremdgehen

Hintergrund für Julia Onkens Ausführungen ist eine Fremdgeh-Umfrage, bei der die Psychologin Menschen in Deutschland und der Schweiz zum Thema befragte. 225 ausgefüllte Fragebogen erhielt sie von Frauen, 67 von Männern. Auch wenn die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, belegen sie doch gewisse Trends, die sich in den Neunziger Jahren deutlich abzeichneten.

15 Prozent der Männer und Frauen beispielsweise gaben an, dass sie Treue als wichtig für eine Partnerschaft erachten. 18,5 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer behaupteten, sie würden nicht fremdgehen, weil sie ihren Partner nicht verletzen wollen. Interessanterweise waren laut Onkens Umfrage Seitenspringer ziemlich spontan auf Achse: 74 Prozent der weiblichen und 76 Prozent der männlichen Fremdgeher überließen die Affärenanbahnung eigenen Aussagen zufolge ganz dem Zufall. Nur wenige der Befragten halfen in Sachen Liebesbetrug aktiv nach.

Es war doch nur Sex – das behaupteten 15,5 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer. Dagegen gaben fast die Hälfte der Frauen, nämlich 45,5 Prozent, und immerhin 31,5 Prozent der Männer an, sie wünschten sich bei aushäusigen Beziehungen etwas mehr als nur sexuelle Kontakte. Und wenn wir schon beim Thema Sex sind: Erschreckend wenige Umfrageteilnehmer waren mit dem Sexualleben in ihrer Partnerschaft zufrieden: Nur 9 Prozent der Frauen und 7,5 Prozent der Männer beurteilten ihr erotisches Beziehungsleben als richtig erfüllend.

Nun aber genug der Zahlen. Sie dienen ohnehin nur dazu, ein un(be)greifbares Phänomen zumindest theoretisch zu fassen zu bekommen. So streut Onken die Umfrageergebnisse auch fast beiläufig ein, um Annahmen zu untermauern oder Vermutungen zu entkräften.

Wer ohne Gelüste ist, werfe den ersten Stein

Fremdgehen und Treuebruch, das seien elementare Lebensmanifestationen, schreibt Onken. Wer diese Verhaltensweisen als Defekte interpretiere und böse Absichten unterstelle, verzapfe schlichtweg Blödsinn. Jeder Versuch, die Menschen in gute und schlechte Vertreter ihrer Gattung einzuteilen, muss scheitern. Wir alle, meint Onken, tragen eine große Palette an Liebesmöglichkeiten in uns, die sowohl ins Negative als auch ins Positive hineinreicht.

Wichtig sei, zu verstehen, wie es zu einem Seitensprung kommt. Und zwar muss der oder die FremdspringerIn sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Niemand anders kann diese mühsame Aufgabe übernehmen. Psychologische Theorien, schlaue Deutungsversuche, menschliche Gemeinplätze oder dergleichen sind auch wenig hilfreich. Denn selten gibt es den einen Grund fürs Fremdgehen. Meist ist es eine Kombination aus vielen Komponenten, die Frage nach Schuld erübrigt sich allemal.

Ernüchternde Nachricht mit guter Botschaft

Das Fazit ist denn auch reichlich ernüchternd: PartnerInnen von FremdspringerInnen haben keinerlei Möglichkeiten, den Treuebruch zu verhindern. Denn er hat immer mehr mit der Person selbst als mit anderen zu tun.

Eine weitere Erkenntnis klingt zunächst ebenso entmutigend: Man kann seinen Partner nicht ändern. Wer glaubt, ein Seitensprung ließe sich einfach ad acta legen und qua Versprechen zukünftig verhindern, der irrt. Vielmehr sollte sich der oder die Betrogene erst mal ganz unromantisch fragen, ob er oder sie mit jemandem leben kann und will, den es bisweilen in fremde Gärten zieht. Und der oder die FremdspringerIn muss sich damit auseinandersetzen, warum er bzw. sie diesen Weg gewählt hat.

Wer auf Seitensprungpfaden wandelt oder einen Partner hat, der an Nachbars Kirschbaum nascht, sollte nicht gleich der Liebe den Gnadenstoß versetzen. Über bisweilen schmerzliche Umwege kann diese Erfahrung nämlich auch zu einem neuen Verständnis der Liebe führen.

Man könne, schreibt Onken, einen Seitensprung verschmerzen. Egal, ob man selbst fremdgegangen ist oder betrogen wurde. Vergessen und vergeben mag nicht immer funktionieren, eine Bewältigung dieses verunsichernden Liebeserlebnisses ist aber möglich. Wer über die Liebesaffäre seines Partners hinweg kommen will, sollte den anderen zunächst mal loslassen – und zu sich selbst finden.

Beichten oder schweigen, bleiben oder gehen?

Patentrezepte für den richtigen Umgang mit Affären gebe es nicht, sagt Onken. Wenn es aber dem Fremdspringer gelingt, sich ein möglichst klares Bild der eigenen seelischen Situation zu machen, dann ist ein verantwortungsvoller Umgang mit einer Fremdgeh-Geschichte durchaus möglich.

Vor allem, wenn beide Seiten beherzigen, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, sondern jeder seine Sicht der Dinge hat. FremdspringerInnen fühlen sich vielleicht im Recht, weil sie einen inneren Bedürfnismangel kompensieren wollten. Die Betrogenen hingegen sind zutiefst verletzt durch den Treuebruch. Die Kunst besteht darin, diese Diskrepanz in irgendeiner Form aufzuarbeiten.

Wenn beispielsweise jeder seinen emotionalen Konflikt bei sich belässt und diesen nicht als Schuldzuweisung an den anderen delegiert. Dann kann auch eine Fremdgehepisode dazu führen, dass beide Partner sich emotional weiterentwickeln: ganz für sich allein – und auch zusammen.

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Buchtipp: Die Kirschen in Nachbars Garten

Buchcover:  Die Kirschen in Nachbars Garten: Von den Ursachen fürs Fremdgehen und den Bedingungen fürs Daheimbleiben

Weitere Informationen

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