#1 ANTWORT
Die Affäre ist da – wie geht es weiter? Bei manchen stellt sich die Frage nach wenigen Tagen, andere machen erstmal und denken später, bisweilen zu spät, darüber nach. So banal das auch klingen mag: Das ist einmal Typfrage und außerdem situations- und beziehungsabhängig. Demnach lässt sich auch keine goldene Regel ableiten, findet wohl auch Ulrich Clement. Früher oder später, schreibt er in »Wenn Liebe fremdgeht«, kommen alle Affären an den Punkt, an dem sich die Frage stellt, ob überhaupt und wenn ja wie es weitergehen soll. Und wenn, nicht, wie man die ganze Sache elegant beenden kann. Es gebe, sagt Clement, Beziehungskonstellationen, die Ewigkeiten so funktionieren, weil alle drei Beteiligten etwas davon haben. Ein solcher Affären-Status-Quo habe augenscheinlich ja auch eine Reihe von Vorteilen: Alles bleibt offen, keine Möglichkeit wird verspielt, der untreue Partner muss sich nicht entscheiden. Aber um genau solch eine Entscheidung kommt kaum jemand herum. Irgendwann kann er nämlich aus dem Nichts kommen, der Wendepunkt, an dem dann doch einer mehr will als der andere. Alles eine ziemlich individuelle Frage also.
#2 ANTWORT
Bevor Sie sich diese Frage allen Ernstes beantworten, sollten Sie das Übel vielleicht erstmal an der Wurzel packen. Beziehungsweise Ihre Einstellung der Affäre gegenüber genauer betrachten. Wenn Sie eine Affäre haben, dann muss das so sein. Diese Meinung vertritt etwa Robert Betz in »Wahre Liebe lässt frei«. Eine Fremdgehepisode sei kein Ausrutscher oder ein dummer Fehler oder eine Charakterschwäche. Die Affäre hat einen Sinn in Ihrem Leben, sie geschieht, weil sie geschehen soll. Bevor Sie die Affäre also einfach so beenden, können Sie sich das Ereignis ja auch als Anlass für eine kleine Innenschau nehmen: Wenn Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen Sie plagen, weil Sie nicht mit ganzem Herzen hinter Ihrem Handeln stehen können, dann ist es Ihre Aufgabe, schreibt Betz, zu klären, nach welchen Maximen Sie Ihr Leben führen möchten und was Ihnen die Erfahrung Affäre mitteilen möchte. Und die daraus folgende Botschaft sollte genug Stoff für eine Entscheidung geben, ob Sie die Affäre schnell beenden sollten oder nicht.
#3 ANTWORT
Sollen sollen Sie schon mal gar nichts. Das könnte man zumindest aus Michael Marys Überlegungen folgern. Der Psychologe legt in »Mythos Liebe« dar, warum es so irreführend ist, sich in der Liebe und in Beziehungen vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen. Wir können Liebe nicht wollen, schreibt Mary, sie geschieht uns. Man kann über Liebe – ganz gleich ob in festen Beziehungen oder außerhalb – Liebe nicht verhandeln. Auf Ihre Affäre bezogen hieße das, Sie haben diese vermutlich nicht bewusst angestrebt, sondern etwas in Ihnen hat die leidenschaftlichen Gefühle außerhalb Ihrer Beziehung entfesselt. Wahrscheinlich ist es nun ebenso unmöglich, willentlich die Affäre zu beenden und vergessen zu machen. Zumal, wie Mary schreibt, ein derartiges Erlebnis immer Signal für unterschwellige Konflikte ist. Vielleicht ist Ihre Affäre ja ein Zeichen dafür, dass sich etwas verändern sollte. Das Verhältnis nun schnell zu beenden und wieder zur üblichen Tagesordnung überzugehen, ist da wohl nicht der Königsweg. Sehen Sie lieber Ihre Beziehung als eigenständiges Wesen an und schauen Sie, wie Ihre Partnerschaft auf die Affäre »reagiert«. Und bedenken Sie: Erst in einer Krise können Sie bewusst nach neuen Wegen und Möglichkeiten suchen – auch in einer Beziehung.
#4 ANTWORT
Wenn Sie die Affäre sind, dann sollten Sie recht zügig eine nüchterne Liebesbilanz dieses Zustandes vornehmen. Gerti Senger etwa empfiehlt, Kosten und Nutzen der geheimgehaltenen Beziehung abzuwägen und bei immensen (Gefühls-)Kosten und hohem Leidensdruck schnell die Notbremse zu ziehen. Auch für eine »Schattenliebe – Nie mehr Zweiter(r) sein«, schreibt die österreichische Psychologin in ihrem gleichnamigen Sachbuch, müsste es außer der Investitionsrechtfertigung noch eine andere Erklärung geben, um die geheime Beziehung aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass Sie mehr Nähe und/oder Engagement gar nicht wollen oder können. Wenn Sie aber unter dem Zustand leiden, dann sollten Sie keine Energien für unrealistische Zukunftshoffnungen verschwenden. Sondern all Ihre Kräfte fürs Loslassen mobilisieren. Und das besser heute als morgen.
DAS SAGT DIE STATISTIK
Es geht, so lange es geht – diese selbstgestrickte Binsenweisheit mag hier angebracht sein. Die Göttinger Theratalk-Studie hat zwar erfragt, wie lange Affären dauern. Aber daraus können Sie ja wohl kaum schließen, wie lange Sie bei Ihrer Affäre am Ball bleiben sollten. Nur zu Ihrer Information: Bei den meisten, nämlich 41 Prozent, dauerte die Affäre zwischen einem und sechs Monaten, bei 29 Prozent ging die Liaison länger als sechs Monate. Nur für sechs Prozent war die Angelegenheit eine kurze Affäre, sie dauerte ein bis sechs Tage. Wann es besser ist, die Sache sein zu lassen, müssen und können Sie selbst am besten beurteilen.
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