Sie lieben sich. Nicht. Doch. Nicht. Oder? Viele Paare sind in einer On-Off-Beziehung gefangen. Aber wie kommt es eigentlich dazu und wie kann man aus dem Kreislauf ausbrechen?

Streit zwischen einem jungen Paar beim Frühstück

On-Off-Beziehung: Die emotionale Achterbahnfahrt mit unklarer Zukunft

Ständig Stress mit dem Partner, Trennungen am laufenden Band, aber auch leidenschaftliche Wiedervereinigungen und das Gefühl, nicht ohne den anderen leben zu können. Das kommt Ihnen bekannt vor? Dann ist es an der Zeit, Ihre Beziehung zu überdenken.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

Was ist eine On-off-Beziehung?

Sie klagen Ihren Freunden gerade mal wieder Ihr Leid mit Ihrem Partner – und diese rollen entnervt mit den Augen oder kommentieren nur noch knapp »Oh nein, nicht schon wieder!« oder »Das ist doch immer das Gleiche!«? Oder Sie haben sich von Ihrem Partner zum dritten Mal »frisch« getrennt und brauchen Trost? Ihre Freunde nehmen Sie jedoch nicht mehr ernst und empfehlen Ihnen, sich endlich endgültig zu trennen? Dann stecken Sie sehr wahrscheinlich in einer On-Off-Beziehung fest.

Eine On-off-Beziehung beschreibt die Partnerschaft von Paaren, die sich ständig trennen und dann doch wieder zusammenkommen. Dieses ständige Auf und ab kostet viel Energie und belastet auf Dauer die Psyche immens.

Der Teufelskreis einer On-off-Beziehung

In einer On-Off-Beziehung wechseln die Phasen von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Ist man gerade in der Beziehungsphase, spitzen sich die Emotionen meist innerhalb kurzer Zeit so zu, dass heftige Streitereien an der Tagesordnung sind. Diese Auseinandersetzungen verlaufen impulsiv. Läuft das Fass über, was in On-off-Beziehungen recht schnell der Fall ist, folgt die Trennung.

Trennungen, die bei anderen Paaren endgültigen Charakter haben, sind bei On-Off-Beziehungen nur von vorübergehender Dauer. Die enorme Anziehungskraft, die beide verbindet, lässt sie immer wieder zueinander finden. Die Vereinigung nach einer Trennung ist meist umso leidenschaftlicher, je emotionsgeladener die Trennung ausfiel. Und – ein wichtiger Punkt – natürlich ist der Versöhnungssex umso schöner. Doch leider folgt auf jede Schönwetterphase unvermeidlich der nächste Konflikt – und wenn dieser eskaliert, die nächste Trennung. Ein Teufelskreis entsteht, der von Abhängigkeiten und Ängsten vor dem Alleinsein aufrechterhalten wird.

10 Anzeichen, dass Sie in einer On-Off-Beziehung stecken

  • Sie haben keinen Blick mehr für andere Männer oder Frauen.
  • Sie haben oft Versöhnungssex, doch danach ist wieder Flaute.
  • Der Alltag ist mit Ihrem Partner nicht zu bewältigen, es gibt ständig Streit.
  • Sie spüren zu Ihrem Partner eine enorme Anziehungskraft, sind aber trotzdem unglücklich.
  • Sie kommen in dieser Beziehung nicht zur Ruhe und werden von Ängsten und Zweifeln geplagt.
  • Sie fühlen sich oft ausgelaugt und energielos.
  • Eigentlich möchten Sie die Beziehung beenden, lassen sich aber immer wieder »überreden« und schaffen es nicht.
  • Ohne den Partner fühlen Sie sich unvollständig, ein Leben ohne ihn können Sie sich gar nicht vorstellen.
  • Im Grunde genommen passen Sie gar nicht zusammen aber Sie lieben Ihren Partner.
  • Sie möchten nicht allein sein, irgendwie werden Sie sich mit dem Partner schon zusammenraufen.

Häufige Ursachen einer On-Off-Beziehung

Auch wenn die meisten Menschen, die eine On-Off-Beziehung führen, eigentlich längst spüren, dass ihnen diese Partnerschaft nicht gut tut, halten sie daran fest. Doch wie kann das sein, dass man sich selbst immer wieder negativen Gefühlen aussetzt? Folgende Gründe können eine mehr oder minder große Rolle spielen:

  • Man hat ein unterschiedliches Nähe-Distanz-Bedürfnis.
  • Einer oder beide Partner können nicht loslassen oder haben Angst, alleine zu bleiben. Je länger dieses On-Off-Spiel andauert, umso größer wird die Angst vor dem Alleinsein.
  • Oft ist auch Bindungsangst ein Thema. Jedes Mal, wenn die Beziehung enger wird, steigt auch die Angst, die eigene Unabhängigkeit zu verlieren.
  • Auch Verlustangst kann eine Rolle spielen. Die Vorstellung von drohender Einsamkeit nach einer Trennung lässt Panik aufkommen.

Manche bleiben aus Macht der Gewohnheit aneinander hängen und bringen nicht die Kraft auf, sich aus ihrer Komfortzone zu lösen. Schon allein die Vorstellung, dass plötzliche alles Vertraute der letzten Jahre so einfach zu Ende sein soll, lässt bei vielen innere Panik aufkommen. Ängste vor einem neuen Leben, das man nun alleine bewältigen müsste, tauchen auf und erhöhen die Bereitschaft, um etwas zu kämpfen, das längst keinen Sinn mehr ergibt.

Es gibt Paare, die sich über Jahre im Teufelskreis einer On-Off- Beziehung befinden und nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander leben können. Viele Frauen und Männer bemerken dabei nicht, dass sie sich nur selbst blockieren und eigentlich Beziehungen führen könnten, die viel glücklicher sind.

So entkommen Sie der Endlosschleife

Gehen oder Bleiben? Wie in jeder anderen Beziehung auch, fragt man sich, ob man nun alles so einfach aufgeben soll, was man sich jahrelang aufgebaut hat. Das ist verständlich und auch ganz normal. Denn, das ist die Krux: Die meisten Menschen, die in einer On-off-Beziehung leben, differenzieren nicht immer zwischen Beziehungs- und Trennungszeit, zumindest wenn es häufig zu kurzzeitigen Trennungen kam. Sie sehen ihre On-off-Beziehung als großes Ganzes und bemerken nicht, dass die Bindung in einer solchen Beziehung kaum mit einer Bindung in dauerhaften Beziehungen vergleichbar ist.

Man hat natürlich immer die Möglichkeit, einen letzten Rettungsversuch zu starten. Bestenfalls sollte dieser jedoch mit professioneller Hilfe vonstatten gehen. Diese bekommt man bei einem Paartherapeuten. Oft zeigen jedoch Männer diesbezüglich eine gewisse Hemmschwelle, deswegen lassen einige Frauen sich manchmal auch zuerst einzeln beraten und holen dann in einem zweiten Schritt den Partner mit in die Therapiesitzungen. Das setzt selbstverständlich voraus, dass auch beide Paarteile den ehrlichen Willen dazu haben. Es nützt nichts, den Partner zu diesem Schritt zu zwingen, bzw. dem anderen einen Gefallen tun zu wollen. Das wäre der falsche Ansatz und der Versuch ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

»Der Anfang einer Paartherapie ist immer davon geprägt, dass eine Sackgassen-Situation vorhanden ist«

Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger

Rien ne va plus: Endgültig raus aus dem Dauerstress

Bevor man sich auf die Suche nach einem passenden Paartherapeuten macht, sollte man sich allerdings die Frage stellen, ob man überhaupt noch in der Lage ist, diesen Prozess durchzustehen, um letztendlich glücklich miteinander zu werden. Wer schon Jahre oder gar Jahrzehnte in einer On-Off-Beziehung steckt, für den ist es unter Umständen besser, seine Energie für eine endgültige Trennung aufzubringen.

Auch hier kann die Unterstützung eines Verhaltenstherapeuten sinnvoll sein. Dieser wird dabei helfen, die Gründe für die Neigung zu einer solch aufreibenden Beziehung herauszufinden und Wege aus dieser Situation aufzeigen. Wer das persönliche Strickmuster seiner Beziehung erkennt, kann sein Verhalten ändern und ist dann nicht mehr auf seine On-off-Beziehung angewiesen.

Eine On-off-Beziehung macht auf Dauer unglücklich und kann krank machen. Sie wird nur weitergeführt, weil man die eigenen Muster und die des Partners nicht mehr durchbrechen kann. Auch mit professioneller Unterstützung braucht es Zeit, sich zu lösen. Die sollte man sich auch nehmen.

Wer sich für einen endgültigen Schlussstrich entscheidet, sollte es dann aber auch unbedingt durchziehen. Es wird zwar mit Schmerz und Selbsterkenntnis verbunden sein, aber die Aussichten sind es wert: Persönliche Freiheit, die man wieder empfinden kann, und natürlich die Chance auf einen Neuanfang mit einem Partner und einer Beziehung, die glücklich macht. Frei von Verhaltensmustern, die psychischen Fesseln gleichen, und uns daran hindern, uns voll zu entfalten und ohne ständigen Beziehungsstress zu leben.



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