5 strategische Tipps zur Bewältigung von Untreue

Pärchen unter einem Regenschirm welches sich vor einem Monsunregel schützt

Durch den Emotionsmonsun nach der Untreue – Der Marshall-Plan für die Bewältigung einer Affäre

Wenn der Partner untreu wird, wackelt das Fundament der Beziehung. Das Vertrauen ist zerstört, die Liebe ist beschädigt. Wie kommt man da wieder heraus? Patentrezepte gibt es nicht. Aber sinnvolle Strategien, mit denen Sie den widersprüchlichen Gefühlen Herr werden und Ihrer Beziehung wieder auf die Sprünge helfen können.

Info kompakt

    Statt hinzuschmeißen, bemüht sich die Mehrheit der Betroffenen (62 Prozent) zunächst, den Schock zu verarbeiten. 1

  • Schock mit absehbarem Ende: Die meisten Betrogenen sind verzweifelt, wenn sie von der Affäre erfahren. Dieser Ausnahmezustand hält aber meistens nicht länger als 48 Stunden an, sagt Marshall.
  • Weitermachen! Die Mehrheit der Betroffenen (62 Prozent) bemüht sich, den Schock zu verarbeiten, 27 Prozent möchten die Beziehung retten und setzen sich mit den Ursachen des Seitensprungs auseinander. Nur 11 Prozent der Betrogenen trennen sich nach einem Seitensprung sofort von ihrem Partner.
  • Liebes-Comeback: 15 Prozent aller Betrogenen bestätigen, dass ihre Beziehung nach der Affäre besser wurde als je zuvor.
  • Beichten kann den Unterschied machen: Beichtet der untreue Partner seine Affäre aus eigenem Antrieb und wird nicht überführt, hat das Paar bessere Aussichten, die Untreue zu bewältigen, ermittelte eine amerikanische Studie.
  • Muss alles raus?! 62 Prozent der Entdecker der Untreue ihres Partners meinen, dass der andere ihnen wichtige Informationen über den Seitensprung vorenthält, ergab eine britische Umfrage.
  • Die Uhr tickt: Die ersten sechs Monate nach Aufdeckung der Affäre sind laut Marshall das goldene Zeitfenster, in dem sich die Beziehung noch retten lässt. Aber je länger die Untreue zurückliegt, umso schwerer wird es, die Probleme in den Griff zu bekommen.
  • 1 Umfrage unter 2.704 Besuchern der Seitensprung-Fibel. Erhebungszeitraum KW02, 2015

Der Marshall-Plan: 5 strategische Tipps vom britischen Paartherapeuten Andrew G. Marshall

Buchcover: Kann ich Dir jemals wieder vertrauenHunderte von Paaren hat Andrew G. Marshall schon vor sich sitzen gehabt. Alle hatten ein Problem: Einer der Partner war fremdgegangen. Vielen hat er zu neuem Liebesglück verhelfen können. Denn der britische Therapeut, der lange Zeit für eine der wichtigsten Paarberatungen in Großbritannien arbeitete, hat analysiert, was in den Menschen, die betrogen wurden, vor sich geht, wie diese Gefühle die Zukunft der Beziehung beeinflussen und wie sie bewältigt werden können.Aus diesen Erkenntnissen hat Marshall ein Buch gemacht, Wie kann ich dir jemals wieder vertrauen? widmet sich der Bewältigung der Untreue, den dazugehörigen Phasen und den Strategien, die Sie anwenden können, um mit dem Fremdgehen fertigzuwerden.

Wir haben fünf wichtige Bewältigungsstrategien aus seinem Buch extrahiert – das nennen wir mal der Einfachheit halber Marshall-Plan. Der kann zunächst ein bisschen Ordnung ins Chaos bringen und Ihnen erste Handlungsrichtlinie sein.

1. Verschaffen Sie sich Gewissheit – schnell!

Überstunden, heimliche Telefonate und neue Klamotten – seit Längerem schon haben Sie Ihren Partner im Verdacht, dass er fremdgeht. Marshall hat hier schlechte Nachrichten für Sie: Auch wenn Sie es vermutlich erstmal nicht wahrhaben wollen, haben Sie wahrscheinlich recht. In den meisten Fällen fliegt eine Affäre laut Marshall wegen der Sorglosigkeit des Untreuen auf. Wenn Sie also so eine Ahnung haben, dass da hinter Ihrem Rücken etwas läuft, könnten Sie leider verdammt richtig liegen. Vielleicht hat Ihr Frühwarnsystem ja nur ein Problem ausgemacht – wahrscheinlicher ist allerdings, dass tatsächlich etwas vorliegt. Der Marshall-Plan: Das sollten Sie so schnell wie möglich klären, denn je mehr Zeit nach der Untreue verstreicht, umso kniffliger wird es, die damit verbundenen Beziehungsprobleme in den Griff zu bekommen. Schock und Unglauben sollten Sie Wissen und Ehrlichkeit entgegensetzen: Hantieren Sie nicht mit blinden Vorwürfen, fragen Sie Ihren Partner nach der Affäre, bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie Pauschalurteile. Das legt die Basis für eine offene und ehrliche Kommunikation – und die hält Marshall für entscheidend, wenn sich Ihre Beziehung wieder erholen soll. Außerdem geben Sie dem anderen durch diese Konfrontation die Möglichkeit, eine umfassende Beichte abzulegen. Auch das erhöht Marshall zufolge die Chancen, dass Ihre Beziehung überlebt: >Paare, bei denen die Affäre vom Untreuen gestanden und nicht aufgedeckt wurde, kommen besser damit klar.

2. Bleiben Sie ruhig – nutzen Sie das goldene Zeitfenster!

Was für ein Schock! Jetzt möchten Sie am liebsten alles hinschmeißen, den Betrüger vor die Tür setzen, die Beziehung beenden und Ihrem fremdgegangenen Partner seine Tat mit barer Münze heimzahlen. Verständlich, denn Untreue tut richtig weh. Dennoch sollten Sie möglichst ruhig Blut bewahren – denn mit überstürzten Handlungen erreichen Sie wenig. Sie bringen sich damit nur in Sicherheit, und die ist sehr, sehr trügerisch. Denn wie auch immer – auseinandersetzen müssen Sie sich in jedem Fall mit der Untreue. Der Marshall-Plan: Auch bei Untreue gibt es so etwas wie die goldene Stunde – laut Marshall ist das bei Notfallärzten die Zeitspanne, in der die Rettungschancen am größten sind. Auch für Beziehungen gibt es so ein goldenes Zeitfenster, es umfasse etwa sechs Monate, schreibt Marshall. Und diese Zeit sollten Sie sich und Ihrem Partner auch geben. Trennen können Sie sich danach immer noch. Verurteilen Sie Ihren Partner nicht sofort, versteifen Sie sich nicht auf Schuldzuweisungen. Setzen Sie lieber auf Ehrlichkeit und machen Sie Ihrem Partner deutlich, warum diese so wichtig ist für Sie. Und versuchen Sie zu verstehen, warum der andere in Versuchung geriet und wieso anscheinend die Kommunikation – emotional und verbal – zwischen Ihnen zusammengebrochen ist.

3. Bei allem Verständnis – zügeln Sie Ihren Wissensdurst!

Wer ist sie? Warum hat sie sich in den Typen verliebt? Was hat er oder sie, das ich nicht habe? Ein Held, wer jetzt nicht in solche Grübeleien verfällt! Sicher, Sie müssen den Dingen auf den Grund gehen, um die Untreue verstehen zu können, denn nur so können Sie sie auch verdauen. Aber es gibt einen Punkt, ab dem Nachfragen kontraproduktiv wird. Dann streuen Sie Salz in Ihre eigene Wunde, wenn Sie unschönen Affärendetails nachforschen und Ihren Partner ausquetschen. Der Marshall-Plan: Klar müssen Sie bestimmte Fakten kennen, um die Untreue richtig bewerten zu können. Aber Sie müssen hier ein Gleichgewicht finden zwischen Wahrheit und Schonung. Eventuell hilft Ihnen Ihr Partner, indem er Ihnen manche Informationen vorenthält, um Sie nicht noch mehr zu kränken. Sie selbst sollten sich aber fragen, warum Sie eigentlich so eifrig nachbohren: Wollen Sie Ihren Partner bestrafen, indem Sie ihn wieder und wieder zwingen, kompromittierende Einzelheiten seiner Ihrer Meinung nach schmachvollen Tat preiszugeben? Wollen Sie sich selbst damit kasteien? Warum eigentlich? Irgendwo muss auch mal Schluss sein mit der Wahrheitsfindung. Machen Sie aus der Krise lieber keine Tragödie – lassen Sie ab einem gewissen Punkt die Fakten ruhen. Und hören Sie auf, immer wieder die Seitensprungeinzelheiten hin- und herzuwälzen.

4. Stellen Sie sich den Beziehungsproblemen, die eine Affäre zutage bringt – unbedingt!

Manchmal ist die Affäre Auslöser für eine Krise, manchmal aber eine Folge davon. Gut, wenn Sie da unterscheiden können. In jeder Beziehung gebe es ungelöste Probleme, fundamentale Meinungsverschiedenheiten und wacklige Kompromisse, schreibt Marshall. Paare, bei denen einer untreu geworden ist, holen manchmal im Laufe der Seitensprungbewältigung etliche Leichen in unterschiedlichen Verwesungszuständen aus ihrem Keller und machen sich an deren Beseitigung. Weil ihnen die Untreue bewusst gemacht hat, dass etwas ganz Wesentliches nicht stimmt und sie hier endlich sauber machen müssen. Beziehungsweise ihren ganz persönlichen Keller des Grauens ausmisten sollten. Der Marshall-Plan: Das ist Ihre Chance, die Untoten aus Ihrer Beziehung endgültig zu vertreiben! Viele Paare versenken Ihre massiven Probleme in einem tiefen See des Schweigens – was jetzt angesichts der Untreue wieder an die Oberfläche gerät, kann endlich geklärt werden. Leicht ist das nicht, meint Marshall. Oft kommt nämlich bei der Auseinandersetzung mit der Untreue allerhand Verdecktes zum Vorschein – und das ist oft gar nicht schön. Aber jetzt kommt eine Überraschung: Oft erscheinen einem die Probleme viel größer, als sie letztlich sind, schreibt Marshall. Die Leichen, die bei der Bewältigung eines Seitensprungs an die Oberfläche steigen, sind dann meist gar nicht mehr so furchteinflößend. Viele seiner Klienten hätten Wochen in Bangen vor dem Augenblick verbracht, an dem diese chronischen Beziehungsprobleme endlich ausgesprochen wurden – und dann war es gar nicht so schlimm. Bei so richtig hartnäckigen Schwierigkeiten müssen Sie ebenfalls keine Panik schieben, hier liege das Geheimnis darin, sich einfach ruhig mit dem Problem hinzusetzen. Ohne Überzeugungsversuche zu starten oder Ihrem untreuen Partner Schuldgefühle abzuringen.

5. Lassen Sie Ihre Wut auf die dritte Person raus – aber dann ist auch gut!

In verschiedenen Phasen der Untreuebewältigung wird Sie der Hass auf die Geliebte oder den Lover heimsuchen – nichts ist verständlicher als das. Sie lieben Ihren Partner, setzen alles daran, zusammenzubleiben und wissen um den zerbrechlichen Zustand Ihrer derzeitigen Beziehung. Was liegt da näher, als alle Schuld, alle Verantwortung, inklusive der gesamten Wut, auf denjenigen zu schieben, mit dem Ihr Partne r untreu geworden ist? Damit kanalisieren Sie nicht nur Ihre Hassgefühle, sondern lenken diese auch von Ihrem Partner ab, mit dem Sie schließlich zusammenbleiben wollen. Der Marshall-Plan: Lassen Sie Ihre heftigen Gefühle ruhig raus – aber bitte schön gesittet. Und dann sollte auch gut sein. Es mache einen großen Unterschied, ob Sie Ihrem Partner so weit vergeben, dass ein Neuanfang nach der Affäre möglich ist. Oder ob Sie ihm wirklich verzeihen, was das Thema Untreue tatsächlich abschließt, schreibt Marshall. Dazu gehört auch, dass Sie ablassen von der dritten Person und Ihren Frieden schließen mit den Ereignissen. Wachsen Sie über Ihre anfängliche Wutreaktion hinaus, arbeiten Sie daran, die Affäre wirklich hinter sich zu lassen. Das bedeutet auch, dass Sie die Person, mit der Ihr Partner untreu wurde, in Ruhe lassen. Was übrigens eine gewaltige Herausforderung ist, Sie müssen damit rechnen, dass im Laufe der nächsten Zeit – und hier sprechen wir nicht nur von Wochen – immer wieder unverhofft Wut und verletzte Gefühle an die Oberfläche schwappen. Seien Sie darauf gefasst und lassen Sie diese negativen Emotionen zu, denn letztlich müssen diese alle raus, damit sie endlich weg sind.

Fazit: Nach der Untreue – Planen Sie die Unplanbarkeit

Es gibt nicht den Masterplan für die Bewältigung eines Seitensprungs – das Chaos nach der Aufdeckung der Affäre ist fast unvermeidlich. Aber es ist nicht per se und nur schlecht. Denn manchmal erwachsen aus den schlimmsten Katastrophen die besten Entscheidungen. Diese Erfahrung hat auch Marshall in seiner Praxis als Paatherapeut häufig gemacht. Es sei zwar ein langer Prozess, die Untreue zu verarbeiten, aber er lohne sich und bringe die Partner immer weiter – entweder gemeinsam oder auch alleine.

Manch eine Ehe wurde auch nach dem Seitensprung in einem emotionalen Kraftakt gerettet, um dann einige Zeit später sang- und klanglos zu zerbrechen. Ob und wie Ihre Partnerschaft den Treuebruch verkraftet, ist leider kaum vorhersehbar. Bei allem, was Sie in der belastenden Zeit nach dem Seitensprung durchleiden, sollten Sie daran denken, dass selbst im schlimmsten Fall – nämlich beim Zerbrechen Ihrer derzeitigen Beziehung – nicht alles am Ende ist. Ganz im Gegenteil: Oder hätten Sie gedacht, dass Ihre Chancen nach einer gescheiterten Beziehung auf dem Partnermarkt eigentlich ziemlich gut stehen? Marshall etwa schreibt, als Trost in den dunkelsten Stunden sollten Sie sich vor Augen halten, dass es Ihnen als Geschiedene/r viel leichter fallen wird, eine neue Liebe zu finden, als jemandem, der noch nie eine feste Partnerschaft hatte. In diesem Sinne: Sie schaffen das!



Mehr zum Thema: Das könnte Sie auch interessieren