Betrogen worden – was nun?

Frau hält ein gebrcohenes Herz in den Händen

Untreue: 8 Denkimpulse für Betrogene

Wir laden Sie ein, an unseren gesammelten Erfahrungen rund um das Thema Fremdgehen aus den letzten Jahren teilzuhaben. Dutzende gelesene Ratgeberbücher, Interviews mit Psychologen und Liebesexperten sowie Betroffenen haben uns einen tiefen und fundierten Einblick in die geheimnisvolle Welt der Liebe gewährt.

Ist es das Fremdgehen des Partners, was unseren Schmerz verursacht, oder unsere selbst-feindliche, destruktive Art auf diese Nachricht zu reagieren?

Wenn Sie Ihr Partner Sie betrogen hat, können Sie Hass und Wut zulassen, Sie können sich als Opfer fühlen und auf Rache sinnen. Sie können aber auch in sich gehen und sich fragen, welchen Sinn diese Erlebnisse in Ihrem Leben haben (können). Denn den Sinn legen einzig und allein Sie selbst fest. Ob Sie etwas schlecht oder gut finden, bestimmen nur Sie. Wichtig ist, was Sie daraus machen oder besser: Wie Sie darüber denken. Wir sind uns noch immer nicht völlig bewusst darüber, dass unsere Gedanken unser Erleben steuern und das Bewusstsein prägen. Wie wir über unser Leben und über die Liebe nachdenken, dominiert unsere Innenwelt – also können wir das Ruder herumreißen, indem wir versuchen, unsere Gedanken in andere, positivere, friedlichere Bahnen umleiten. Wir haben innegehalten, um unsere wichtigsten Erkenntnisse rund um das Thema Fremdgehen zu sortieren. Lesen Sie hier unseren Erkenntnisextrakt.

Liebe ist keine Frage der Zeit oder der Dauer, es ist eine Sache der Qualität

Wir verändern uns beständig, nichts bleibt, wie es ist – auch die Liebe nicht. Der Wunsch nach einer lebenslangen Beziehung ist heute vermessener als je zuvor, denn unsere Ansprüche haben sich geändert, und auch unsere Möglichkeiten. Sehen wir es mal philosophisch: Wir gehen ein Stück unserers Lebensweges mit einem Menschen. Solange wir mit diesem einen Menschen Erfahrungen sammeln sollen und können, begleitet er uns. Kann er uns nichts mehr geben und stehen auch wir selbst mit leeren Liebeshänden da, ist es ehrlicher loszulassen und andere Liebeserfahrungen zuzulassen. Nicht die Dauer einer Beziehung entscheidet über deren Güteklasse. Sondern die Aufrichtigkeit der Gefühle, die man dem anderen entgegenbringt. Treue ist dabei extrem wichtig, allerdings auch im Sinne von Treue zu sich selbst. Wer sich trotz mangelnder Emotionstiefe eine Krampfhaltung angewöhnt, weil er oder sie denkt, wir müssen ewig zusammenbleiben, erstickt die Liebe auf Dauer. Egal, ob man einige Monate oder vierzig Jahre zusammenbleibt, wir sollten jede Liebe, jede Beziehung als Geschenk ansehen, dass uns auf unserem Lebensweg der Liebe näherbringt. Die gemeinsamen, wertvollen Erfahrungen sollten wir wie einen Schatz hüten, sollten auch schwere, komplizierte Beziehungsphasen als wertvoll erachten. Denn sie sind es vor allem, die uns einen Mangel aufzeigen und uns den Weg zu einem erfüllteren Liebesleben weisen.

Wer sich in Liebesdingen selbst verurteilt, ist verantwortlich für sein Leid

Das klingt hart, ist aber wahr: Wie wir unsere Taten bewerten, bestimmt unsere Gefühlswelt. Wer fremdgeht und sich selbst dafür verabscheut, wer Scham und Schuldgefühle überhand nehmen lässt, bestraft sich unbewusst selbst. Ein verantwortlicher Umgang mit dem Fremdgehen tut auch uns selber gut: Wenn wir den Mut aufbringen, in uns nach den Ursachen für den Liebesbetrug nachzuforschen, können wir zu erstaunlichen Kenntnissen über uns selbst und vor allem unsere Bedürfnisse kommen. Und uns und auch dem betroffenen Partner unter Umständen eine Menge Leid ersparen. Apropos ersparen: Offenheit und ein ehrlicher Umgang mit den eigenen Bedürfnissen können dem Leid unter Umständen vorbeugen. Psychologen haben herausgefunden, dass Paare gerade in langjährigen Beziehungen ehrlich über ihre sexuellen und erotischen Vorlieben sprechen sollten. Ob vor, während oder nach dem Seitensprung: Wer trotz der uns gesellschaftlich auferlegten Schweigepflicht in Sachen Sex über seine erotischen Sehnsüchte mit dem Partner spricht, hat gute Chancen, zu mehr Zufriedenheit in seinem Beziehungsleben zu gelangen.

Keine Beziehung scheitert am Fremdgehen allein

Beziehungen scheitern an der Hilflosigkeit, mit der Situation umzugehen und vor allem an den hohen Ansprüchen und übertriebenen Erwartungen der Partner. Nicht das Fremdgehen an sich tut weh. Was wir darüber denken, unsere antrainiert negative Art, darauf zu reagieren, verursacht in Wirklichkeit unseren Schmerz. Und die Art, wie wir gelernt haben, mit solchen unangenehmen Erlebnissen vermeintlich richtig umzugehen. Nicht jeder, der betrogen wurde, geht. Und nicht jeder, der in einer eigentlich stabilen Partnerschaft lebt, bleibt. Auch hier haben wir das Heft in der Hand, die Affäre oder der Seitensprung eines Partners kann auch eine Chance für die Beziehung sein – es hängt davon ab, wie wir damit umgehen.

Liebe braucht Freiheit

Wir lernen sie und uns im Laufe des Lebens kennen – und im besten Fall schätzen als ein Geschenk. Als etwas also, dass uns nicht einfach zusteht, sondern das wir erobern müssen. Wer Liebe erwzingt oder krampfhaft halten will, hat sie bisweilen längst schon verloren. Je mehr Freiheit wir uns in der Gestaltung zugestehen, umso erfüllter kann unser Liebesleben werden.

Was wir über Fremdgehen glauben, entspricht nicht immer dem, was wir wirklich darüber denken

Kaum einer von uns nimmt sich die Zeit, sich mit dem Thema Fremdgehen mal wirklich auseinanderzusetzen – es sei denn, er oder sie wird direkt damit konfrontiert. Wenn wir ehrlich zu uns sind, dann müssen wir eigentlich zu der Erkenntnis kommen, dass es auch in Bezug auf Fremdgehen nicht die eine Wahrheit oder ein klares Richtig oder Falsch gibt, sondern von vielen unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungen aller Beteiligten abhängig ist.

Wir sind selbst verantwortlich für unser Glück

Kein anderer Mensch kann uns glücklicher machen als wir selbst. Im Umkehrschluss heißt das: Niemand kann uns unglücklicher machen als wir selbst. Uns kann nur verletzen, was der andere tut oder sagt, wenn wir es zulassen, wenn wir diesen Handlungen in Gedanken einen Wert beimessen. Ein Seitensprung ist weder wirklich gut noch wirklich schlecht. Es kommt immer darauf an, wie wir damit umgehen.

Wir wählen nicht, wir landen mit jemand anderem im Bett

Beim Fremdgehen stehen wir nicht irgendwann bei vollem Bewusstsein an einer Türschwelle und deuten mit unserem ehrwürdigen Daumen auf den Wunschfremdgehpartner. Das Leben katapultiert uns in diese Situation und drängt uns zu diesem Menschen. Und dafür gibt es einen Grund: Wir sind vielleicht unglücklich, unbefriedigt, enttäuscht oder wütend. Wir landen dann in einem bestimmten Moment im Bett immer mit dem Partner, der uns in irgendeiner Form spiegelt, was in uns schwärt.

Wir sind auf dieser Welt, um zu leben, um intensive Gefühlserfahrungen zu machen

Dazu gehören nicht nur positive Emotionen wie harmonische Liebe, sondern auch negative Gefühle wie Wut oder Eifersucht. Das eine kann ohne das andere nicht: Wären wir nicht manchmal traurig, dann wüssten wir nicht, wie es ist, glücklich zu sein. Wir sollten Gefühle bejahend annehmen, ganz gleich, ob sie uns auf den ersten Blick gut oder schlecht vorkommen. Sie haben ein Recht darauf, Ihre Gefühle zu empfinden. Dazu gehört unter Umständen auch, dass Sie erkennen, dass Sie fremdgehen, weil Sie in diesem Leben genau diese Erfahrung machen sollen und lernen müssen, mit ihr umzugehen. Nichts auf dieser Welt ist sinnlos, kein Gefühl ist per se wertlos, auch wenn wir es im ersten Moment nicht erkennen. Angst etwa kann uns zeigen, dass wir noch eine Furcht in uns überwinden müssen. Eifersucht kann ein Signal dafür sein, dass unser Selbstwertgefühl stärker werden muss. Und Liebe außerhalb der Kernbeziehung kann bedeuten, dass wir noch nicht reif für eine feste Bindung sind oder unbewusst Angst davor haben. Wenn wir uns Mühe geben und den Mut dazu haben, können wir vielleicht die Sprache unserer Gefühle entschlüsseln. Und Frieden schließen auch mit den vermeintlich schlechten Phasen im Leben.

Fazit: Zugegeben, es ist Einstellungssache und auch eine Wesensfrage, wie wir schwierigen Phasen in unserem Leben begegnen. Manch einer sieht Beziehungsprobleme als Aufgabe und weiß, dass er daran wachsen kann, wenn er die Herausforderung annimmt. Manch einer verzweifelt aber an dem bohrenden Liebesunglück und kann nicht die Chance erkennen, die manchmal dahinter steckt. Der eine ist Optimist, der andere neigt eher zum Pessimissmus – auch in der Liebe. Dabei sollte sich jeder an Scheidepunkten des (Liebes-)Lebens hinterfragen und den Mut haben, ehrlich Revue passieren zu lassen, was geschehen ist. Gerade in Liebesdingen kann uns das weiter bringen als viele in Stein gemeißelte, ehrbare Ansichten.



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