Wie geht Beziehungssex nach der Affäre? Warum es schwer ist, sich als Paar nach einem Seitensprung wieder anzunähern, und wie es gelingen kann, lesen Sie hier

Lächelndes Paar welches sich annährert

Alte Beziehung, neue Leidenschaft?! Sex nach einer Affäre

Nach einer Affäre beginnen die Aufräumarbeiten in der Beziehung. Man muss sich wieder annähern, emotional und auch körperlich. Eine Großbaustelle ist das gemeinsame Sexleben – ist das beeinträchtigt oder profitiert es sogar vom Fremdgehen?

Inhaltsangabe: Das erwartet Sie in diesem Artikel

Soviel ist guter Beziehungssex wert!

Potrait von Andrew G. Marshall 50.000 britische Pfund, das sind rund 69.000 Euro – so viel ist ein gutes und regelmäßiges Sexualleben im Jahr wert. Hätten Sie das gedacht? David Blanchflower, ein britischer Wirtschaftswissenschaftler hat so den Wert der körperlichen Intimität in Beziehungen beziffert. Diese stolze Summe hat der Experte berechnet, indem er die ökonomischen Auswirkungen von Glück und Zufriedenheit einkalkuliert hat. Andrew G. Marshall zitiert diese Zahl in seinem Buch »Kann ich dir jemals wieder vertrauen?«, um zu verdeutlichen, welche Rolle Sex bei der Untreue – oder vielmehr: davor – spielt. Nicht nur der Wirtschaftswissenschaftler hält Sex für enorm kostbar, auch viele Psychologen und Paartherapeuten finden, dass regelmäßiger erotischer Körperkontakt die wichtigste Investition ist, die Partner tätigen können:

  • Sex stärkt die Bindung: Während des Geschlechtsverkehrs und auch schon beim Kuscheln werden jede Menge Hormone ausgeschüttet, eines davon ist Oxytocin, auch bekannt als Bindungshormon. Es trägt dazu bei, die Beziehung zu konsolidieren und eine feste Bindung zwischen Partnern zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
  • Sex signalisiert Vertrauen: Sich dem anderen intim hinzugeben, ist vielleicht der größte Vertrauensbeweis, dem man dem Partner erbringen kann. Und Vertrauen ist fundamentaler Bestandteil einer Partnerschaft.
  • Sex bereinigt Konflikte: Man muss sich auch richtig fetzen können, aber manchmal bewirkt Sex mehr als Tausend sorgsam gewählte Worte. Weil er eine gemeinsame Ebene schafft und manch einen Zoff im Keim erstickt.
  • Sex macht attraktiv: Alle Komplimente dieser Welt vermögen nicht das zu vermitteln, was Sex kann – zu zeigen: Ich finde dich megascharf. Regelmäßiger Sex ist der Beweis dafür, dass der andere einem (noch) gefällt und damit der Push fürs Ego.

Sex mit dem Partner: 3 Gründe, warum es nach einer Affäre manchmal Anlaufschwierigkeiten gibt

Sex ist wichtig – was aber geschieht nach der Affäre, wenn etwa Sexfrust der Auslöser für die Untreue war? Für die meisten Paare sei Intimität ein schwieriges Thema, meint Marshall. Seine Erfahrung als Paartherapeut habe ihm gezeigt, dass Gespräche über sexuelle Bedürfnisse doppelt belaste. Erstens würden wir uns preisgegeben fühlen, wenn wir unsere geheimen Sehnsüchte offenbaren. Zweitens würden diese Äußerungen oft als Kritik am Partner empfunden. Damit werden Gespräche über Unzufriedenheit mit dem Partnerschaftsex selbst in einer intakten Beziehung zu einer heiklen Angelegenheit.

  • Reden »darüber« ist wichtig – aber eine Herausforderung: Über Sex zu sprechen, wird nach einer Affäre nicht unbedingt leichter. War der Auslöser für die Untreue ein eingeschlafenes Liebesleben in Ihrer Beziehung, ist es aber laut Marshall fast unumgänglich, darüber zu reden. Ohnehin ist es wichtig, sexuelle Bedürfnisse zur Sprache zu bringen, wie etwa die Theratalk-Studie zeigt: Derzufolge ließe sich die Anzahl erfüllter sexueller Wünsche mindestens verdoppeln – wenn die Partner diese äußern würden. Besonders schwierig ist das nach einer Affäre. Sie müssen Schamgefühle und Ängste vor Zurückweisung überwinden – schließlich haben Sie ja mit der Untreue förmlich einen Beweis dafür in die Hand gedrückt bekommen. Die Verletzung sitzt tief, darüber zu sprechen, kann die Wunde wieder aufreißen und Sie erneut in Zweifel stürzen. Die Furcht genau davor kann die Lust in den Keller schicken.
  • »War er oder sie besser als ich?«: Ein Seitensprung geht immer an die Substanz des Betrogenen – und kratzt an seinem Selbstwertgefühl. Bin ich nicht attraktiv genug? Was habe ich falsch gemacht? Was hat er oder sie, das ich nicht habe? Mit solchen und anderen Fragen zermatern sich Menschen, deren Partner untreu wurde, das Hirn. Kein Wunder, dass sich dies auf das Sexleben danach auswirkt: Bei den ersten intimen Annäherungen sind Sie vielleicht verunsichert, zu sehr mit dem Kopf bei der Sache und lasssen sich beim geringsten Anlass aus dem Liebeskonzept bringen. Marshall führt das darauf zurück, dass diese Phase schwierig ist, denn ein zufriedenstellendes Sexleben biete zwar Trost und Nähe – sei aber nicht auf Knopfdruck herbeizuführen. Paare müssen ihmzufolge Brücken bauen, wenn eine Art Normalität eingekehrt ist und erneut lernen, wie sie wieder miteinander intim werden können.
  • Auch verrauchte Wut hat Folgen: Selbst wenn Sie Ihrem Partner die Untreue verziehen und sämtliche Phasen der Bewältigung durchgemacht haben, kann es sein, dass Sie noch immer einen Rest Wut mit sich herumschleppen – und die ist ein richtig effektiver Liebeskiller. Sie dient als Schutz, der verhindern kann, dass zwischen Ihnen und Ihrem Partner wieder eine körperliche Nähe entstehen kann. Denn diese macht Sie verletzlich, und genau dieses Gefühl wollen Sie mit allen Mitteln verhindern. Der Versuch, eine Art Normalität nach der schwierigen Zeit, in der es um den Fortbestand der Beziehung ging, wiederherzustellen, überfordere viele Paare, schreibt Marshall. Der Liebesfrieden kann sehr brüchig sein, Nachbeben sind imstande, in Sekundenschnelle das ganze Beziehungsgerüst erneut zu erschüttern. Spontaner Sex unter diesen Umständen ist eine Herausforderung – und eine Gradwanderung, bis die Beziehung wieder eine gewisse Stabilität erlangt hat.

3 Gründe, warum Sex nach der Affäre besser werden kann

In seinem Buch erklärt Marshall die sieben Phasen, die Paare durchlaufen müssen, um den Seitensprung zu bewältigen. In der vierten Phase steht Hoffnung im Vordergrund: Sie sei die kürzeste, aber auch kostbarste Phase, denn in ihr rücke eine Rettung der Beziehung in greifbare Nähe – was oft positive Auswirkungen auf den Paarsex hat. So gaben laut Marshall in einer britischen Umfrage 83 Prozent der Paare, die diese Phase erreicht hatten, eine signifikante Verbesserung ihres Liebeslebens an. Marshall nennt die Verbesserung des Liebeslebens nach der Untreue den sexuellen Bonus – dann erleben Paare nicht selten eine neue Blüteperiode ihrer Liebe und schwingen sich empor zu ungeahnten gemeinsamen Sexerlebnissen. Warum eigentlich?

  • Sex nach der Affäre ist anders und irgendwie neu: Wie weckt man ein eingeschlafenes Sexleben auf? Richtig: Man schlägt Alarm, etwa mit einem Seitensprung. Es ist sehr schwer, aus dem Stand einen eingefahrenen Zustand zu ändern, droht Gefahr, steht die Beziehung gar auf der Kippe, dann ist das Futter für die Libido. Das Gefühl, den Partner um ein Haar verloren, aber dann doch zurückgewonnen zu haben, ist wie ein berauschendes Aphrodisiakum.
  • Sex nach der Affäre kann freier sein: Manche Paare, schreibt Marshall, würden sich nach der Affäre befreit fühlen – weil die schmerzhafte Untreueerfahrung schwelende Konflikte zum Ausbruch und damit endlich zu einer Lösung gebracht habe. Danach ist ein Neuanfang möglich – auch im Bett. So berichteten auch 15 Prozent der Paare in einer britischen Umfrage, dass die Untreue sie ermutigt habe, neue Dinge im Liebesspiel auszuprobieren. Laut Marshall ist das darauf zurückzuführen, dass Sex einerseits Trost für den erlebten Kummer ist, andererseits auch als Einsatz für die Beziehung fungiert. Vielen Betroffenen kommt es vor, als würden sie ihren Partner neu erobern – da legt sich dann auch die Libido wieder mehr ins Zeug.
  • Der sexuelle Bonus nach der Affäre: Viele Paare haben vor einer Affäre eines der Partner wenig bis gar keinen Sex mehr – danach läuft endlich wieder etwas, was natürlich einen gewaltigen Unterschied darstellt und als immense Verbesserung des zuvor eigentlich gar nicht vorhandenen Liebeslebens gewertet werden kann. Marshall sieht aber noch einen anderen Grund für diese Verbesserung des Sexlebens: Irgendwann im Laufe einer Beziehung gehen unsere eigenen Sexbedürfnisse unter in der Paarerotik, man entwickelt zu zweit eine Sexprozedur, die so vertraut wird, dass man sich selbst etwas aus den Augen verliert. Untreue stellt einen Bruch dar – auch für die Sexualität der Partner. Die haben sich womöglich jahrelang im gleichen Erotiktrott befunden, durch die veränderte Situation erleben sie sich plötzlich anders – und können andere Bedürfnisse wahrnehmen und auch ausleben.

Fazit: Geht doch – drei Grundpfeiler für ein gutes Sexleben

Der Vertrauensverlust nach der Untreue kann nicht allein durch Körperkontakt gekittet werden. Aber auf dem Weg zur Bewältigung der Affäre innerhalb Ihrer Beziehung kann Sex ein entscheidender Faktor für die Bindung und damit die Zukunft Ihrer Beziehung sein. Umso wichtiger ist es, nicht nur nach einer Untreueepisode das gemeinsame Sexleben in Schwung zu halten, meint Marshall. Wenn unserem Sexleben etwas fehlt, geht es uns schlecht, schreibt er. Sind wir sexuell erfüllt, strotzen wir vor guten Gefühlen – und die können uns davor bewahren, im Augenblick der Versuchung schwach zu werden.

Diese drei Regeln von Marshall können Grundpfeiler für ein gutes Sexleben sein:

  • Gestatten Sie sich gegenseitig, Dampf abzulassen! Kleine Flirts, heiße Blicke und doppeldeutiges Geplänkel sollten Sie dem anderen gönnen – sparen Sie sich Eifersucht, wenn Ihr Partner Gefallen an anderen Personen findet. Das stärkt dessen erotisches Selbstbewusstsein und gibt ihm das Gefühl, begehrenswert zu sein – nicht nur von Ihren Gnaden...
  • Sagen Sie Ihrem Partner, wie wundervoll er ist! Ihr Partner ist der beste Liebhaber ever! Stimmt nicht so ganz oder ist abhängig von seiner Tagesform? Wen juckt's – sagen Sie Ihrem Partner möglichst oft und möglichst explizit, wie geil Sie ihn oder sie finden. Lobpreisen Sie seine Körperformen, fassen Sie Ihr Begehren in Worte, laut Marshall schafft das eine knisternde Vertrauensatmosphäre und macht Ihren Partner an – auch wenn Sie manchmal offensichtlich übertreiben.
  • Machen Sie aus dem Liebesspiel ein Abenteuer! Es müssen ja nicht gleich Lüsterklemmen und Schraubzwingen sein – aber ein bisschen Action im heimischen Schlafzimmer kann nie schaden. Würzen Sie Ihr Liebesspiel mit kleinen Schmankerln, bauen Sie spielerische Passagen ein, probieren Sie Ungewöhnliches aus – ganz nach Ihrem Geschmack. Oder treiben Sie es auch mal außerhäusig gemeinsam – Hauptsache, Sie verleihen dem Akt etwas Besonderes. Denn denken Sie daran: Das beste Aphrodisiakum ist immer noch ein erregter Partner!


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