Warum verlassene Geliebte oft ziemlich schlecht dastehen und wie sie über ihre zerbrochene Affäre hinwegkommen, lesen Sie hier

Blonde Frau mit einem gebrochenen Herz

Heimlich geliebt, im Stillen abserviert: So kommen Geliebte über ihre Affäre hinweg

Verführerin, Männerdiebin, Ehezerstörerin – die Geliebte ist der Bösewicht unter den Liebenden. Denn sie nimmt, wo sie eigentlich nichts zu suchen hat, so die allgemeine Unterstellung. Wenn die Affäre dann aus und vorbei ist, soll sie sich bloß nicht beschweren, sie ist doch selber Schuld! Selbst wenn es so sein sollte: Es gibt viele Wege, den Ex-Geliebten zu vergessen.

Verlassene dürfen trauern, ja: Es wird sogar von ihnen erwartet. Wer eine längere Beziehung einfach ablegt, gilt als emotionslos, nach einer Trennung sollte man sich Zeit zum Trauern lassen – sonst schleppt man die Gefühlslast in die nächste Beziehung. Aber: Diese Reaktionsregeln auf unerwünschte Trennungen gelten nur für rechtmäßig Liebende, Geliebte sind davon normalerweise ausgenommen. Wer trauern will, braucht neben einem Grund auch eine Berechtigung. Indem er etwa nachvollziehbare Gründe hat und damit ein Recht auf Herzschmerz. Verlassene Geliebte bilden hier laut verbreiteter Lesart eine unmoralische Ausnahme: Sie wissen in der Regel, was sie sich da eingehandelt haben, oft wird ihnen absichtsvolles und damit mutwilliges Verhalten unterstellt: nämlich das Wildern in fremden Gehegen.

Info kompakt

    50 Prozent der Affären dauern mehr als ein Jahr, wovon sieben Prozent sogar mehr als fünf und vier Prozent mehr als zehn Jahre anhalten 1

  • Wer weiß, wie viele: Genaue Zahlen gibt es kaum, Gerti Senger, Autorin von Schattenliebe, schätzt, dass in Deutschland über 1,5 Millionen Frauen die Geliebte eines verheirateten Mannes sind.
  • Kaum zu glauben: Vor allem berufstätige und erfolgreiche Frauen werden öfter zur Geliebten – Experten zufolge sind sogar eher selbstbewusste, unabhängige Frau prädestiniert für diese Rolle.
  • Job ist Hot-Spot zum Kennenlernen: Laut einer Umfrage des Internet-Portals diegeliebte.de lernen mehr als 38 Prozent der Frauen ihren Geliebten am Arbeitsplatz kennen.
  • Mehr als nur ein Seitensprung: Demzufolge wünschen sich mehr als die Hälfte, nämlich fast 60 Prozent, eine gemeinsame Zukunft mit dem Geliebten.
  • Bittere Wahrheit: Nur jeder zehnte Mann trennt sich von seiner Frau für die Geliebte.
  • Schwacher Trost: Laut Andrew G. Marshall haben Affären, die in eine richtige Beziehung münden, wenig Chancen auf haltbares Glück – den Erwartungen, die durch die heimliche Liebschaft entstanden sind, kann eine Alltagspartnerschaft nur selten gerecht werden.
  • 1 Umfrage der der Seitensprung-Fibel.de unter 1.224 Websitebesucher, Juli 2014

So schaffen Sie das: 7 goldene Regeln für verlassene Geliebte

Darum wird die Position der Leidtragenden Geliebten selten zuerkannt, sie gelten eher als Täterinnen, was die Verarbeitung der schmerzhaften Liebesgeschichte umso schwerer macht. Je heimlicher die Affäre ablief, umso weniger Möglichkeiten bleiben der abgelegten Geliebten, ihrem Kummer Ausdruck zu verleihen. Aber wie schaffen Sie es, die Trennung von Ihrer Affäre einigermaßen glimpflich zu überstehen? Wir haben 7 Tipps zusammenstellt, die Ihnen dabei helfen über die Affäre hinwegzukommen.

Handeln Sie rational – nicht emotional!

Potrait von Roland Kopp-Wichmann R. Kopp-Wichmann, Psychologe und Autor

Der Heidelberger Paartherapeut Roland Kopp-Wichmann gibt in seinem eBook Fremdgegangen – Wege aus dem Chaos Anregungen, wie Geliebte aus der prekären Situation herausfinden. Sein oberster Rat: Bleiben Sie rational, versuchen Sie, die unsachliche Ebene zu verlassen und beenden Sie die Affäre konsequent für sich. Auch wichtig: Sorgen Sie dafür, nicht die Opferrolle zu abonnieren! Auch wenn Sie sich unwissentlich verliebt haben und feststellen mussten, dass der Mann Ihrer Träume bereits in festen Händen ist, waren Sie immer noch Herrin Ihrer Sinne, als es geschah. Sie sind kein Opfer Ihrer Emotionen, Sie haben sich auf die Affäre eingelassen, in gutem Glauben zwar an einen guten Ausgang, aber im Vollbesitz Ihrer Gefühlswelt. Und sowas passiert auch nicht nur Ihnen, das Schicksal hat Ihnen keineswegs übel mitgespielt und Sie sind auch nicht vom Liebespech verfolgt. Wer sich als Opfer fühlt, meint, nichts an der Situation ändern zu können. Reißen Sie jetzt die Gefühlsmacht wieder an sich, machen Sie sich ganz rational klar, dass Ihnen die Liaison nun mal so wiederfahren ist – basta. Schauen Sie nach vorne, anstatt sich zu bemitleiden für das Vergangene.

Kontaktabbruch – kompromisslos!

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – hier ist dieses Sprichwort mehr als angebracht! Vermeiden Sie einen Tod auf Raten, ein leises Dahinsiechen oder gar Rückfälle. Laut Roland Kopp-Wichmann bleibt Ihnen nach einer beendeten Affäre nichts anderes übrig, als die Sache abzuhaken.Trennt sich Ihr Geliebter nicht binnen eines halben Jahres wirklich von seiner Frau, stehen Ihre Chance schlecht, dass er es jemals tut. Ohnehin verlässt nur jeder zehnte Mann seine Familie für die Geliebte. Das mag erschütternd sein, aber wichtig ist nun, dass Sie die Kontrolle behalten. Brechen Sie den Kontakt ab und zwar radikal. Verabschieden Sie sich von der Illusion, Sie könnten Freunde bleiben, unter diesen Umständen ist das utopisch. Werden Sie deutlich: Sagen oder besser noch schreiben Sie Ihrem Geliebten, dass Sie keinen Kontakt mehr wollen, schützen Sie sich vor dem Hoffnungsspielchen, er könnte es sich ja doch noch anders überlegen. Und benutzen Sie Ihre Ansage nicht als Erpressung: Sie müssen wirklich hinter Ihrem Vorhaben stehen, die Geschichte abzuschließen.

Die Ex-Affäre mies machen – stilvoll!

Mies machen meint hier: Seien Sie realistisch, versuchen Sie, den Geliebten an seinem Verhalten zu messen. Suchen Sie nicht Entschuldigungen für seine Entscheidung, erstmal Schluss zu machen, unterstellen Sie nicht, dass äußere Umstände ihn dazu gewzungen haben. Immerhin hat er Ihnen zugemutet, den ungeklärten Zustand auszuhalten und seine Entscheidungen zu respektieren – auch wenn Sie darunter vielleicht gelitten haben. Wichtig ist, dass Sie realisieren, wie einschneidend das – bei aller Liebe und Leidenschaft – für Sie war. Eine Affäre ist ein Ausnahmezustand der besonders schönen Art. Zumindest, wenn man all Ihr Leiden, Ihren Kummer und Ihr sehnsuchtsvolles Warten abzieht. Dennoch sollten Sie die Liebesgeschichte ganz unromantisch betrachten. Tolle Erinnerungen können Sie durchaus bewahren, aber vergessen Sie nicht, was alles unerfreulich war. Denken Sie an die vielen Abende, die Sie verzweifelt auf ihn gewartet haben, erinnern Sie sich an die Verabredungen, die er in allerletzter Minute dann doch canceln musste, vergegenwärtigen Sie sich den Kummer, das Herzeleid, die Enttäuschung, die Ihnen Ihr Geliebter beschert hat. Glorifizieren Sie nicht das Kennenlernen, nehmen Sie innerlich Abstand und seien Sie ehrlich zu sich selbst: Ihr Geliebter hatte nicht den Mumm, sich zu Ihnen zu bekennen. Oder seine Gefühle reichten letztlich doch nicht, um den letzten Schritt – nämlich den hin zu Ihnen – zu gehen.

Schöne Erinnerungen pflegen – reuelos!

Roland Kopp-Wichmann hält es für unerlässlich, nach der Affäre Geschenke zurückzugeben, Andenken zu vernichten und Orte zu meiden, an denen Sie sich getroffen haben. Dennoch sollten Sie die positiven Gefühle, die Sie während der verbotenen Liebschaft hatten, nicht mit Füßen treten. Seien Sie vielmehr dankbar für das Schöne, dass Sie auch erlebt haben. Bestimmt brauchen Sie dafür Zeit, können nicht sofort umschalten und plötzlich alles ganz prima finden. Aber Sie können sich in diese Richtung motivieren: Indem Sie etwa äußerlich aufräumen, Erinnerungsstücke wegpacken, seine Handynummer löschen und Zahnbürste oder ähnliche Affärenutensilien aus dem Weg räumen. Setzen Sie sich aber bloß nicht unter Druck, lassen Sie sich nicht zu Übersprungshandlungen hinreißen. Gehen Sie tapfer an die Verarbeitung der Affäre heran. Dann können Sie in absehbarer Zeit vielleicht versöhnlich an diese Episode zurückdenken.

Selbsterkenntnisse sammeln – behutsam!

Potrait von Julia Kathan Julia Kathan, Autorin und Liebesexpertin

Julia Kathan meint, wenn Frauen in Affären schlittern und darunter leiden, hat das immer sehr viel mit ihnen selbst zu tun. Die Autorin von Alles für ein bisschen Liebe schreibt, Liebe habe die Macht, uns in tiefe Verzweiflung zu stürzen, uns traurig, verzweifelt und abhängig zu machen. Als Geliebte sind Sie leider prädestiniert dafür, in die Liebessucht zu stolpern – wichtig ist, dass Sie das erkennen. Wir alle, schreibt Kathan, seien mit einer großen Gabe auf diese Welt gekommen, die zugleich auch eine große Verantwortung darstellt: Wir müssen und können uns selbst glücklich machen. Kein anderer kann das so gut wie wir. Schon gar nicht ein Geliebter, der Sie hinhält, Ihnen haltlose Versprechen macht und Ihre Beziehung unter Vorgaukelung inniger Liebe im Schwebezustand belässt, um sich nicht trennen zu müssen. Denken Sie weg von Ihrem Geliebten und befassen Sie sich mit sich selbst: Warum haben Sie sich gerade in diesen vergebenen Mann verliebt? Wieso hat es Sie nicht abgeschreckt, als Sie von seiner Ehefrau erfuhren? Warum haben Sie das heimliche Spielchen mitgemacht, wieso konnte die Hoffnung auf ein Happy End Sie dermaßen manipulieren? Wenn Sie versuchen, diese Fragen ehrlich zu beantworten, werden Sie viele Erkenntnisse über sich selbst gewinnen. Im Idealfall die, dass keine Beziehung dieser Welt das bewirken kann, was Sie selber können: sich glücklich machen.

Selbstbewusstsein stärken – würdevoll!

Zurückweisung in der Liebe ist hart, womöglich die größte Kränkung, die wir überhaupt erfahren können. Das schreibt Bärbel Wardetzki in Ohrfeige für die Seele. Die Psychotherapeutin meint, damit umzugehen sei schwieriger, als eine verletzende Bemerkung zu verdauen. Und am schwersten wiege das Verlassenwerden, was die ultimative Kränkung sei. Allerdings entscheiden Sie selbst, wie sehr Sie sich die Kränkung zu Herzen nehmen und diese an Ihrem Selbstbewusstsein knabbern lassen. Sicher werden Sie sich fragen, warum er sich nicht für Sie getrennt hat, warum er Sie nicht für attraktiv, unterhaltsam, schön genug befunden hat, um bei Ihnen zu bleiben. Aber genau das sollten Sie nicht tun: die Trennung persönlich nehmen. Es gibt Tausend Gründe, warum ein Mann in seiner kaputten Ehe ausharrt. Dass er diese Entscheidung getroffen hat, liegt mit größter Wahrscheinlichkeit nicht an Ihnen!Lassen Sie nicht zu, dass das an Ihrem Selbstwertgefühl dauerhaften Schaden anrichtet. Sie sind es wert, geliebt zu werden, Sie haben einen Partner verdient, der ganz und gar zu Ihnen steht. Und nicht einen, der zweigleisig fährt oder sich Abwechslung von der Beziehung genehmigt, ohne an Ihre Gefühle zu denken. Wenn Ihr Geliebter sich nicht für Sie entschieden hat, hat das mehr mit Ihm als mit Ihnen zu tun, sagen Sie sich das mantramäßig.

Wut ablassen – effektiv!

Fühlen Sie sich getäuscht und hingehalten? Wenn Sie längere Zeit eine heimliche Affäre hatten, die Ihr Geliebter dann beendete, womöglich, weil er seiner Ehe noch eine Chance geben will, dann tauchen solche Gefühle zwangsläufig auf. Seien Sie in diesem Fall ruhig wütend, zetern und schimpfen Sie, denken Sie an all die Demütigungen, die Sie hinnehmen mussten, angesichts dieses Endes. Aber steigern Sie sich nicht rein, auch wenn es erstmal leichter ist, wütend zu sein, als sich mit den Geschehnissen sachlich auseinanderzusetzen. Erlauben Sie sich eine Ärgerphase, lassen Sie Wutgefühle raus – aber steuern Sie diese. Mal ganz banal: Sport etwa ist ein wunderbarer Aggressionsableiter, warum lernen Sie nicht boxen, um Ihre Enttäuschung körperlich rauszuhauen? Wichtig ist, dass Sie Ihre Wut kanalisieren und vor allem nicht auf sich lenken. Vorwürfe à la »Warum war ich so blind, nicht zu sehen, was er mit mir treibt!« oder: »Wie konnte ich mich nur in den verlieben?« bewirken rein gar nichts – das zieht Sie nur unnötig runter. Schaffen Sie Ihren berechtigten Zorn dorthin, wo er hingehört: zum Geliebten. Aber Achtung: Rachegelüste sollten Sie schon im Keim ersticken, der Ehefrau reinen Wein einzuschenken oder plötzlich vor seiner Haustür aufzutauchen sind keine guten Ideen.

Fazit: Nehmen Sie die Niederlage als verlassene Geliebte mit Würde!

Potrait von Dr. Ulrich Clement Kathan Dr. Ulrich Clement, Psychologe und Psychotherapeut

Vermutlich bleibt Ihnen Liebeskummer nicht erspart. Ulrich Clement rät in so einer Situation dazu, respektvoll mit dem Geschehen umzugehen. In Wenn Liebe fremdgeht schreibt der Paartherapeut, Sie sollten Ihre Selbstachtung nicht von der Entscheidung Ihres Geliebten abhängig machen: Wenn Sie eine heimliche Liebschaft zu einem vergebenen Mann eingehen, müssen Sie damit rechnen, dass er sich gegen Sie entscheidet. Wenn Ihr Geliebter seine Frau nicht verlässt und sich von Ihnen trennt, heißt das laut Clement keineswegs, dass Sie etwas falsch gemacht haben oder die schlechtere Frau sind, dessen müssen Sie sich bewusst sein.

Sie haben verloren, meint Clement, und diese Niederlage sollten Sie ihmzufolge mit Würde nehmen – was auch bedeutet, wertzuschätzen, was Sie in der Affäre erlebt haben. Und die Tatsache, dass es vorbei ist, hieße nicht, dass die heimliche Liebschaft zum Verriss freigegeben sei, schreibt Clement. Sehen Sie es als schöne, aber endliche Episode in Ihrem Leben, gehen Sie gut um mit dem, was zukünftig Ihre Erinnerung sein wird, mahnt Clement. Denn Sie selbst entscheiden letztlich, wie sehr Sie die Trauer in Ihr Leben lassen!



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