Vergeltungsschläge in der Liebe lohnen sich nicht. Hier lesen Sie warum und wie Sie richtig reagieren!

Wütende jung Frau

Wie Du mir, so ich Dir?! Warum sich Rache in der Liebe selten auszahlt

Rache kann süß sein – jeder dritte Deutsche würde es dem Partner heimzahlen, wenn er untreu wird. Die Spannbreite der Vergeltungsschläge ist enorm, das reicht von zerkratztem Autolack bis hin zum Rachesex. Aber was ist damit wirklich gewonnen?

Der Wunsch nach Rache entsteht, wenn wir uns angegriffen, verletzt, betrogen, erniedrigt oder ausgenutzt fühlen. Die erlittene Kränkung wollen wir dem anderen heimzahlen, Gleiches mit Gleichem vergelten und so Gerechtigkeit und damit unser Selbstwertgefühl wiederherstellen. Der andere soll ebenso leiden wie wir, soll spüren, wie weh sein Handeln tut – damit bekommen wir Genugtuung. Der Racheakt dient auch dazu, den anderen zu bestrafen, ihm eins auszuwischen und damit zu signalisieren »Mit mir nicht!« Häufige Anlässe für diese Art der Revanche in Beziehungen sind Fremdgehen, sexuelle Vernachlässigung oder Verlassenwerden – alles Ereignisse, die Seelenschmerz nach sich ziehen und damit eine fundamentale Kränkung darstellen.

Revanche für erlittenes Liebesunrecht – Vergeltung, wenn Schluss ist: Lohnt sich Rache?

Was also bringt uns Rache? Genugtuung, Befriedigung und vielleicht das Gefühl, die Kontrolle und damit die Macht behalten zu haben? Und danach, ist dann die Gerechtigkeit in der Partnerschaft wiederhergestellt oder nach dem Beziehungsaus ein Ausgleich erreicht, der Wunden heilt?

Nicht wirklich, meint Dr. Wolfgang Krüger. Der Berliner Paartherapeut begegnet in seiner Praxis immer wieder Paaren, die mit Rachegelüsten konfrontiert werden. In seinem neuen Buch So gelingt die Liebe, auch wenn der Partner nicht perfekt ist, zeigt er auf, wie die Liebe gelingen kann – auch wenn der Partner nicht perfekt ist. Sinnvoll sei es, sich um die eigene Entwicklung zu kümmern und mit der lebendigen Stimmung festgefahrene Partnerschaftsprobleme zu überwinden. 90 Prozent der Partnerschaften ließen sich auf diese Weise erheblich verbessern, meint der erfahrene Paartherapeut.

Die Seitensprung-Fibel: Herr Dr. Krüger, sie sind seit über 20 Jahren als Paarberater tätig und befassen sich mit Untreue und anderen Liebeskrisen.  Welche Rolle spielen dabei Rache, Vergeltung und absichtliche Kränkung des Partners?

Dr. Wolfgang Krüger: Nach Kränkungen geraten wir entweder in eine depressive Stimmung oder wir wollen uns rächen. Und die Untreue ist eine sehr massive Kränkung, Rachegefühle liegen dann nahe.

Die Seitensprung-Fibel: Fremdgehen tut weh – ist es normal, dass der betrogene Partner Racheimpulse verspürt?

Dr. Wolfgang Krüger: Ja, die Rachegefühle sind normal. Und in den meisten Fällen wird man daran denken, nun selbst den Partner zu betrügen. 

Die Seitensprung-Fibel: Worauf sind diese Rachegelüste zurückzuführen?

Dr. Wolfgang Krüger: Kränkungen verkleinern unser Ich. Wutgefühle und Rachegefühle vergrößern unser Ich und verkleinern den anderen. Ich fühle mich wieder mächtig und das gleicht die Kränkung innerlich ein wenig aus.

Die Seitensprung-Fibel: Ein Szenario: Eine Frau hat einen One-Night-Stand, den sie ihrem Mann beichtet. Der geht daraufhin ebenfalls fremd – mit der Begründung, ihm stehe das nun auch zu, sie habe ja »damit« angefangen. Was halten Sie von solchen Aktionen? Und was würden Sie diesem Paar raten?

Dr. Wolfgang Krüger: Ich finde einen solchen Seitensprung verständlich, aber gefährlich. Es beginnt ein Machtkampf von Kränkungen, jeder zieht sich zurück, keiner ist zur Versöhnung, zum offenen Gespräch bereit. Letztlich agiert man so wie zwei Großmächte, die nur noch darauf bedacht sind, die eigenen Interessen durchzusetzen. Die Liebe bleibt dabei auf der Strecke.

Die Seitensprung-Fibel: Kann denn ein Racheakt zu einem Gleichstand in der Partnerschaft beitragen und diese damit retten?

Dr. Wolfgang Krüger: Ein Racheakt setzt auf das Verletztwerden das Verletzen des Partners. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Man kümmert sich auch nicht mehr darum, ob ich vielleicht am Seitensprung beteiligt war. Immerhin 60 Prozent der Seitensprünge entstehen aus einer unglücklichen Ehe. 

Die Seitensprung-Fibel: Kann Rache in einer Beziehung überhaupt etwas bewirken? Macht sie den Schmerz wett, hilft Vergeltung über die Kränkung hinweg oder ist es reine Befriedigung, wenn wir Rachgelüsten nachgeben?

Dr. Wolfgang Krüger: Es ist eine Befriedigung, bei der allerdings das Gefühl des Verletztwerdens bleibt, weil ich mich aus der Opferhaltung nicht wirklich befreie. Dazu müsste ich verstehen, warum es eigentlich zu einem Seitensprung gekommen ist.

Die Seitensprung-Fibel: Gibt es überhaupt so etwas wie »angemessene« Rache?

Dr. Wolfgang Krüger: Rache soll ja den Ausgleich für ein erlittenes Unrecht bewirken. Aber angemessen ist diese Rache nie, höchstens verständlich. Dabei ist die kleine Rache durchaus hilfreich, wenn z.B. die Ehefrau jenen Anzug zerschneidet, mit dem er tanzen war und anschließend mit der Tanzpartnerin ins Bett ging. Solche Affekthandlungen haben eine tiefe Symbolik und können dazu führen, dass Gefühle ausgelebt werden.

Die Seitensprung-Fibel: Erleben Sie in Ihrer Arbeit den Rachedurst bei Paaren häufig?

Dr. Wolfgang Krüger: Ja, die kleine Rache  ist sehr häufig. Man zahlt dem anderen etwas heim, redet nicht ihm, verweigert ihm Anerkennung... das ist normal und alltäglich. Aber die Rache nach einem Seitensprung ist häufig destruktiv.

Die Seitensprung-Fibel: Wollen sich eher Frauen oder Männer rächen? Oder gibt es da keine Unterschiede?

Dr. Wolfgang Krüger: Frauen sind häufig subtiler, sie haben gelernt, Rachegefühle geschickter auszuleben und manchmal beispielsweise das Finanzamt über heimliche Einnahmen so zu informieren, dass der Ehemann den Informanden nicht erkennt.

Die Seitensprung-Fibel: Was war der massivste Racheakt, dem Sie bisher begegnet sind?

Dr. Wolfgang Krüger: Eine Ehefrau hörte davon, dass ihr Mann etliche Verhältnisse hatte und rief sowohl diese Frauen als auch ihre Männer an und machte alles öffentlich. Und die Anzeigen beim Finanzamt sind auch nicht selten, allerdings erfolgen sie fast immer erst nach einer Trennung.

Die Seitensprung-Fibel: Was sollten Bekannte oder Freunde raten?

Dr. Wolfgang Krüger: Rache ist meist blind, man sollte sich also zunächst beruhigen und dann überlegen, ob und wie eine Partnerschaft weiter geht.

Die Seitensprung-Fibel: Woran liegt es, dass manche Menschen rachsüchtiger sind als andere?

Dr. Wolfgang Krüger: Es gibt Menschen, die kränkungsbereiter sind. Vor allem narzisstische Charaktere sind extrem auf Rache eingestellt, wenn sie gekränkt werden.

Die Seitensprung-Fibel: Wie bekommt man Rachegelüste in den Griff? Auf welche Art sollte man mit seinen (berechtigten) Wutgefühlen nach einem Seitensprung umgehen?

Dr. Wolfgang Krüger: Nach einem Seitensprung sollte man zunächst mit seinen Freunden reden, möglicherweise vorübergehend ausziehen. Und dann wird man mit dem Partner reden und spüren, ob und wie eine Beziehung weitergeht. Und man wird erwarten, dass sich der Partner entschuldigt, sein Verhalten erklärt, dass er um uns wirbt und sich anstrengt, bevor wir ihm verzeihen. Aber dieser Prozess wird gestört, wenn ich zu sehr meine Rachegefühle auslebe. Dann kommunizieren nur noch zwei 'Schuldige' miteinander, die sich verletzt haben. 

Fazit: Racheaktionen lohnen sich nicht – wie Sie mit Rachegefühlen konstruktiv umgehen können

Auch wenn es Ihnen noch so in den Fingern juckt, zum Gegenschlag anzusetzen – stoppen Sie sich am besten, bevor Sie etwas tun, was Sie später bereuen könnten. Affekthandlungen mögen entlastend wirken, aber die großen Rachenummern rächen sich oft selbst. Viele Menschen überschätzen auch den emotionalen Nutzen von Rachehandlungen, das fand ein amerikanischer Psychologe heraus, der Probanden Racheakte ausführen ließ. Vorab versicherten die Versuchspersonen, sie würden sich nach der Vergeltung besser fühlen, aber bereits zehn Minuten später stellten die Wissenschaftler das Gegenteil fest. Ursache: Die Rache verlängerte genau jene unschönen Gefühle, die die Vergeltungsgelüste ausgelöst hatten. Die Rächer fühlten sich mies und grübelten weiter über die Angelegenheit. Ihre seelischen Wunden blieben offen. Womöglich widersprach die Rache ihrem Selbstbild als »guter Mensch«, spekulierten die Wissenschaftler.

3 Regeln für den Umgang mit Rachegefühlen in der Liebe

  • Regel Nummer 1: Ruhe bewahren! Mögen die Wutgefühle noch so stark sein, Sie sollten erstmal besonnen an die Sache herangehen: Reden Sie zunächst mit ihren Freunden, schaffen Sie Distanz, indem Sie möglicherweise vorübergehend ausziehen, rät Dr. Wolfgang Krüger.
  • Regel Nummer 2: Reden Sie mit Ihrem Partner über Ihre Gefühle! Haben Sie erstmal tief Luft geholt, dann sollten Sie mit Ihrem Partner sprechen und herausfinden, ob und wie Ihre Beziehung weitergeht. Dabei können Sie auch Ihre Wutgefühle zur Sprache bringen, aber ohne diese als Drohungen einzusetzen.
  • Regel Nummer 3: Erst denken, dann handeln! Rache im Affekt kann süß sein, aber auch einen fatalen Teufelskreis in Gang setzen. Bevor Sie schwere Geschütze auffahren, überlegen Sie, was Sie a) damit bewirken und wie Sie b) dabei dastehen. Denn manch ein Vergeltungsschlag ist auf Dauer nur peinlich für Sie.


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