Lust, Ego, Langeweile – wissen Sie immer, warum Sie Sex haben? Welche kuriosen Motive und welche Stufen sexueller Begegnungen es gibt, lesen Sie hier.

Hübsche Frau beißt einem Mann mit Augennmaske sanft in den Arm

Wie intim ist Ihr Sex? Warum wir's machen und wie die schönste Sache der Welt noch intensiver wird

Macht Spaß, muss sein, ist geil – wissen Sie immer, warum Sie gerade Sex haben? Vermutlich machen Sie sich selten Gedanken darüber, wenn Sie es machen. Es könnte aber sehr interessant sein, zu ergründen, bei welchen Gelegenheiten und aus welchen Motiven Sie der körperlichen Lust frönen. Denn wie intensiv Sex erlebt wird, kann auch eine Frage der Motivation sein.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

Info kompakt

    Spontaneren, heißeren Sex – das wollen 2015 knapp die Hälfte aller Deutschen in einer Beziehung von ihrem Partner 1

  • Aus Spaß an der Freude: 77 Prozent der Befragten gaben in einer Forsa-Umfrage den Spaßfaktor als Hauptmotivation für Sex an.
  • Um mehr Nähe zu spüren, gehen 65 Prozent der Befragten laut Umfrage mit dem Partner ins Bett.
  • Nimm mich: 41 Prozent der Deutschen haben Sex, weil sie das Gefühl genießen, begehrt zu werden. Knapp die Hälfte der Frauen geben dies als Sexgrund an, für 34 Prozent der Männer ist das wichtig.
  • Nichts Besseres zu tun?! Langeweile nannten vier Prozent aller Befragten als Motiv für Sex.
  • Ortswechsel können sehr prickelnd sein: Eine aktuelle im Auftrag der Seitensprung-Fibel ergab, dass die Deutschen ihre Sexaktivitäten gerne nach draußen verlagern. So mögen es demzufolge 46 Prozent im Auto, 34 Prozent im Freibad und 32 Prozent auf dem Balkon. 2
  • 1 Studie des Marktforschungsinstituts mafo.de und des Portals Seitensprung-Fibel.de unter 1.013 Menschen in Partnerschaften im Alter von 18 bis 65 Jahren (42% männlich, 58% weiblich). Erhebungszeitraum: 22.12.2014 bis 05.01.2015. Infografik anzeigen

    2 Repräsentative Online-Umfrage unter 1.005 Deutschen ab 18 Jahren (52% männlich, 48% weiblich) im Auftrag von Seitensprung-Fibel.de beim Marktforschungsinstitut Toluna. Erhebungszeitraum: Mai 2015 Infografik anzeigen

Über Art und Qualität von Sex wird viel diskutiert. Jenseits von Leistungsdruck und subjektiven Bewertungskriterien geht es doch allein um die Frage: Warum tun wir's überhaupt? Evolutionsbiologisch gibt es schlichte Erklärungen: Wir alle verspüren genetisch bedingt den Drang danach, uns zu vermehren. Auch wenn wir das bewusst gar nicht vorhaben, es bereits getan oder altersmäßig das Thema schon abgehakt haben. Unserer innerer Trieb motiviert uns zu sexueller Betätigung, das liegt in der Natur (nicht nur) des Menschen. Außerdem, auch das ist wissenschaftlich belegt, funktioniert Sexualität als effektives Bindemittel – während des Geschlechtsaktes wird jede Menge Oxytocin ausgeschüttet. Der Stofff ist auch als Bindungshormon bekannt, da er dafür sorgt, dass wir uns zu unserem Sexpartner hingezogen fühlen. Kuscheln und mehr trägt so nicht nur in ganz frischen Beziehungen dazu bei, dass die Sache weitergeht, sondern ist auch wichtig für Langzeitpartnerschaften.

Just for fun?! Häufige Sex-Gründe

Darum können sich wohl auch die meisten Menschen eine sexlose Beziehung nicht vorstellen – so ermittelte etwa eine GfK-Umfrage, dass für ganze 71 Prozent der Deutschen eine Partnerschaft ohne Sex überhaupt nicht infrage kommt. Warum wir Sex haben, also was neben dem körperlichen Trieb die treibende Motivation hinter unserem Verlangen nach Körperkontakt ist, wollte eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift Emotion in Erfahrung bringen und stellte deutschen Frauen und Männern zwischen 18 und 64 Jahren die Frage, warum sie Sex haben.

  • Für die meisten, nämlich 77 Prozent, ist der Spaßfaktor Hauptmotivation für Sex.
  • Um Nähe zu spüren, haben 65 Prozent der Befragten Sex.
  • 41 Prozent betätigen sich sexuell, weil sie das Gefühl lieben, begehrt zu werden. Bei den Frauen ist es sogar für knapp die Hälfte der Grund, für 34 Prozent der Männer spielt das eine Rolle.
  • Langeweile ist nur für vier Prozent aller Befragten ein Sex-Motiv. Allerdings ist das eine Frage des Alters, bei den 19- bis 29-Jährigen war es etwa jeder zehnte Befragte, der aus Mangel an Alternativbeschäftigungen Sex wählte.
  • Sex aus Angst, dass der Partner fremdgehen könnte – 16 Prozent der geschiedenen Umfrageteilnehmer aus der deutschen Forsa-Umfrage geben dies als Sex-Motiv an, insgesamt sind es vier Prozent.

Ziemlich ausgefallene Motive, Sex zu haben

Lust und Leidenschaft sind das eine – der Wunsch nach Fortpflanzung ein weiteres mehr oder weniger logisches Motiv für Sex. Aber wie oft hat Mann oder Frau Sex aus ganz anderen Gründen als Begierde? Tatsache ist, dass es ziemlich ausgefallene bis regelrecht seltsame Gründe für Sex gibt. Das fanden etwa Forscher der Universität Texas in einer Umfrage heraus: In ihrer darauf basierenden Studie ermittelten sie mehr als 200 Motive für Sex, darunter auch diese:

  • Ich wollte einen Geburtstag oder besonderen Anlass feiern
  • Ich wollte jemanden mit einer Krankheit wie Herpes oder Aids anstecken
  • Die Person bot mir dafür Drogen an
  • Ich wollte meine Kopfschmerzen loswerden
  • Ich wollte meine Partnerschaft beenden
  • Ich wollte benutzt und degradiert werden
  • Ich wollte eine Beförderung


Manche dieser Gründe haben recht wenig mit Liebe, geschweige denn mit Intimität zu tun. Sie entspringen vielmehr sehr viel niederen Motiven und dienen oft dazu, einem anderen Menschen zu schaden. Sie können mit jemandem ins Bett gehen und doch meilenweit von dieser Person entfernt sein. Mit Nähe und Intimität hat das oft kaum zu tun. Und das nicht nur in ganz oberflächlichen Beziehungen nach One-Night-Stand-Manier.

Potrait: Paartherapeut Tobias RulandTobias Ruland ist auch dieser Ansicht. Der Paartherapeut meint etwa, Sexualität müsse nicht immer intim sein. Wenn Sie mit Ihrem Partner Sex haben, denken Sie vielleicht, dass Sie intim werden, tun dies aber nicht unbedingt. Denn, das erklärt Ruland in seinem Buch Die Psychologie der Intimität, zwar werden Sexualität und Intimität oft als Begriffe verwechselt, dabei haben sie bisweilen herzlich wenig miteinander zu tun. Oder denken Sie, Sex mit jemandem zu haben, um sich an ihm zu rächen oder ihn mit einer Krankheit anzustecken, sei ein intimer Akt?

Sex – nicht immer eine intime Angelegenheit

Laut Ruland gelingt Intimität dann, wenn zwei Menschen es hinbekommen, trotz aller Probleme und Verletzungen des Lebens immer den Respekt füreinander zu bewahren, sich einander authentisch zu offenbaren und jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um sich auf Augenhöhe zu begegnen. Und das bedeutet auch, frei und offen der sein zu können, der man ist. Das können Momente der Nähe sein, erotische Begegnungen, aber auch intensive Blicke oder Gespräche. Sex muss es nicht immer sein. Sie können den heißesten, tollsten Sex haben – aber ganz ohne eine Spur von echter Intimität zu erleben. Wirklich nah sein müssen Sie Ihrem Sexpartner nämlich nicht, um auf Ihre erotische Kosten zu kommen. Ruland schreibt, Intimität entstehe, wenn sich zwei Menschen gleichzeitig innerste Gefühle und Gedanken offenbaren und sich dabei erleben. Und das könne mit und/oder ohne Sex geschehen.

6 Stufen sexueller Begegnungen

Und wie sieht das jetzt praktisch aus, wann ist denn Sex wirklich intim? Nicht nur das Motiv für Sex, auch die Intensität spielt dabei eine Rolle – beides trägt dazu bei, dass der sexuelle Akt sehr sehr unterschiedlich sein bzw. erlebt werden kann. Ruland benennt in seinem Buch 6 Stufen intimer sexueller Begegnungen, die nicht direkte Gradmesser dafür sind, wie viel Intimität stattfindet, sondern wie wahrscheinlich und wie intensiv ein intimer Moment der Begegnung von beiden Beteiligten erlebt wird.

  • 1. Stufe = die entfernteste Form intimer Begegnung: Will eigentlich keiner: Sex repräsentiert hier eigentlich einen feindseligen Akt – etwa, wenn sich die Probleme eines Paares derart verfestigt haben, dass eine echte Begegnung unmöglich ist.
  • 2. Stufe = der Partner ist austauschbar: Sex um der Lust willen: Der erotische Akt dient nur der akuten Befriedigung, der Partner ist austauschbar und wird nicht wirklich als Person wahrgenommen. Eine ziemlich emotions- und fantasielose Angelegenheit ist das.
  • 3. Stufe = es geht um die eigene Person: Wie war ich? Diese Frage taucht hier auf. Denn der Partner ist nicht nur austauschbar, sondern gefragt als Begutachter der eigenen Perfomance. Der andere dient hauptsächlich als Spiegel fürs eigene Ego.
  • 4. Stufe = gemeinsam Spaß haben: Keine verkehrte Sache, immerhin findet hier Sex schon mal gemeinsam statt. Die Qualitäten und Eigenschaften des Partners sind wichtig und werden wertgeschätzt, das Ziel ist aufregende, erfüllende, gleichberechtigte Sexualität. Viele Partnerschaften bewegen sich laut Ruland auf dieser Stufe und fahren lange Zeit gut damit. Das gilt übrigens ihm zufolge auch für viele außereheliche Affären.
  • 5. Stufe = liebende Synergie: Synergie meint psychologisch die Energie, die für den Zusammenhalt und die gemeinsame Erfüllung von Aufgaben vorhanden ist. Beide Partner lieben und schätzen sich so, wie sie sind – Sex ist hier ein offener, gemeinsamer Prozess, der Spaß machen soll, aber mehr ist als nur Körperkontakt. Das ist dann schon ziemlich intim. Untreue ist auf diesem Level übrigens recht unwahrscheinlich, so Ruland.
  • 6. Stufe = die kollaborative Union: Der Sex ist ehrlich, auf den Partner gerichtet, nicht nur am Lustfaktor orientiert und richtig intim – das zeigt sich auch außerhalb des (Ehe-)Bettes. Denn beide Partner identifizieren sich mit der Beziehung, stehen für sie ein und leben entsprechend ihre Sexualität aus. Das hat dann laut Ruland nicht mehr primär mit den Körpern zu tun, sondern erstreckt sich auf die gesamte Beziehung.

Fazit: Wie intim Ihr Sex ist, können Sie selbst beeinflussen

Sex ist jedes Mal ein bisschen anders, Ihr eigenes sexuelles Potenzial können Sie ausschöpfen, indem Sie laut Ruland die verschiedenen Stufen sexueller Begegnung erkennen und sich selbst einordnen. Wie intensiv Sie den Sex empfinden, ist sehr subjektiv, und kann in ein und derselben Beziehung anders erlebt werden. Schließlich ist unser Lustempfinden auch von der Tagesform, dem Partnerschaftsklima und vielen anderen Faktoren abhängig. Und sicherlich gibt es Momente, in denen die Lust alles andere ausschaltet, und dann wieder ist der Kopf mehr bei der Sache und Sie haben Sex, um wieder für bessere Stimmung in Ihrer Beziehung zu sorgen.

Wie intim Ihr Sex ist, können Sie selbst beeinflussen – zunächst können Sie mal schauen, wo genau Sie stehen. Dabei spielt aber auch Ihr Partner eine wichtige Rolle: Nur wenn Sie beide sich ehrlich offenbaren, kann echte Intimität entstehen. Bei den 6 Stufen sexueller Begegnungen geht es nicht um eine Wertung der Liebesqualität, es geht darum, dass Sie einschätzen, wo Sie noch Luft nach oben haben. Mit demselben Partner können Sie verschiedene Stufen erreichen, manches ist aber eher mit einem anderen Menschen möglich – denn wie sehr wir uns sexuell entwickeln, hängt auch von unseren Mitspielern ab. Ruland sieht die Gestalt der sexuellen Beziehung zweier Menschen als Spiegel der Intimität, die dieses Paar auch außerhalb des Schlafzimmers erreichen kann. Das Gute dabei ist, dass es seiner Meinung nach viele Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Fangen Sie doch mal in Ihrer Beziehung an – zum Beispiel mit diesen drei Tipps:

3 Tipps, wie Sie Ihre sexuelle Beziehung entwickeln

  • Sorgen Sie für wirklich intime Momente: Nehmen Sie sich Zeit für Ihren Partner und reden Sie offen und ehrlich mit ihm – vor allem auch über Ihre sexuellen Bedürfnisse. Die Ihres Partners sollten Sie übrigens so wichtig nehmen wie Ihre eigenen.
  • Pflegen Sie die körperliche Beziehung: Es kann, muss aber nicht immer Sex sein – Hauptsache, Sie sind dann wirklich bei der Sache. Sexualität kann ein wirkungsvolles Werkzeug sein, mit dem Sie die Intimität vertiefen können. Sexualitiät will Ruland aber als jede Form liebevoller körperlicher Kontaktaufnahme verstanden wissen.
  • Probieren Sie mal anderes aus: Damit sind keine extravaganten Stellungen oder exotische Orte gemeint (auch wenn das durchaus gut sein kann). Das können kleine Veränderungen im Sexablauf sein, wie etwa der direkte Blickkontakt beim Orgasmus, aber auch Dinge, die auf den ersten Blick ziemlich wenig mit Sex zu tun haben, wie das bewusste Wahrnehmen der eigenen Gefühle oder gemeinsame Kreatitvität, beispielsweise zusammen Kochen oder Tanzen.


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