DU NERVST! Was die störenden Gewohnheiten Ihres Partners für Sie bedeuten

Jeder ist mal genervt von seinem Partner – denn kein Mensch hat nur gute Seiten. Die meisten versuchen dann, den Partner zu ändern. Dabei haben wir uns diesen Partner vielleicht genau deshalb ausgesucht: Weil er Angewohnheiten oder Charaktereigenschaften mitbringt, die uns selbst fehlen. Wer erkennt, warum er diesen Partner angezogen hat, kann sich in seiner Persönlichkeit weiterentwickeln und von den »Störfaktoren« des Partners sogar profitieren.

»Je pervertierter, irrealer oder fanatischer der Partner etwas auslebt, desto mehr fehlt mir dieses Prinzip in der realen Form. Will der Partner ständig nur in noblen Gourmetrestaurants absteigen, fehlt es mir an Genussfähigkeit, telefoniert er pausenlos mit seinen Freunden, habe ich selbst zu wenig echte Freundschaften aufgebaut.«

Hermann Meyer

Die Themen dieses Beitrags:

6 Wege, wie Sie auf störende Gewohnheiten Ihres Partners reagieren können

Nehmen wir mal an: Sie haben eine Beziehung mit einem Menschen, der ziemlich viele Gewohnheiten mitbringt, die Sie eigentlich gar nicht leiden können. Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin ist unordentlich, kommt niemals pünktlich, hat nur Flausen im Kopf oder ist schnell sauer. Und nehmen wir mal an, das macht Sie auf Dauer wütend und reizt Sie bis aufs Blut.

Theoretisch haben Sie jetzt diese Möglichkeiten:

  • Sie tun alles in Ihrer Macht Stehende, um Ihren Partner zu ändern: Geht nicht, sagt Michael Mary. In Der Beziehungs-Code schreibt der Paartherapeut, dass es sinnlos sei, am anderen zu arbeiten. Man könne nur das eigene Verhalten ändern – das wirke sich im Idealfall auf den Partner aus.
  • Sie ziehen die Reißleine und trennen sich: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – aber wenn Sie gehen, lassen Sie zwar Ihren nervigen Partner zurück, sich selbst nehmen Sie aber mit. Ausgeschlossen ist nicht, dass Sie auch in der nächsten Beziehung ähnliche Erfahrungen machen. Etwa, weil Sie mit traumwandlerischer Sicherheit wieder so einen Partner wählen.
  • Sie zahlen es ihm heim: Gleiches mit Gleichem vergelten – steht zwar schon in der Bibel, aber in der Liebe auf einem anderen Blatt. Denn damit tragen Sie zu einer unfeinen Verhärtung der Fronten bei – auch ein dezenter Gegenschlag kann zu einer Eskalation beitragen, daran sollten Sie denken.
  • Sie begeben sich in die Opferposition und jammern: Klarer Fall von emotionaler Erpressung, würde Susan Forward, Autorin von Emotionale Erpressung sagen. Damit versuchen Sie nämlich, Ihren Partner unter Druck zu setzen und ihm zu drohen, wenn er sich nicht so verhält, wie Sie das wollen. Auch wenn Sie so das Gefühl haben, etwas zu tun, gehen Sie hier womöglich zu weit.
  • Sie ignorieren sein Verhalten und schlucken Ihren Frust runter: Das wird ein Nachspiel haben, denn wer Konflikte in Harmonie erstickt, bekommt bald Liebesatemnot. Der amerikanische Paartherapeut John Gottman weiß, wohin es führt, wenn ein Partner seinen Unmut für sich behält. Nämlich ins Beziehungsende.
  • Sie atmen tief durch – und analysieren, warum Sie sich gerade diesen Partner ausgesucht haben. Denn das ist nicht Zufall, das hat auch nichts mit Schicksal zu tun. Dass Sie gerade an diesen Menschen geraten sind, hat seine Gründe. Partnerschafts- und Schicksalsforscher Hermann Meyer ist sicher: Jeder hat die Beziehung, die er verdient. In seinem gleichnamigen Buch schreibt er, wichtig sei, zu hinterfragen, warum man diesen Partner angezogen habe und welche Eigenschaften, Fähigkeiten und Charakterzüge er mitbringt, die in Interaktion mit eigenen Anlagen stehen.

Komm, nerv mich mal: Warum gut ist, was Sie an Ihrem Partner stört

Wussten Sie, dass Ihr Unterbewusstes eine große Rolle bei der Partnerwahl spielt? Zu etwa 95 Prozent beeinflusst dieser Teil unser Fühlen, Denken und Handeln, ohne dass wir das wissen oder erkennen, erklärt Meyer.

Das kann dann so aussehen:

  • Bei klarem Verstand würden Sie sagen, dass Ihnen Zuverlässigkeit in einer Beziehung besonders wichtig ist, de facto haben Sie aber einen Partner, der ziemlich unstet ist.
  • Sie trinken überhaupt keinen Alkohol, Ihre bessere Hälfte dagegen freut sich jeden Tag aufs Feierabendbier.
  • tändig regt Sie etwas an Ihrem Partner auf, immer wieder sind Sie versucht, ihm schlechte Gewohnheiten abzugewöhnen – trotzdem lieben Sie ihn.

Das sieht dann auf den ersten Blick sehr unpassend aus – kann aber tiefere Gründe haben. Hermann Meyer erklärt es so: Je stärker Ihr Partner etwas auslebt, desto mehr fehlt Ihnen dieses Prinzip in der realen Form. Durch sein Verhalten legt er mitunter den Finger ständig in die Wunde, er zeigt durch das, was er aus Ihrer Sicht übertrieben auslebt, welche Lern- und Entwicklungspotenziale Sie zu absolvieren haben und welche Anlagen Sie noch ausbilden sollten.

5 Partnertypen und Ihre Bedeutung für Sie

1. Der vergebene Partner

Wer will schon einen, der eigentlich gar nicht mehr zu haben ist? Klar, wenn der Liebesblitz einschlägt, sind Sie machtlos, gegen Ihre Gefühle kommen Sie ja schlecht an. Aber spätestens, wenn Sie die volle Wahrheit erfahren, und wissen, dass Ihr Liebesobjekt liiert, verlobt oder verheiratet ist, sollte doch Ihr Verstand eingreifen und Sie darauf hinweisen, dass dieser Mensch ein ungeeigneter Partner für Sie ist.

Das will Ihnen diese Partnerwahl sagen:

Sind Sie sicher, dass Sie einen Partner wollen? Oder wollen Sie insgeheim gar enge Bindung und haben sich diesen Menschen ausgesucht, weil eine verbindliche Beziehung mit ihm von vorneherein so gut wie ausgeschlossen ist? Meyer führt unter anderem diese Gründe für die Partnerwahl an:

Abgrenzungsschwäche: Wer eine längere Partnerschaft eingehen will, muss Nähe herstellen, aber sich auch abgrenzen können. Dazu gehört ein vernünftiges Selbstbewusstsein, das es einem auch erlaubt, mal nein zu sagen. Vielleicht können Sie sich in engen Beziehungen schlecht abgrenzen – und wählen jemanden, bei dem Sie dies gar nicht tun müssen, weil die Beziehung ohnehin begrenzt ist.

Freiheitsdrang: Liebe ja, aber Freiheiten aufgeben: niemals! Womöglich ist Ihr Drang nach Autonomie, nach selbstbestimmter Lebensgestaltung ausgeprägter als Ihr Bedürfnis nach der Geborgenheit einer engen Partnerschaft – und Sie umgehen es mit genau diesem Partner, sich diesem Zwiespalt zu stellen. Und wenn Sie sich als Frau in einen vergebenen Mann verlieben, trägt Ihr Unterbewusstes vielleicht damit Ihrem Bedürfnis, nicht die Rolle der treusorgenden Ehefrau zu übernehmen, Rechnung. Womöglich wollen Sie als Geliebte nur die vermeintlichen Sonnenseiten fernab eines Beziehungsalltags genießen.

2. Der rauchende Partner

Rauchen schadet der Gesundheit – wer's tut, zelebriert eine Sucht, die sich noch innerhalb eines Normbereichs bewegt. Aber abgesehen vom Gesundheitsaspekt kann der Qualm Ihres Partners ganz schön nervend sein. Sind Sie überzeugter Nichtraucher, kommt so ein Partner sicher gar nicht erst in Frage.

Das will Ihnen diese Partnerwahl sagen:

Falls Sie dem Nikotingenuss ambivalent gegenüberstehen, bringt Sie Ihr paffender Partner vielleicht immer wieder an Ihre Toleranzgrenze. Freud-Anhänger erklären übrigens rauchende Frauen damit, dass Zigaretten für Phallussymbole, bei Männern als Ersatz für die Mutterbrust und so für unbefriedigte orale Bedürfnisse stehen.

Ausgleich für beide: Viele Raucher versuchen durch ihre Sucht die eigene Unsicherheit, Schwäche und Angst auszugleichen – und vielleicht damit auch Ihre? Zudem lebt Ihr Partner etwas aus, was gesundheitsschädigend, belästigend für die Umwelt und je nach Tabakverbrauch kostspielig sein kann. Damit tut er etwas Irrationales – und agiert womöglich Ihr unbewusst vorhandenes Rauchbedürfnis aus.

Aufforderung zum Schlagabtausch: Kampfschauplätze gibt es in jeder Beziehung, beim Rauchen sind Sie da in besonderer Weise gefordert. Sie müssen ausloten, bis zu welchem Punkt Sie die Sucht Ihres Partners tolerieren und wo diese Ihre Persönlichkeitsrechte einschränkt. Womöglich fordert Ihr Unbewusstes Sie hier auf, klar zu Ihren Bedürfnissen Stellung zu nehmen.

3. Der aufbrausende Partner

Schon bei den geringsten Anlässen geht er an die Decke und oft auch mittendurch. Denn sein cholerisches Wesen treibt ihn zu Affektausbrüchen großen Ausmaßes. Nach dem Motto »Alles muss raus« lässt dieser Partner seinen Gefühlen bei erster Gelegenheit ganz freien Lauf. Und Sie stehen mitten im Emotionsgewitter.

Das will Ihnen diese Partnerwahl sagen:

Zornesausbrüche können gewaltig sein und entsprechenden Schaden anrichten. Vor allem, wenn Sie dem machtlos gegenüberstehen. Möglich ist auch, dass Sie sich zu Unrecht in vielen Fällen als Auslöser der cholerischen Entgleisungen sehen.

Stellvertretersyndrom: Wenn er oder sie aufbraust, halten Sie still – denn Sie sind da eher verhalten. Eine Mischung aus Selbstbeherrschung und Offenheit ist das gesunde Mittelmaß. Vielleicht neigen Sie dazu, unangenehme Emotionen zu verdrängen und herunterzuschlucken, Ihr Partner erledigt dies für Sie beide, leider auch im doppelten Ausmaß.

Distanzübung: Sie haben nicht die Aufgabe, Ihren leicht übererregbaren Partner umzuerziehen, das können Sie auch gar nicht. Aber vielleicht sollen Sie in der Auseinandersetzung mit jemandem, der immer alles auf seine Waagschale wirft, lernen, sich abzugrenzen und sich zu distanzieren von diesem Verhalten – indem Sie etwa Freundschaften zu anderen Menschen pflegen und sich damit aus einer emotionalen Abhängigkeit befreien.

4. Der scheiternde Partner

Er macht und tut und ackert und schuftet – aber am Ende kommt nichts dabei rum. Dieser Partner bereitet Ihnen langanhaltende Sorgen, weil alles, was er anfasst, nicht so recht gelingen mag. Meyer nennt ihn schlicht »Versager«, wir sprechen mal wohlwollend vom Scheiternden.

Das will Ihnen diese Partnerwahl sagen:

Etwas zu wagen, zu investieren oder zu versuchen und damit gegen die Wand zu fahren, ist keine schöne Erfahrung. Aber in allen Lebensbereichen müssen wir damit rechnen, zu scheitern – Ihr Partner deckt diese Seite ab und relativiert damit mitunter vielleicht sogar Ihr eigenes Versagen.

Sein Versagen ist Ihr Gewinn: Falls Sie in Beruf und Privatleben normale Erfolge einheimsen, sind Sie Ihrem Partner immer eine Nasenlänge voraus. Vielleicht gibt Ihnen Ihr Unterbewusstes durch diesen Partner zu verstehen, dass Sie sich Ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst werden sollen.

Helfersyndrom!? Da ist einer, der Sie braucht, der Ihre Unterstützung in vielen Lebensbereichen benötigt, weil ihm trotz aller Bemühungen nichts wirklich zu gelingen scheint. Womöglich ist genau das der Punkt, es hat Sie angezogen, dass dieser Partner Sie braucht –weil das Balsam für Ihr niedriges Selbstbewusstsein ist.

5. Der zeitraubende Partner

Dieser Partner baut auf Ihre Hilfe, und das auf ganzer Linie. Steht er vor einem Problem, geht er davon aus, dass Sie an seiner Seite, wenn nicht sogar die Lösung sind. Da kann es um Banalitäten wie Tanken gehen oder um große Dinge wie ein Bewerbungsschreiben oder zwischenmenschliche Auseinandersetzungen. Das ist zeitintensiv und nervenraubend.

Das will Ihnen diese Partnerwahl sagen:

Sich vereinnahmen lassen, kann Vorteile haben. Die Zeit, die Sie so in Ihre Beziehung investieren (wenn auch in erster Linie mit ziemlich Unwichtigem), geht von der Zeit ab, die Sie sich mit sich selbst beschäftigen.

Gebrauchswert: Der andere kann nicht ohne Sie, diese Wichtigkeit, die Ihnen in dieser Konstellation zufällt, kann Ihnen durchaus gut tun. Beweist Sie doch, dass Sie als Partner von enormem Gebrauchswert sind. Außerdem geben Sie so absurderweise Verantwortung ab, und zwar für Ihre selbstbestimmte Lebensgestaltung. Ihr Partner nimmt Sie nämlich so in Beschlag, dass Sie sich kaum um eigene Belange kümmern können. Dadurch kommen Sie um die schwierige Aufgabe herum, Ihrem Leben selbst einen Sinn zu geben.

Aufruf zum Aufraffen: Er verfügt wie selbstverständlich über Ihre Zeit. Und wo bleiben Sie da? Was ist mit den Dingen, die Sie längst erledigt haben wollten, vor denen Sie sich aber drücken? Die Respektlosigkeit, die Ihr von Ihrem Eingreifen abhängiger Lebenspartner an den Tag legt, ist ein gutes Alibi, selber nicht aktiv werden zu können.

Fazit: Mein nerviger Partner, mein gutes Phantom

Wenn Ihr Partner Sie nervt, muss das nicht bedeuten, dass Sie an den Falschen geraten sind. Es kann auch heißen, dass Ihr Unbewusstes mit dieser auf den ersten Blick absurden Wahl signalisiert, dass bestimmte Lebensthemen, Konflikte, Unausgelebtes, Defizite oder Verdrängtes an die Oberfläche wollen.

Hermann Meyer sagt, es seien oft innerseelische Konflikte, die uns zu einem Partner drängen. Der sei dazu imstande, das, was sich innen abspiele, außen abzubilden, man suche einen Partner, der den eigenen inneren Konflikt zu dramatisieren verstehe. Die Summe aller Vorstellungsbilder, die man vom idealen Gegenstück hat, habe man aufgrund eigener Defizite entwickelt, behauptet Meyer. Darauf basiere dann der Typus des Phantompartners – das sei nicht der wirkliche Partner, sondern das subjektive Bild, das wir vom Partner entwickelt haben. So komme es auch, dass man mit einem Partner zusammen sein könne, der scheinbar gar nicht passe, weil man mit ihm so viele Probleme habe – der aber vom Unbewussten aus gesehen letztlich der Richtige sei. Denn nur er ist in seiner Einzigartigkeit, in seiner Gegensätzlichkeit dazu geeignet, uns bestimmte Lebensbereiche zu erschließen. Das sagt Meyer:

  • Bewusst halten wir Ausschau nach einem Partner, der unseren rationalen Erwartungen entspricht.
  • Diese sind geprägt von Konventionen, Erziehung, Zeitgeist und Rollenvorstellungen.
  • Dann gibt es aber noch unser Unbewusstes, und das entspricht unserer eigentlichen Natur – die will oft etwas ganz anderes.
  • Diese beiden Pole – das was wir bewusst und das, was wir unbewusst wollen – bringen uns immer wieder in Konflikte.
  • Umso wichtiger ist es zu erkennen, was uns bei der Liebe steuert und auch, warum wir einen bestimmten Partner, der uns vielleicht rastlos, traurig oder unglücklich macht, überhaupt wählen.
  • Vielleicht scheint dieser Partner zunächst ziemlich unpassend, aber er ist der Richtige, um uns zu zeigen, was uns fehlt, wo wir uns weiterentwickeln oder abgrenzen müssen.

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