Pech in der Liebe: Warum manche Menschen immer den falschen Partner wählen

Wieso bin ich mit diesem Menschen eigentlich zusammen? Fragen Sie sich das manchmal? Und denken dann, Sie hätten Pech gehabt oder wären halt in die Partnerschaft so reingerutscht? Dann täuschen Sie sich. Denn dass Sie mit genau diesem Partner liiert sind, hat Gründe.

»Nur ein ganz bestimmter Partner ist dazu geeignet, einem Verdrängtes, Unbewusstes und Unerlöstes bewusst zu machen. Über ihn gilt es, spezifische Lernprozesse zu absolvieren, die für einen wichtig sind und die einen in der Persönlichkeitsentwicklung weiterbringen.«

Partnerschafts- und Schicksalsforscher Hermann Meyer

Die Liebe würfelt nicht und spielt Ihnen böswiligerweise immer nur niedrige Punktzahlen zu. Es sei kein Zufall, wenn man immer wieder an den Falschen gerate – denn der sei eigentlich der Richtige, das erläutert der Partnerschafts- und Schicksalsforscher Hermann Meyer in seinem Buch Jeder hat die Beziehung, die er verdient. Denn unbewusst oder bewusst ziehen Sie genau diesen Menschen an. Das ist dann nicht Schicksal, sondern liegt daran, dass Ihnen der betreffende Partner entweder aufgrund von Anlagen und Fähigkeiten oder aufgrund von Defiziten und innerseelischen Konflikten zufällt.

Die Themen dieses Beitrags:

Richtig oder falsch? Weder noch…

Jeder von uns ist ziemlich viele, keiner von uns ist nie nur gut, niemand immer nur schlecht. Auch die meisten Beziehungen sind nicht nur total unglücklich oder ausschließlich glücklich, gerade das macht es so schwer herauszufinden, ob diese Partnerschaft die richtige oder die falsche für uns ist. Zumal sie das eben auch sein kann, wenn sie auf den ersten Blick nicht vollkommen unseren Vorstellungen entspricht. Es ist nämlich so: In uns stecken eigentlich zwei Naturen. Jeder Mensch sei diesbezüglich gespalten, schreibt Meyer.

  • Unsere erste Natur beinhalte die wahren Anlagen und Bedürfnisse,
  • die zweite Natur sei durch Erziehung, Kultur und Prägung der Zeit entstanden.

Die einen Bedürfnisse kommen also tief und authentisch aus uns selbst, die anderen sind uns von außen aufgezwungen worden. Im besten Falle schaffen wir es, diese zwei Naturen unter einen Hut zu bekommen und vor allem unsere wahre Natur, also den echten Teil unseres Selbst, zur Entfaltung zu bringen. Klappt das nicht, wird jemand also zu sehr von der zweiten, also der unwahren Natur geleitet, dann werden seine eigentlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse durch Ersatzfähigkeiten und -gefühle überlagert. Und das kann dazu führen, dass man einen Partner anzieht, der die schwierigen Seiten an einem hervorholt.

Vier Partnertypen und warum wir sie haben

Aber wissen Sie denn überhaupt, wie Sie an diesen Partner geraten sind, also was Sie bewusst oder unbewusst an ihm angezogen hat? Vier verschiedene Partnertypen gebe es, erklärt Meyer, ein Partner könne mehrere Typen oder alle gleichzeitig verkörpern. Überlegen Sie mal, in welche Kategorie Ihr Partner passt – dann haben Sie gute Chancen, besser zu erkennen, welche Funktion er für Ihr eigenes Selbst einnimmt.

  • Der Ähnlichkeitspartner – Ich liebe den, der so ist wie ich

    Das sei so etwas wie eine homöopathische Partnerschaft, erläutert Meyer: Ihr Partner denkt, fühlt und handelt auf mehreren Lebensgebeten ähnlich wie Sie, was ihn sehr sympathisch macht. Harmonie ist hier quasi vorprogrammiert, Reibungsfläche kaum gegeben. Warum Sie ihn haben: Ihr Partner ist in vielen Dingen so gleichauf mit Ihnen, dass Sie irgendwie auch sich selbst in Ihrem Partner lieben – solche Beziehungen würden meist länger halten, als solche, in denen die Partner sehr gegensätzlich seien, schreibt Meyer. Zoff gibt es da eher weniger, denn in den wichtigsten Bereichen stimmen Sie überein. Aber das verhindert auch, dass Sie Ihre anderen Seiten erkennen und ausleben können. Sie gehen also, bewusst oder unbewusst, eher auf Nummer sicher.

  • Der Ausgleichspartner – Ich liebe den, der mich ausgleicht

    Der Partner, mein gutes Gegenstück: Wenn es gut geht, gleicht der andere einen eigenen Mangel oder ein Persönlichkeitsdefizit aus. Schlecht ist das, wenn einer durch Überkompensation einen Mangel wettzumachen versucht – etwa, wenn ein Vielredner einen Sprechgehemmten völlig blockiert. Warum Sie ihn haben: Ihnen fehlt etwas, Ihr Partner soll eine mangelnde Eigenschaft, ein Potenzial, eine Fähigkeit ausgleichen – Meyer spricht von negativem Ausgleich, wenn Sie etwa das volle Gegenteil von Ihrem Partner sind und er das ausleben soll, was Sie nicht können. Gut ist das aber, wenn Sie von den Eigenschaften Ihres Partners profitieren, z. B., weil Sie den anderen brauchen, um etwas zu schaffen. Oft sei der Partner, der einen positiven Ausgleich darstelle, auch der Wunschpartner. Der könne einen aber nicht ergänzen, denn mit ihm können Sie sich nicht austauschen, er ist Ihnen auch nicht ähnlich.

  • Der Ergänzungspartner – Ich liebe den, der mich ergänzt

    Ihr Partner hat eine Fähigkeit, die Sie nicht haben – und macht Sie damit komplett. Das war eine Basis der früheren Rollenverteilung: Der Mann verdiente das Geld, die Frau sorgte für Haus und Kinder. So kommen sich beide Partner nicht in die Quere, denn jeder hat sein klar abgestecktes Revier. Warum Sie ihn haben: Sie geben etwas, und der andere auch – zusammen ergibt das eine gute Kombination. Meyer schreibt, hier gehe es in erster Linie um Fähigkeiten, die sich wechselseitig ergänzen. Dabei akzeptieren Sie, dass Ihr Partner Dinge besser kann, als Sie und treten nicht in Konkurrenz mit ihm. Denn davon haben Sie ja nichts.

  • Der Austauschpartner – Ich liebe den, mit dem ich mich austauschen kann

    Zwei Menschen mit Fähigkeiten in denselben Bereichen – die sie austauschen, so funktioniert diese Konstellation. Positiv ist sie, wenn sich beide intellektuell etwa ebenbürtig sind, schlecht wird es, wenn einer den anderen massiv übertrumpft, denn dann ist kein gleichwertiger Austausch möglich. Warum Sie ihn haben: Kommunikation, Zärtlichkeit, Sex, Geist und Fantasie – das seien wichtige Lebensgebiete, die auf Austausch angelegt seien, schreibt Meyer. Wenn Sie und Ihr Partner in diesen Bereichen Fähigkeiten haben, können Sie diese austauschen, im Sinne eines Gebens und Nehmens. Schwierig wird es aber, wenn Sie auf einem dieser Gebiete der Crack sind, Ihr Partner aber kaum Fähigkeiten darin aufweist. Denn dann kann der Austausch kaum funktionieren.

 

4 Erklärungen, warum Sie an den »falschen« Partner geraten

    Bindungsunfähig? Selber!

    Der will ja gar nichts Festes – glauben Sie, Ihr derzeitiger Partner meint es mit Ihrer Beziehung nicht wirklich ernst, weil er sich nicht voll und ganz dazu bekennt, untreu ist oder sich vor wichtigen Entscheidungen wie Zusammenziehen und Kinderkriegen drückt? Mag ja sein, dass Ihre bessere Hälfte noch nicht ganz reif für Verbindliches ist. Ihm deswegen gleich Bindungsunfähigkeit zu unterstellen, ist aber riskant. Denn warum machen Sie das denn mit? Vermutlich wussten Sie ziemlich schnell, dass Ihr Partner andere Ansichten bei der Gestaltung Ihrer Beziehung hat, dass ihm enge Zweisamkeit vielleicht nicht so liegt. Haben Sie da nicht richtig hingehört oder die Ohren verschlossen und Hinweise fehlinterpretiert? Vielleicht, darüber sollten Sie mal nachdenken, sind ja Sie selbst nicht wirklich bereit für eine Bindung und haben sich unbewusst einen Partner ausgesucht, der Ihnen das widerspiegelt und in dem Sie Ihre Defizite bekämpfen können.

    Träumen Sie weiter: Sie haben schon den richtigen Partner!

    Der oder die Richtige – das ist in der Regel ein grellbunter Mix aus dem, was Sie in Ihrer Kindheit mitbekommen haben, was Ihnen in Ihren Träumen so vorschwebt, was die Gesellschaft vorgibt und Ihren Erwartungen entspricht. Und sowas gibt es nicht, behauptet Meyer. Richtig ist jeder Partner, denn er oder sie spielt eine Rolle in Ihrem Leben. Als eine Person, die Ihnen bewusst machen kann, was Ihnen fehlt oder was Sie noch weiterentwickeln können. Dass irgendwo im Universum das ideale Deckelchen für Ihr Töpfchen rumgeistert und Sie es nur ausfindig machen müssen, ist eine Illusion. Oder anders gesagt: Dass Sie mit diesem Menschen zusammen sind, hat eine Berechtigung und ist damit auf gewisse Weise genau das Richtige für Sie. Denn wenn es mit der Liebe nicht klappt, gibt Ihnen die Erfahrung mit diesem Partner wenigstens die Chance, zu begreifen, was Ihnen in dieser Beziehung fehlt und was Sie wirklich wollen.

    Sie wollen es doch gar nicht anders!

    Einer, der nicht so will, wie Sie, ist in gewisser Hinsicht eine dufte Sache. An ihm können Sie sich abarbeiten, können daran herumwerkeln und versuchen, ihn nach Ihren Vorstellungen zu ändern. Denn das kann die Beziehung noch kostbarer machen: Ihre Liebe – oder was auch immer es ist – ist so machtvoll, dass Sie den anderen ummodelt. Eine gefährliche Einstellung, die Sie womöglich unbewusst mit sich herumtragen. Dann ist Ihr Beuteschema eventuell ganz strikt auf schwierige Typen ausgerichtet, auf solche, die Sie knacken müssen, die eine Herausforderung darstellen. Potenzielle Partner, die nicht diesem Bild entsprechen, lernen Sie dann vielleicht erst gar nicht kennen, weil Sie sie gar nicht erkennen können.

    Auf der Suche nach einem Partner fürs Leben – oder einem Elternteil?!

    Schön wäre es ja, wenn wir unsere Erzeuger für alles verantwortlich machen könnten. Misserfolge im Job – die Eltern haben uns nicht genug gefördert. Probleme mit Freunden – da wurden wir nicht genug im sozialen Bereich unterstützt. Pech in der Liebe – kein Wunder, bei der Frustjugend mitten im Scheidungskrieg. Leider, leider können Sie aber nicht alles auf Ihre Kindheit schieben. Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass unsere ersten Beziehungserfahrungen die mit unseren Eltern sind. Sie prägen uns fürs Leben, Vater und Mutter sind sozusagen die ersten Partner, mit denen wir eine Beziehung eingehen – und die ist extrem besonders. Unsere Vorstellungen von der Liebe sind durch diese frühkindlichen Erfahrungen geprägt, die uns manchmal ein Leben lang begleiten und unbewusst steuern. Fehlte die Vaterliebe, suchen Sie vielleicht unbewusst eine Vaterfigur als Partner – mit der Sie dann ähnliche Probleme bekommen. War Ihre Mutter die beste überhaupt, dann fällt Ihre Wahl womöglich immer wieder auf den Mamatypus. Aber ist das wirklich das, was Sie wollen? Eine Beziehung auf Augenhöhe darf nicht in ein Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Verhältnis ausarten. Überlegen Sie mal, ob die Erwartungen, die Sie an Ihren Partner haben, womöglich die eines Kindes an Vater oder Mutter sind…

7 Anzeichen dafür, dass dieser Partner nicht gut für Sie ist

  • Ihr Partner verleugnet Sie vor Freunden und Familie – obwohl Sie schon länger ein Paar sind.
  • Aussehen oder Charakter – Sie glauben, sich ändern zu müssen, damit er oder sie Sie wirklich liebt.
  • Sie wollen Ihren Partner dauernd umstylen, seinen Musikgeschmack oder sein Verhalten ändern.
  • Sie fühlen sich in Anwesenheit Ihres Partners wertlos und unattraktiv – weil er Sie permanent kritisiert.
  • Er oder sie droht bei jeder Auseinandersetzung mit Schlussmachen – und auch für Sie ist das oft eine Option.
  • Ständig grübeln Sie, ob Sie diese Beziehung so eigentlich wollen. Denn eigentlich fühlt es sich an wie Singlesein.
  • Sie haben so gar keine gemeinsamen Interessen – und auch keine Lust, etwas Gemeinsames zu finden.

Mehr Anzeichen? 10 Experten sagen Ihnen, woran Sie erkennen, dass Sie Partnerwahl nicht optimal war.

Fazit: Den falschen Partner? Gibt's doch gar nicht!

Was ist das eigentlich, der richtige Partner? Eine Illusion, schreibt Meyer. Denn das, was wir für uns als passenden Partner definieren, messen wir an einem unrealistischen Idealbild, das oft gar nicht mal wirklich von uns stammt. Es ist eine mysteriöse Mischung aus wirklichen Liebesbedürfnissen, dem Bild, das wir von einem Mann bzw. einer Frau haben, den Rollen, die wir den Geschlechtern zuschreiben, kindlichen Vorprägungen und unserem Unbewussten. Dieses, alles andere als einheitliche Idealbild wollen wir krampfhaft mit der Realität in Einklang bringen. So kommen zwei Menschen zusammen, die bewusste Vorstellungen von der Liebe haben, aber vor allem unbewusste Prägungen und Bedürfnisse, von denen sie meist gar nichts wissen. Eine ziemlich komplizierte Ausgangsbasis für eine glückliche Beziehung, meint Meyer. Außerdem behauptet er, ob man den Richtigen gefunden habe, lasse sich ohnehin niemals wirklich sagen. Ob der Partner nämlich hinter all den Masken, Rollen, Modererscheinungen und Mainstreams, also in seiner wahren Natur, zu einem passe, sei fast nie erkennbar.

Diese Erkenntnisse von Meyer sollten Sie sich vor Augen halten, wenn Sie meinen, den falschen Partner (abbekommen) zu haben:

  • Nur ein ganz bestimmter Partner ist dazu geeignet, einem Verdrängtes, Unbewusstes und Unerlöstes bewusst zu machen.
  • Das, was wir als richtigen Partner definieren, muss eine Illusion bleiben. Denn nicht das Bewusste, sondern das Unbewusste bewirkt die Partneranziehung.
  • Was wir bei klarem Verstand als unseren Traumtypen beschreiben, entspricht manchmal so gar nicht dem, was tief in uns als Vorstellung vom idealen Liebesgegenstück verankert ist.
  • Sich das bewusst zu machen, kann der erste Schritt zu mehr Zufriedenheit in Ihrer Partnerschaft sein – mit diesem oder ohne diesen Partner, den Sie gerade haben.

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