Unserer Buchtipp des Philosophen Oliver Schott

Lob der offenen Beziehung: Über Liebe, Sex, Vernunft und Glück

Kurzbeschreibung

Vor 100 Jahren galt eine Liebesheirat als denkbar ungünstig, Sex war legitim zur Fortpflanzung und zur männlichen Triebabfuhr, Selbstbefriedigung wurde als krankhafte Neigung mit schlimmen gesundheitlichen Folgen verunglimpft. Wie werden wir wohl in 100 Jahren über unser heutiges Liebesleben denken? Vielleicht, spekuliert der Philosoph Oliver Schott, werden wir dann rückblickend die Monogamie als einengende Norm verteufeln. In die Richtung würden wir bereits jetzt tendieren – aber eher hinter verschlossenen Liebestüren. Denn wer sich unverblümt für offene Beziehungen ohne Monogamiediktat ausspricht, muss mit Ablehnung rechnen. Schotts Streitschrift soll zur Änderung beitragen: Kurz und knapp gibt er sein Votum für eine offenere Beziehungskultur ab.

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An wen richtet sich diese Buchempfehlung?

  • Für Menschen, die Monogamie nicht für den Idealfall halten
  • Für alle, die einen offenen Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen pflegen oder anstreben möchten
  • Für Leser, die bisher noch keine Meinung zu offenen Beziehungen haben
  • Für Paare, die sich mehr Freiheit in der Liebe wünschen
  • Für alle, die über ihre Gefühle mal anders nachdenken möchten

Erkenntnisse aus diesem Sachbuch

  • Offene Beziehungen sind eine echte Alternative zur Monogamie und nicht nur eine »Hilfskonstruktion für MonogamistInnen auf Urlaub«
  • Sexuell offene Beziehung sind ein notwendiger Schritt in Richtung Überwindung der Monogamie
  • Monogamie ist ein Arrangement zur Verhinderung von Liebe
  • Nur durch (Liebes-)Krisen wird Veränderung eingeleitet
  • Wäre Monogamie tatsächlich das Maß aller Liebesdinge, würde sie uns nicht so schwerfallen und müsste nicht so vehement verteidigt werden

Produktinformationen

  • Titel: Lob der offenen Beziehung: Über Liebe, Sex, Vernunft und Glück
  • Gebundene Ausgabe: 107 Seiten
  • Verlag: Bertz + Fischer; Auflage: 7. Bearb. u. erg. (Januar 2013)
  • ISBN-10: 3865057047
  • ISBN-13: 978-3865057044
  • Preis: EUR 7,90

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Ausführliche Beschreibung

Streitschrift für eine offenere Liebeskultur

Kluge Aufklärung im Pocketformat: Oliver Schotts Büchlein ist eine klare Stellungnahme zu einer etwas unklar gehandelten Angelegenheit: nämlich der Beziehungsfrage. Und es ist eine Einladung zum Nachdenken: nämlich darüber, was wir wirklich wollen.

Das ist kein Ratgeber. Sondern eine intellektuelle Anregung zur gedanklichen Auseinandersetzung mit unseren Gefühlen – und zwar auf ganz sachliche Art. Richtig sei zwar, schreibt Schott, dass man emotionale Probleme nicht allein durch Nachdenken lösen könne. Ebenso richtig sei aber auch, dass man Probleme überhaupt nicht lösen könne, ohne zu denken. Unsere Gefühle beruhen nämlich auf Gedanken und unsere Gedanken werden durch Gefühle bestimmt – beides gehört also zusammen.

Irgendwie, so Oliver Schott, sind uns offene Beziehungen suspekt. Sie erscheinen bedrohlich, weil sie in Frage stellen, was wir im Wertekanon an oberster Stelle sehen: Die Einzigartigkeit der Liebe und die Exklusivität von Beziehungen. Gemeint sind mit offenen Beziehungen solche Liebesverbindungen, die sich vom Joch der Ausschließlichkeit befreit haben, und in denen sich die Partner gegenseitig auch Liebes- und Sexualverhältnisse mit anderen Menschen zugestehen. Zeitgleich und offen, ehrlich und friedlich. Damit fällt wissentlich für beide Partner das Besitzmonopol: Man hat kein verbrieftes Anrecht auf den anderen, man entscheidet sich immer wieder frei für ihn.

Was wir meinen, wenn wir von Monogamie reden

Jeder könne heutzutage sein Beziehungsleben nach eigenem Gutdünken gestalten, schreibt Oliver Schott. Heiraten gehört nicht mehr zum Pflichtprogramm. Kinder? Kann man kriegen, muss man aber nicht. Sex ist kein Tabu mehr, ebenso wenig wie Scheidung. Und auch ob man Frauen und/oder Männer liebt, bleibt einem selbst überlassen.

Trotz all dieser Freiheiten hält sich eines verdammt hartnäckig, sagt Schott. Nämlich unser sturer Glaube daran, dass Liebe einzigartig, nicht austauschbar, nicht teilbar und ergo monogam sein müsse.

Nicht weil wir alle wirklich so empfinden. Sondern weil wir die monogame Partnerschaft als Beziehungsideal vor Augen haben. In unseren gesellschaftlichen Breitengraden ist die nur auf einen Geschlechtspartner ausgerichtete Beziehung die Norm, die uns vorgelebt und vorgegeben wird. Unsere Neigungen, Wünsche und unser Fühlen werden von dieser allgemein anerkannten und kultivierten Regel für das genormte Partnerschaftsleben geprägt, bevor wir uns überhaupt wirklich damit auseinandersetzen können. Wenn ein Liebesmodell bereits fest als Norm etabliert ist – wie es bei der monogamen Beziehung der Fall ist – dann erscheinen Alternativen ziemlich undenkbar.

Monogamie, schreibt Oliver Schott, bestimme unsere ganze Perspektive auf intime Beziehungen derart, dass es uns schwerfalle, alternative Paarmodelle überhaupt anders aufzufassen denn als Abwandlungen der Monogamie. Wir setzen nämlich dauerhafte, verbindliche Liebesbeziehungen automatisch mit Monogamie gleich. Die feste Beziehung stellt den gebräuchlichsten Gegenbegriff zu dem der offenen Beziehung dar – als sei Letzteres eine Option für Menschen, die lieber etwas weniger Verbindlichkeit, Nähe und Dauer möchten.

Das konventionelle monogame Beziehungsmodell wird dabei von den meisten nicht als eine Beziehungsvariante aufgefasst, sondern als eine Gegebenheit. Alles, was davon abweiche, sagt Schott, erscheine als Experiment, als etwas Künstliches, Gewolltes. Künstlich sei aber eher das Monogamiekonzept, meint der Autor, auf das wir geeicht werden durch überlieferte Normen, die uns weismachen, dass es die korrekte Art der Beziehungsführung gebe.

Immer schön nacheinander: warum serielle Monogamie ein Widerspruch ist

Man kann nur eine Beziehung auf einmal haben, keiner kann mehrere Menschen zugleich lieben. So die gängige Meinung, schreibt Oliver Schott. Wer nicht dieser Ansicht ist, wer ein anderes Beziehungsmodell propagiert oder womöglich lebt, der tanzt beziehungstechnisch aus der Reihe. Genau das darf aber nicht sein, befindet die Allgemeinheit. Immer schön der Reihe nach, wird in der Liebe gefordert. Man kann nicht alles auf einmal haben, wer einen Menschen wirklich liebt, ist gar nicht im Stande, noch jemanden (im geschlechtlichen Sinne) zu lieben. Und weil wir alle schön brav an dieser Theorie festhalten, hat sie sich eingebürgert: die serielle Monogamie. Treue auf begrenzte Zeit, große Liebe mit eingebautem Verfallsdatum oder sexuelle Exklusivität bis dass der Überdruss sie scheidet – ganz gleich, welche Umschreibungen man dafür findet, im Kern bleibt der üble Beigeschmack, den der Ruf nach Monogamie hinterlässt.

Heute ist es keine Schande mehr, zum xten Mal den heiligen Bund der Ehe einzugehen. Und auch beim wiederholten Besuch am Traualtar darf man wieder bejahen, dass man es »bis der Tod uns scheidet« mit dem anderen durchziehen möchte. Oder es zumindest versuchen will. Und wenn's in der Beziehung nicht mehr so prima läuft, man sich aber nicht trennen will, bleiben ja immer noch Fremdgehen und Affären. Auch wenn das natürlich nicht die feine Liebesart ist, haben viele Menschen für solche Treueausrutscher mehr Verständnis als für eine offen gelebte Liebesliberalität.

Wir erlauben uns also mehrere Versuche in Sachen Liebe. Aber gleichzeitig? Keine Chance! Erst muss die eine große Liebe über den Jordan gegangen sein, dann darf die nächste an der Tür klingeln. Denn unsere starre Monogamieauffassung verbietet es uns, unterschiedliche Bedürfnisse mit unterschiedlichen Partnern zeitgleich auszuleben. Wir empfinden es als Anmaßung, wenn jemand gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzt. Auch, wenn er oder sie das womöglich mit Erlaubnis des Hauptpartners tut, hat das doch immer einen frivolen Touch, sagt Schott.

Warum eigentlich? Was ist so schlimm daran, wenn ein Paar in beiderseitigem Einverständnis nach dem Motto »wir geben uns die Freiheit, auch andere zu lieben« seine Beziehung gestaltet? Vermutlich haben wir noch nicht gelernt, mit unserer Freiheit in Liebesdingen umzugehen. Ebenso, wie es anno dazumal undenkbar war, etwa über Selbstbefriedigung zu sprechen, ist es heutzutage wahrlich verpönt, eine offene Beziehungskultur zu propagieren. Dann schon eher Heimlichtuerei: Wer sich's nicht verkneifen kann, der soll doch fremdgehen…aber bitte hinter dem Rücken des Partners, damit der nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Das sei ziemlich widersinnig, schreibt Schott. Eigentlich kämen in Partnerschaften doch immer Menschen zusammen, die zuvor schon Liebesbeziehungen hatten. Mit der Exklusivität ist es offensichtlich nicht weit her. Wenn Sex und Liebe also ohnehin schon mit anderen geteilt wurden, macht es dann einen so fundamentalen Unterschied, zu welchem Zeitpunkt das passiert, fragt Schott provokativ.

Anscheinend schon. Heutzutage sei es gang und gäbe, im Laufe des Lebens mehrere Beziehungen zu haben – aber eben nacheinander. Wir geben uns der Illusion hin, der aktuelle Partner sei exklusiv, obwohl wir wissen, dass er das ja aufgrund früherer Liebeserfahrungen gar nicht sein kann. Und überhaupt: Wer nicht der erste Lover ist, muss auch nicht unbedingt der letzte sein.

Offene Verbindlichkeit oder verbindliche Offenheit?

Nicht selten wird Menschen, die sich dazu bekennen, dass sie neben ihrem Partner manchmal oder auch dauerhaft noch ein anderes Verhältnis haben, Beziehungsunfähigkeit oder dergleichen unterstellt. Dabei ist doch die Frage: Wer kann überhaupt beweisen, dass es nicht möglich ist, mehrere Menschen zugleich zu lieben? Vielleicht ist das ja gerade ein Zeichen einer besonders ausgeprägten Beziehungsfähigkeit. Wenn gleichzeitige Liebe unmöglich sein sollte, müsste man sie ja eigentlich nicht verbieten. Und wenn sie doch möglich ist – warum verbietet man sie dann? Diese Paradoxie macht laut Oliver Schott deutlich, wie verkrampft unser Streben nach Monogamie ist: Wäre sie tatsächlich das Maß aller Liebesdinge, dann müsste sie nicht so vehement verteidigt werden.

Außerdem könne niemand von sich behaupten, er könne nicht mehrere Menschen auf einmal lieben, solange es ihm nicht passiert ist. Zudem lieben wir alle viele – auf verschiedene Arten und zugleich. Nur für die partnerschaftliche Liebe schließen wir das kategorisch aus: Da geht nur einer, sonst ist was falsch. Dass man nur eine Person lieben könne, sei keine These, sondern eine Regel, an die wir uns halten sollen, weil es der gesellschaftliche Konsens so vorgibt. Daraus entsteht ein Zwang, der eigentlich Sinn und Zweck der Monogamie – nämlich die Erhaltung und Stärkung der Liebe – ad absurdum führt.

Eigentlich, findet Schott, sei Monogamie ein Arrangement zur Verhinderung von Liebe: Monogamie solle nämlich dafür sorgen, dass nicht zu viel und nicht zu wenig geliebt wird, es soll alles planmäßig laufen. Wenn zwei sich lieben, dann können sie nicht einfach so zusammenkommen, sie müssen zuvor jede andere Liebesbeziehung, die sie haben, beenden. Kann das wirklich im Sinne unserer Gefühle sein?

Wir müssen uns langsam mal vom Denken in monogamen Kategorien verabschieden, fordert Schott so denn auch. Und wir sollten uns nicht von der sozialen Norm abschrecken lassen, sondern uns bemühen, auch das Undenkbare zumindest denkbar zu machen.

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