Kann man sich so etwas versprechen, ohne zu wissen was die Zukunft bringt? In einer Zeit, in der heute manchmal nicht mehr gilt, was gestern noch Gesetz war, ist es zumindest mutig, einen solchen Schwur zu leisten. Traditionelle Partnerschaftsmodelle stehen zunehmend auf dem Prüfstand. Ist es noch zeitgemäß, das Modell der exklusiven Liebe? Und falls nicht – gibt es überhaupt tragfähige Alternativen?
Was bedeutet eigentlich Monogamie?
»Monogamie […] bezeichnet die lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art« – so nüchtern und sachlich definiert es das Online-Lexikon Wikipedia. Die Betonung liegt dabei auf der Exklusivität. Wer fremdgeht, verstößt gegen ihre Regeln. Aber wo beginnt fremdgehen? Mit einer Umarmung? Einem Begehren, das sich nur in der Phantasie abspielt? Einem Kuss? Einer lustvollen Berührung? Oder doch erst, wenn man gemeinsam im Bett gelandet ist?Vernünftig betrachtet, sollten all diese Fragen in einer Partnerschaft frühzeitig geklärt werden. Das raten auch Paartherapeuten und Psychologen. Die wenigsten Paare tun es aber. Wer mag auch schon in der ersten Verliebtheitsphase an potenzielle Seitensprünge denken … Wenn es dann passiert, brechen jedoch oft Welten zusammen; Eifersucht und Verlustängste spielen dann eine sehr große Rolle. Und dabei erstreckt sich der sexuelle Exklusivanspruch auch über wesentlich mehr als den Sex. Frei nach dem Motto »Gelegenheit macht Liebe« tolerieren monogam ausgerichtete Partnerschaften auch nicht erotisch gemeinte Sympathiebekundungen an eine dritte Person eher ungern, engere Freundschaften mit einem potenziellen Nebenbuhler werden meist als Bedrohung empfunden. Wenn die traute Zweisamkeit für ein Paar das Nonplusultra ist, ergeben sich hieraus auch keine Probleme. »Ich hab mit seinem Partner alles, was ich mir wünsche. Solange er genauso empfindet, sind auch keine Konflikte absehbar«, erklärt Anne (43), seit 17 Jahren verheiratet und Mutter zweier Kinder.
Erwachen jedoch Sehnsüchte, die ein monogames Leben nicht erfüllen kann, ist die Beziehungskrise vorprogrammiert. Unzufriedenheit hält Einzug. Ein Seitensprung oder aber das Gefühl, durch Entsagung etwas Wichtiges und Schönes zu verpassen – wer hat das noch nicht erlebt? Die Frage ist, wie man damit umgeht. Nicht selten kommt es in einer solchen Situation zur Trennung. Besonders dann, wenn ein Seitensprung aufgedeckt wird. Man geht auseinander, bindet sich neu – und oft wiederum mit dem Anspruch einer exklusiven Zweierbeziehung. Die »serielle Monogamie« als Ausweg ist weit verbreitet. Aber ist sie auch eine zufriedenstellende Lösung für das zugrundeliegende Problem? »Auf den Partnerwunschlisten rangiert Treue bei den meisten an oberster Stelle«, bestätigt die Psychologin Caroline Erb. »Blickt man allerdings auf die Scheidungsraten, gerät der Treuewunsch in Schieflage.« Ehen halten im Schnitt nur etwa 9 Jahre. »Das bedeutet auch, dass Menschen zwischendurch häufiger Singles sein werden«, meint Caroline Erb.
Der Exklusivitätsanspruch in einer Partnerschaft wird also so lange gelebt, bis sich wieder der Wunsch nach Neuem, Abenteuerlust oder auch Mängel in der bestehenden Beziehung bemerkbar machen. Dann geht das Spiel von vorne los – es sei denn, es gelingt aus diesem Hamsterrad auszusteigen. Aber gibt es überhaupt wirkliche Alternativen?
Dieser Artikel hat 2 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Monogamie: gesellschaftlicher Zwang oder Grundbedürfnis des Menschen?
Seite 2: Offene Beziehungen leben – funktioniert das?