Großer Verführer Internet: Ist das WWW Fluch oder Segen für die Liebe? Hier sind 6 Aussagen im Kurzcheck

Untreue Frau chattet heimlich im Internet

Verleitet uns das Internet mit seinen Seitensprung-Angeboten zur Untreue?

Nie war es leichter als heute, erotische Kontakte zu knüpfen. Das Internet macht's möglich: Ob verheiratet, locker liiert oder auf Partnersuche, jeder kann hier Liebesgefährten suchen. Was für ein Zugewinn an Freiheit. Aber bringen uns die unendlichen Möglichkeiten im Internet eher auf untreue Gedanken?

»Fremdgehen ist nicht deshalb so verbreitet, weil es das Internet gibt. Sondern weil wir in einer Zeit leben, in der wir uns berechtigt fühlen, Wünsche und Bedürfnisse auszuleben, um noch glücklicher sein zu können.«

Thomas Schmidt | Seitensprung-Fibel.de

Unser Liebesleben hat mittlerweile eindeutig eine digitale Komponente bekommen: Millionen Menschen durchforsten das Internet auf der Suche nach Liebe, Sex und Abenteuern. Für manche ist das Internet der ultimative Hot-Spot für moderne Liebessuche. Andere verdammen es als den großen Verführer, der Böses im Schilde führt. Da stellt sich die Frage: Bietet uns das Netz die Chance, glücklicher zu werden, weil wir mehr Wahlmöglichkeiten haben? Oder macht uns das virtuelle Angebot in Liebesdingen abtrünnig, lockt uns mit immer neuen Versuchungen, weckt Begehrlichkeiten – und macht Beziehungen schwierig, wenn nicht sogar kaputt?

Wahr oder falsch? 6 Aussagen über Fremdgehen & Internet

Machen Sie sich selbst ein Bild. Hier sind Aussagen im Kurzcheck.

Das Internet macht untreu

Fakt ist: Die Nummer 1 der Fremdgeh-Meetingpoints ist nach wie vor der Arbeitsplatz – 34 Prozent der Seitensprünge bahnen sich hier laut unserer Umfrage unter 1.224 Teilnehmern an. Mittlerweile ist das World Wide Web aber auf Platz zwei der Orte vorgerückt, über die diskrete Affären gesucht werden. Jeder fünfte Seitenspringer sucht bereits online nach diskreten Bettbekanntschaften.

Singlebörsen und Seitensprungportale rangieren ganz oben in der Hitliste der Fremdgeh-Möglichkeiten. Wer täglich unbegrenzt übers Internet Seitensprungmöglichkeiten angeboten bekommt, muss ja irgendwann zugreifen. Oder etwa nicht? Gelegenheien machen bekanntlich heimliche Liebe.

Aber da drängt sich die Frage auf: Kann jemand, der monogam ist, eine erfüllende Beziehung hat und treu sein möchte, dazu gebracht werden, all seine Prinzipien über Bord zu werfen, und bei attraktiven Offerten online spontan zuzugreifen? Wohl kaum. Auch wenn bisweilen das ein oder andere Werbefensterchen aufpoppt und Seitensprünge anpreist, landet niemand rein zufällig auf einer Online-Dating-Plattform und weiß absolut nicht, wie ihm geschieht. Wer sich auf einschlägigen Seiten vergnügt, muss dies aktiv tun – also vorab das Bedürfnis nach erotischen Kontakten neben der Beziehung haben oder zumindest neugierig darauf sein.

Upps, jetzt bin ich ja untreu geworden – klar ist das möglich, nicht jeder plant Fremdgehen absichtsvoll. Bedenkt man aber, dass viele Online-Dater flirten, obwohl sie in einer Beziehung sind, lässt sich davon schon ein gewisser Vorsatz ableiten. Laut Zu-Zweit.de Facebook Online-Studie 2016 befinden sich etwa rund 24% der Männer und rund 14% der Frauen in einer Partnerschaft, während sie Online-Dating-Plattformen nutzen. Hat sie das Internet so weit gebracht? Vielleicht war es das Zünglein an der Waage. Aber die Verantwortung für die Untreue trägt das Netz wohl kaum.

Das Internet macht Fremdgehen viel leichter

Dating-Plattformen und Partnerbörsen, Single-Foren und Chat-Rooms, Seitensprung-Portale und Erotik-Treffpunkte – das Angebot für Liebessucher im Netz ist reichhaltig. Mit einem bequemen Klick ist man drin, muss sich weder aufbretzeln, noch Zeit freischaufeln. Denn online Kontakte pflegen, das geht ganz easy rund um die Uhr. Was für eine große Verführung – oder etwa nicht? Was war denn zuerst da: Der Wunsch nach Fremdsex oder die Möglichkeit dazu? Die Paartherapeutin Andrea Bräu sieht das nüchtern. Es gebe ein großes Angebot für Seitensprünge im Internet, also müsse es eine entsprechende Nachfrage geben.

Die gibt es auch: Laut einer BITKOM-Umfrage haben 53 Prozent aller Nutzer im Internet schon Menschen in Communitys oder Foren kennengelernt. Ob es bei harmlosem Mailverkehr bleibt, oder ob mehr daraus wird, bleibt offen. Letztlich müsse jeder für sich selbst entscheiden, ob er diesen Weg gehen will oder nicht, schreibt Bräu in »Es war doch nur Sex!«.

Tatsache ist tatsächlich: Dating ist online anders als offline. Es ist schneller, direkter und heimlicher. Wer fremdgehen will, muss das nicht dem Zufall überlassen oder unkalkulierbare Risiken eingehen. Er kann gezielt suchen und den Deal vorher schon festklopfen: nur Sex, keine Verpflichtungen, keine Gefühle. Um es bös zu sagen: Das Investement kann hier zumindest zu Beginn wohltuend gering gehalten werden. Und das kann – in Kombination mit der uneingeschränkten Nutzbarkeit des Mediums Internet – die Hürde senken, die ein Fremdgeher überwinden muss.

Das Internet macht Beziehungen unglücklich – weil es dazu verlockt, immer wieder nach einem besseren Partner zu suchen

Manch einen macht die Vorstellung hibbelig, irgendwo da draußen in der weiten Welt gebe es einen Partner, der noch besser passt, der noch glücklicher macht, mit dem der Sex noch toller ist. Wir bekommen ja tagtäglich beim Surfen vor Augen gehalten, was alles möglich ist – wie soll man sich da im Dauervergleich noch sicher sein, die richtige Wahl getroffen zu haben? Hier bietet das Internet ohne Frage schier unbegrenzte Möglichkeiten – die uns verunsichern, meint Annabel Dillig. Hat man heutzutage einen Partner gefunden, blieben immer noch Millionen andere, mit denen die Beziehung besser, das Leben lustiger, der Sex bombastischer sein könnte. Gerade wenn es in der Beziehung schwierig wird, gerät so manch einer in Versuchung, mal schnell zu schauen, was es sonst noch für Optionen gibt. Unverbindlich online, ohne sich gleich ganz zu outen oder sofort in die nächste Beziehung zu tappen.

Paare, die sich online gefunden haben, seien diesbezüglich auf den ersten Blick gefährdeter, schreibt Dillig in »Diesen Partner in den Warenkorb legen«. Schließlich wüssten sie, welches gigantische Angebot an potenziellen, passenden und attraktiven Partnern das Internet feilbiete. Mal schauen, schadet ja nichts und tut niemandem weh – die Hürde, die es online zu überwinden gilt, ist niedriger als im echten Leben. Auch fest Gebundene sind diesen Verlockungen ausgesetzt und damit den verheißungsvollen Möglichkeiten, irgendwo im Internet einen noch besseren Partner zu finden. Das hat schon ein enormes Verführungspotenzial.

»Wer online fremdflirtet, hat immer mehr im Sinn

Salopp dahergeschriebene Anmachen im Internet verfolgen ein klareres Ziel als spontane Sprüche im echten Leben – könnte man meinen. Weil es im Internet gleich schwarz auf weiß erscheint, nämlich im Chat oder per Mail, wir alle nonverbalen Signale ausschalten und nur die pure Kontaktaufnahme angehen. Manches klingt da anders als offline. Werfen wir mal einen Blick auf die Zahlen: 46 Prozent aller Deutschen flirten online mit einem anderen Menschen als dem eigenen Partner. Aus jedem fünften Fremdflirt entsteht eine ernsthafte Beziehung mit neuem Liebesglück. Das geht aus unserer Online-Studie 2014 zum Thema Fremdflirt hervor. Aber nicht alle, die online herumpoussieren, wollen mehr als nur einen kurzweiligen Flirt. Viele, das ergab die Zu-Zweit.de Facebook Online-Studie 2016, interessieren sich zwar für unverbindliche Sexkontakte. So suchen der Studie zufolge rund 40 Prozent der männlichen Online-Dater auf entsprechenden Plattformen nach Gelegenheitssex – wobei fast 17% davon verheiratet sind. Diese Online-Dater gehen aufs Ganze und haben es eindeutig aufs Fremdgehen abgesehen. Muss aber nicht: 76% der gebundenen Online-Dater checken nur ihren Marktwert. Manch einer pusht durch heiße Flirts im Internet sein Ego auf – und schaut sich mal um, was für ihn noch so drin ist. Ob er oder sie dann letztlich zugreift, lässt sich kaum pauschal sagen. Ein lebendigeres, bunteres, interessanteres Leben sei im Internet immer nur einen Klick entfernt – für viele Menschen sei das eine ganz besondere Erfahrung, sagt Jean-Claude Kaufmann. Der französische Soziologe analysiert in seinem Buch »Sex@mour«, wie das Internet unser Liebesleben verändert. Er kommt zu der Erkenntnis, dass Online-Flirten wesentlich häufiger praktiziert werde als das Dating. So geht rund ein Viertel der Nutzer von Kontaktbörsen niemals zu einem Date.

Beziehungen im Internet sind sowieso oberflächlich

Das Internet ist böse. Es macht die Partnersuche zu einem unwürdigen Markt der Möglichkeiten. Es verführt zum Partnerhopping und macht aus der Schicksalsmacht Liebe ein planbares Ereignis mit Erfolgsquote, unromantisch und sachlich. Diese und andere Vorwürfe hört man oft, meint Christian Thiel. Der Single-Coach hält sie größtenteils für unhaltbar. Eher müsse man sich mal die Frage stellen, ob das Kennenlernen in einer Bar, beim Karneval oder beim Tanzen wirklich tiefsinner, romantischer und würdevoller sei als das Aufeinandertreffen im Netz, schreibt er in »Warum Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben«.

Wenn es richtige Untersuchungen dazu gibt, dann kommen sie meist zu diesem Ergebnis: Es gibt kaum Unterschiede zwischen Paaren, die sich in der Kneipe, bei der Volkshochschule oder im Supermarkt kennengelernt haben und denen, die online zueinander gefunden haben. Thiel schreibt, beide Gruppen seien ähnlich zufrieden. Mit einem kleinen Unterschied: Die Internet-Paare waren noch ein bisschen, nämlich 3 Prozent, glücklicher mit ihrer Beziehung. Und mit einem etwas größeren Unterschied: Paare die sich im echten Leben gefunden haben, hatten eine um 20 Prozent höhere Trennunsquote als Paare, deren erster Kontakt übers Internet lief.

Wer im Internet rumflirtet, hat es echt nötig

Die Zeiten, in denen Plattformen für Liebessuchende als Resterampe galten, sind längst passé. Mittlerweile findet sich sogar jedes dritte Paar online. Damit steht laut einer Studie von ElitePartner das Internet an dritter Stelle der Kennenlernorte nach dem Freundeskreis an erster, und der Freizeit an zweiter Stelle.

Und es sind mitnichten die Mauerblümchen und Nerds oder die notgeilen Aufreißer, die online nach den Liebessternen greifen. Im Gegenteil, wie die Zu-Zweit.de Facebook Online-Studie 2016 herausgefunden hat: Online-Dater sind vor allem sehr aktive Menschen. Sie machen Sport, sind neugierig, aufgeschlossen und stehen auf die neuesten Trends – sind demnach alles andere als Nullnummern. Und »nötig« im Sinne von »woanders kann ich niemanden finden« haben sie es schon mal gar nicht. Im Gegenteil: Sie sind ziemlich anspruchsvoll und nutzen das Medium Internet, um die eigenen Wünsche zu verwirklichen – auch wenn sie in einer festen Partnerschaft leben.

Viele Online-Dater haben gleich mehrere heiße Eisen im Ofen. Das hat oft rein pragmatische Gründe. Vor allem die Generation 30+ hält im Internet Ausschau nach einem Partner, wie Studien zeigen. Denn ab diesem Alter sinken die Chancen, im Freundeskreis, im Job oder in der Kneipe jemanden kennenzulernen: Viele sind dann bereits fest gebunden, die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Partner rein zufällig zu treffen, wird geringer.

Annabel Dillig erklärt in ihrem Buch »Diesen Partner in den Warenkorb legen«, dass viele in dieser Altersgruppe auf die Kuppelmutter Internet setzen. Ihrzufolge nutzen die sogenannten Digital Natives, also diejenigen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, ganz selbstverständlich das Internet auch bei der Partnersuche. Sie haben es also keineswegs nötig, sondern nutzen das Internet ganz selbstverständlich, um ihre Liebesbedürfnisse zu stillen.

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Fazit: Das Internet fördert Kontakte – aber Untreue entsteht nicht digital

Ja, Online-Dating ist zu einer Art Volkssport geworden. Aber nein: Liebe und Beziehungen macht das an sich nicht kaputt oder schafft sie gar ab. Der Soziologe Jean-Claude Kaufmann meint, wir würden am Anfang eines Sittenwandels stehen – der auch unser Flirtverhalten auf Dauer massiv verändert. Aber untreuer, unzuverlässiger und betrügerischer werden wir dadurch nicht.

  • Untreue entsteht nicht digital, sie ist ein schleichender Prozess. Wenn online vieles denkbar ist, heißt das noch lange nicht, dass alles geschehen muss.
  • Das digitale Zeitalter beeinflusst die Vielfälitgkeit und auch die Qualität unserer Begegnungen. Aber vieles bleibt in der Liebe doch gleich – Internetanschluss hin oder her.
  • So sagt etwa auch Andrea Bräu im Interview mit Seitensprung-Fibel.de, ein paar Klicks im Internet würden zwar ausreichen, um zu zahlreichen Seitensprung-Portalen zu gelangen. Weiter gehe aber keiner, der es nicht will: »Natürlich muss auch immer eine Bereitschaft zum Fremdgehen vorhanden sein.«
  • Fremdgehen ist nicht deshalb so verbreitet, weil es das Internet gibt. Sondern weil wir in einer Zeit leben, in der wir uns berechtigt fühlen, Wünsche und Bedürfnisse auszuleben, um noch glücklicher sein zu können.
  • Es war nie einfacher gewesen fremdzugehen, und nie zuvor ist es schwieriger gewesen, es geheim zu halten.
  • Manch einem ist da ein Partner nicht genug. Ein anderer vermisst beim aktuellen Lebensgefährten viel, oder ist unglücklich – und genau da werden wir ja immer wieder bestärkt, unser Glück selbst in die Hand zu nehmen.
  • Die Hoffnung, durch einen neuen, anderen Partner zu neuen sexuellen und auch geistigen Höhepunkten zu finden, wird geschürt dadurch, dass wir so viele Möglichkeiten haben – online, aber auch offline. Wenn die derzeitige Partnerschaft ins Holpern gerät, scheint es für manche Menschen einfacher, jemand anderen zu daten, als die Probleme anzugehen.

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