Sexuelle Frustration trotz Liebe und Beziehungsglück

Ehepaar mittleren Alters ist unzufrieden mit ihrem Sexleben

Große Liebe – schlechter Sex: Wenn das sexuelle Verlangen nachlässt

Haben Sie die folgenden Sätze auch schon einmal gehört oder sogar schon einmal selbst gesagt? »Mein Partner und ich verstehen uns sehr gut. Er ist liebenswert, sieht toll aus, und ich kann mit ihm über alles reden und lachen. Er ist mein bester Freund, wir führen eine harmonische und glückliche Beziehung. Er ist ein toller Vater und kümmert sich liebevoll um unsere Kinder, wir haben die gleiche Weltanschauung und die gleiche Vorstellung vom Leben, kurz und gut, ich liebe ihn über alles. ABER sexmäßig bin ich total frustriert.«

Dass nach der Verliebtheitsphase oder nach einigen Beziehungsjahren das sexuelle Interesse am Partner schwindet oder beide Partner feststellen, dass sie in diesem Bereich unterschiedliche Ansprüche haben, kommt häufig vor. Zuerst ist alles neu, aufregend, wunderschön. Und irgendwann ist es schön, weil es Gewohnheit, vertraut ist. In der Gewohnheit fühlt man sich geborgen. Doch irgendwann fängt man an, sich andere Personen als sexuellen Partner vorzustellen, ob aus dem Bekanntenkreis oder völlig fremd. Man sieht auf das eigene Sexleben und stellt sich unweigerlich die Frage: »Soll es das jetzt gewesen sein, war das mein Sexleben?« Ernüchterung und sexuelle Unzufriedenheit müssen aber nicht gleich das Ende einer Beziehung bedeuten. Wir haben hilfreiche Tipps zusammengestellt, um mit sexueller Frustration in der Partnerschaft umzugehen.

Einfach nur gute Freunde sein?

Vorsicht vor der Kumpelfalle: Viele Menschen verwechseln Partnerschaft mit einer engen Freundschaft. Und oft fällt ihnen das erst auf, wenn es bereits zu spät ist. Natürlich sind es meist fließende Übergänge zwischen erotischer und rein freundschaftlicher Beziehung. Jedoch lassen sich beide Beziehungsformen in der Regel anhand folgender Merkmale unterscheiden:
  • Sexuelle Ausrichtung: Eine Partnerschaft im Sinne einer echten Liebesbeziehung ist immer auch eine erotische Beziehung. Sex und körperliche Liebe spielen hierbei eine nicht unwichtige Rolle.
  • Ausschließlichkeit: Eine Partnerschaft oder Liebesbeziehung ist auf Treue und Ausschließlichkeit ausgerichtet. Für eine reine Freundschaft gilt das nicht.

Wenn Sie also das Gefühl haben, in Ihrer Beziehung im Bereich der Sexualität nicht mehr zufrieden zu sein, kann es helfen, sich die Frage zu stellen, ob man im Partner wirklich auch noch den sexuellen Gegenpart oder nur noch den besten Freund sieht. Unsere Meinung ist: Zu einer funktionierenden Partnerschaft gehört auch Sex. Sonst ist es nur eine enge Freundschaft. Denn bis auf den sexuellen Kontakt kann ein bester Freund alle Anforderungen einer Beziehung erfüllen: Man kann Ansichten teilen, man kann gemeinsam lachen und weinen. Der beste Freund kann uns genauso aufbauen und trösten wie der Partner. Er kann sich genauso aufopfernd um unsere Kinder kümmern. Er kann genauso für uns sorgen, darauf achten, dass wir immer unsere Ziele im Auge behalten wie unser fester Partner und wir können auch mit ihm über alles reden, vielleicht sogar über mehr als mit unserem Partner. Wir können unseren besten Freund genauso bewundern und anhimmeln wie unsere große Liebe. Doch was wir in der Regel nicht können, ist eine sexuelle Beziehung zu unserem besten Freund aufzubauen. Das geht in den seltensten Fällen gut.

Sexuelles Begehren: eine hochkomplexe Angelegenheit

Der Sexualtherapeut David Schnarch beschäftigt sich in seinem Buch »Die Psychologie sexueller Leidenschaft« intensiv mit diesen Fragen. Woher kommt überhaupt sexuelles Verlangen? Ist es rein biologischer Natur oder nicht viel mehr eine Frage der Sozialisation? Welche Rolle spielt unser Geschlecht, welche die Hormone? Und welche die Gesellschaft, in der wie leben? Sind wir rein triebgesteuerte Wesen oder haben wir doch einen freien Willen, auch was unsere Sexualität betrifft? »Wir Menschen haben von allen Lebewesen das komplexeste sexuelle Motivationssystem«, erklärt Schnarch. »Es speist sich aus genetischen Programmen und den Erfahrungen, die das jeweilige Individuum in seinem Leben macht, und bringt die komplexeste, nuancierteste und facettenreichste Form der Sexualität auf diesem Planeten hervor.«

Wow. Kein Wunder, dass dieses komplizierte System anfällig ist für Störungen – und gepflegt werden will. Schnarch spricht in diesem Zusammenhang auch von sechs Aspekten, die das sexuelle Begehren beeinflussen – aber oft unbeachtet bleiben: Kommunikation, die Sehnsucht nach Bindung, den Drang, sich nonverbal auszutauschen, den Wunsch, intensive, leidenschaftliche Gefühle zu erleben, Erotik zu genießen – und dies alles vor dem Hintergrund unserer gesellschaftlichen und kulturellen Erfahrungen. Einige dieser Aspekte greifen wir in den folgenden Kapiteln heraus – und geben Ihnen handfeste Hinweise, wie Sie mit mangelndem sexuellem Begehren in Ihrer Beziehung umgehen können.

Dieser Artikel hat 6 Seiten. Lesen Sie auch ...


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