Studie: Weiblicher Orgasmus stärkt das männliche Ego

Männer haben Spaß am eigenen sexuellen Höhepunkt – aber auch an dem ihrer Partnerin. Dieses schöne Ergebnis erbrachte eine amerikanische Studie. Leider mit einem Schönheitsfehler: Dem starken Geschlecht geht es den Untersuchungen zufolge nicht darum, der Frau ihres Herzens allergrößte Lust zu bereiten. Sondern Männer betrachten den Orgasmus ihrer Bettpartnerin als männliche Errungenschaft.

»Liebling, bist du auch gekommen?« Bei Männern erübrigt sich diese banale Frage, das lässt sich leicht nachprüfen. Bei Frauen ist das etwas anders. Wie bei vielen Dingen im erotischen Bereich spielt sich bei ihnen einiges im Verborgenen ab – der Orgasmus etwa ist spielend leicht vorgetäuscht. Mindestens die Hälfte aller Frauen faken so auch ihren Orgasmus, das belegen diverse Studien. Womöglich tun sie das, weil sie clever sind und dem Mann das gute Gefühl geben wollen, dass er ein echter Kerl ist?

Höhepunkt fürs Männlichkeitsgefühl

Diesen Rückschluss könnte zumindest eine amerikanische Studie nahelegen, deren Ergebnisse 2017 im »Journal of Sex Research« veröffentlicht wurden. Die Psychologinnen Sara B. Chadwick und Sari M. Anders baten für ihre Untersuchungen 810 Männer, sich Sex mit einer attraktiven Frau vorzustellen. Danach sollten sie bewerten, wie sie sich dabei fühlten, wenn diese Frau einen Orgasmus hatte – und was sie empfanden, wenn der sexuelle Höhepunkt bei der Frau ausblieb. Außerdem wurden die Probanden aufgefordert, ihr sexuelles Ansehen zu bewerten und zu beurteilen, wie »männlich« sie sich beim jeweiligen Liebesspiel vorkamen.

Das Ergebnis spricht Bände: Die Männer hatten durchweg ein höheres Selbstbewusstsein und fühlten sich maskuliner, wenn eine Frau bei Geschlechtsverkehr mit ihnen zum Orgasmus kam. Die Resultate lassen vermuten, dass weibliche Orgasmen zum Teil als männliche Errungenschaft, sozusagen als ein Erfolg ihrer erotischen Kompetenz angesehen werden. Damit erfüllt die weibliche Kilmax eine ziemlich egozentrische Funktion, meinen die Wissenschaftlerinnen. Denn offenbar hat der Mann mehr Vergnügen daran, durch guten Sex, der zum Höhepunkt bei seiner Partnerin führt, sein eigenes Selbstwertgefühl zu stärken, als die Frau zu befriedigen.

Orgasmen gegen Männerstress

Die Psychologinnen fanden außerdem heraus, dass Versuchspersonen, deren männliches Selbstbewusstsein weniger stark ausgeprägt war, und die sich in ihrer Männerrolle latent gestresst fühlten, eher an dieser Ansicht festhielten als selbstüberzeugtere Männer.

Besonders interessant ist auch, was weitere Untersuchungen ergaben: Denen zufolge halten viele Männer – und auch Frauen – den Mann als verantwortlich für den weiblichen Orgasmus. Diese Denkweise könnte dazu führen, dass Männer Feedback zu sexuellen Vorlieben oder Techniken kategorisch zurückweisen. Weil sie diese Ratschläge als Beleidigung sowohl ihrer Männlichkeit als auch ihrer erotischen Fähigkeiten betrachten.

Beim weiblichen Orgasmus dreht es sich auch um männliche Lust

Grundsätzlich wäre daran ja nichts auszusetzen, wenn es dazu führen würde, dass Männer mehr auf die sexuellen Bedürfnisse ihrer Partnerinnen eingehen würden. Allein die Motive für die Lustverschaffung lassen stutzen: Denn Mann tut es der Studie zufolge in erster Linie fürs eigene Ego, der weibliche Orgasmus wäre also so etwas wie ein Nebenprodukt der männlichen Lust.

Die Studie ist keineswegs die erste ihrer Art. Etliche andere Untersuchungen belegen, dass viele Männer es der eigenen sexuellen Perfomance zuschreiben, wenn eine Frau beim Liebesspiel mit ihnen zum Orgasmus kommt. Je nachdem, wie sensibel Mann ist, kann er so auch regelrecht in Depressionen verfallen, wenn es ihm nicht gelingt, die Frau zum sexuellen Höhepunkt zu bringen – immerhin scheint sich die Mehrheit der Männer hier in der Verantwortung zu sehen. Und da wären wir wieder bei den Fake-Orgasmen: Womöglich wollen manche Frauen ihren Männer genau diesen Frust ersparen – und inszenieren darum ihren Höhepunkt.

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