Symptome, Ursachen und Gründe von Beziehungssucht

Ein Paar eingeengt in einem übergroßen Marmeladenglas

Abhängigkeit in der Partnerschaft: So erkennen Sie Beziehungssucht!

Was ist eigentlich Liebe? Auf diese Frage hat jeder eine eigene Antwort. Wo der eine viel Nähe braucht, braucht der andere seine Unabhängigkeit. Eins ist aber sicher: Wenn Liebe zur Qual wird, dann stimmt etwas nicht. Sexsucht, Hörigkeit, Co-Abhängigkeit – süchtige Liebe maskiert sich mit vielen Gesichtern. Ganz wichtig: An der Enstehung der Liebessucht trägt der Betroffene keine Schuld, auch eine unglückliche Beziehung ist nicht auf  »Liebesversagen« zurückzuführen. Oft liegen die Ursachen in der Kindheit, die Erkenntnis kommt jedoch erst im Erwachsenenalter.

8 Symptome von Beziehungssucht

Einige Symptome können Aufschluss darüber geben, ob jemand nur liebt oder schon beziehungssüchtig ist:

  • Besessenheit: Die Beziehung wird zum absoluten Lebensinhalt, ganz gleich wie befriedigend sie tatsächlich ist. Ständig denkt der Liebessüchtige über das Objekt seiner Begierde nach, kann seine Gedanken nicht vom anderen lösen und bringt einen immer höheren emotionalen Einsatz.
  • Abhängigkeit: Was der andere denkt, sagt und tut wird zum alleinigen Maßstab. Der Liebessüchtige orieniert sich ausschließlich am Partner, er passt Äußeres, Gewohnheiten, Meinungen an seine an – ohne irgendetwas davon zu hinterfragen. Er lebt von und für die Liebe des anderen, dem er sich völlig unterwirft.
  • Angst vor dem Alleinsein: Das Gefühl, ohne den anderen nicht leben zu können, wird übermächtig. Auch eine kurze Abwesenheit des Geliebten ist schwer erträglich, der Liebessüchtige tut alles, um Trennungen zu verhindern.
  • Viele Beziehungen – wenig Liebe: Liebessüchtige bleiben selten lange solo. Lieber nehmen sie eine schlechte Beziehung in Kauf als das Alleinsein. Häufig schlittern sie von einer Beziehung in die nächste. In jede neue Partnerschaft setzen Liebessüchtige große Hoffnungen: Diesmal ist es wirklich die große Liebe! Bereits nach kurzer Zeit schmieden sie große Pläne, ganz gleich, wieviel Anlass die Beziehungsrealität dazu gibt. Sie sind blind für das, was wirklich ist und interpretieren oft kleine Gesten als große Liebesbeweise.
  • Übertriebene Eifersucht: Alles, was der andere tut, überwacht der Liebessüchtige mit Argusaugen. Denn er lebt mit der ständigen Angst vor dem Verlassenwerden. Überall wittert er Gefahr: Kollegen, Freunde oder auch Hobbys werden zur Bedrohung – denn sie machen ihm den Anspruch auf den Geliebten streitig.
  • Verlust des eigenen Selbstwertes: Der andere ist alles, ich bin nichts – Liebessüchtige verlieren jegliches Selbstwertgefühl. Der Partner wird trotz sichtbarer Mängel idealisiert, wodurch die übermäßige Liebe letzlich gerechtfertigt wird. Ohne den Geliebten fühlt man sich wertlos, klein und einsam. Nur der andere wertet einen auf – mit seiner Liebe, die hart erkämpft werden muss.
  • Kontaktverlust: Der Partner wird zum Fixstern, Kontakte zu anderen Menschen sind unwichtig. Der Liebessüchtige isoliert sich zunehmend, Freundschaften werden vernachlässigt, auch zu Verwandten verliert sich der Kontakt. Vor allem, wenn Nahestehende den Partner oder die Beziehung kritisieren, werden sie gemieden.
  • Co-Abhängigkeit: Nicht selten sind Beziehungsabhängige auch co-abhängig: Einer der Partner hat ein Drogen- oder Alkoholproblem. Der eine ist von der Droge abhängig, der andere ist derart fixiert auf auf die Sucht des Partners, dass er es als Lebensaufgabe betrachtet, den Süchtigen von den Drogen zu befreien und ihn mit seiner Liebe zu retten.

Ein Teufelskreis mit tiefen Wurzeln – 4 Urschachen von Beziehungssucht

Die Ursachen für Beziehungssucht sind vielfältig. Meist ist ein Muster erkennbar, häufig fühlen sich die Betroffenen vom Liebespech verfolgt. Immer verlieben sie sich in den Falschen, immer beginnen die Beziehungen so vielversprechend und enden doch unglücklich. Der Wunsch nach Liebe hat sich dabei verselbstständigt – da die Ursachen oft im Verborgenen lauern, fällt es Betroffenen schwer, ihre Liebesucht zu erkennen. Geschweige denn, die Gründe hierfür auszumachen.

  • Kindheitserlebnisse: Wer zu wenig Liebe in der Herkunftsfamilie erfahren hat, leidet unter diesem Defizit mitunter sein ganzes Leben lang. In Beziehungen wird er versuchen, das Erlebte wieder gut zu machen. Die Bindungssucht ist Ausdruck einer tiefen Verletztheit, die im späteren Liebesleben kompensiert werden soll. Auch wer sich nicht richtig von den Eltern lösen konnte,  bleibt unter Umständen zwanghaft abhängig von den Meinungen und Handlungen anderer. Ganz besonders von denen eines Liebespartners.
  • Problemlösungszwang: Oft sieht der Liebessüchtige in der Beziehung die Lösung für alte Verletzungen oder Probleme, für Einsamkeit oder innere Leere. Der Wunsch nach Liebe steht für ihn im Mittelpunkt, das Bedürfnis nach gerade dieser Beziehung absorbiert sämtliche Lebenserergie. Alles vor dem Hintergrund der irrealen Hoffnung, einzig diese Liebe könne ihn glücklich machen
  • Geringes Selbstwertgefühl: »Mich kann man ja gar nicht lieben«, Liebessüchtige haben häufig wenig Selbstbewusstsein und fühlen sich anderen unterlegen. Diese Minderwertigkeitskomplexe bewirken, dass Liebessüchtige in Unglücksbeziehungen tapfer ausharren. Sie glauben oft, sie würden sowieso keinen anderen Partner finden und halten Liebesqualen für normal – irgendwie haben sie es nicht verdient, glücklich zu sein.
  • Bindungsangst: Manchmal steckt hinter Beziehungssucht auch kurioserweise die Angst vor wirklicher Nähe. Auch hierfür können Kindheitserlebnisse verantwortlich sein: Die Betroffenen sind von ihren ersten »Liebespartnern«, den Eltern, verletzt worden, ohne sich wehren zu können. Denn als Kind waren sie ja tatsächlich abhängig. Im Erwachsenenleben bleiben sie in emotionaler Hinsicht Kinder – und machen sich als Liebessüchtige vom Partner ebenso abhängig wie früher von den Eltern.

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