Professor Joris Lammers von der Universität Tilburg führte eine Studie mit 1.562 Teilnehmern durch. Er wollte wissen, ob zwischen beruflichem Erfolg und der Neigung zu Affären ein Zusammenhang besteht. Das Projekt nähert sich dem Thema ganz anders als bisherige Studien, denn zum ersten Mal wird nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden, sondern es geht allein um die berufliche Situation.
Die Teilnehmer erhielten einen Online-Fragebogen, in dem sie detaillierte Angaben zu ihrem sozialen Status, zum Job, zu ihrem Selbstbewusstsein und natürlich zur individuellen Fremdgeh-Neigung machen konnten. Die Auswertung ergab, dass die Seitensprunggefahr proportional zum Aufstieg auf der Karriereleiter größer wird. Dabei konnte auch ein Vorurteil ausgeräumt werden. Professor Lammers: »Die Leute nehmen immer an, dass Männer öfter Mist bauen, weil sie risikofreudiger sind oder auf ihren Geschäftsreisen öfter Gelegenheit dazu haben. Beides konnten wir widerlegen. Weibliche Chefs gehen ebenso häufig fremd wie ihre männlichen Kollegen!« Dass es rein zahlenmäßig dennoch mehr männliche als weibliche Seitenspringer gibt, ist darauf zurückzuführen, dass in den Chefetagen derzeit mehr Männer als Frauen sitzen. Also tauchen auch mehr Männer in der Fremdgeh-Statistik auf.
Was kam zuerst – die Macht oder der Seitensprung?
Bisherige Studien beriefen sich auf einen Zusammenhang zwischen beruflicher Frustration und einer erhöhten Seitensprung-Neigung. Die aktuelle Studie aus Holland kommt nun zum gegenteiligen Ergebnis. Ist das Klischeebild vom fremdgehenden Loser nur ein Mythos? Diese Frage lässt sich nach dem aktuellen Stand noch nicht beantworten. Klar ist nur, das es offenbar beides gibt: Fremdgehen zur Frustkompensation und Fremdgehen aus Lust an der Macht und am Erfolg.Schon stellt sich die nächste Frage: Was war zuerst da: der berufliche Erfolg oder vielleicht die Lust am Fremdgehen? Sind Machtmenschen selbstbewusster und gehen deshalb häufiger fremd? Oder ist es umgekehrt: Werden sie aufgrund ihrer lockeren Einstellung zum Sex überhaupt erst zu Machtmenschen?
Dass sexuell aktive und zufriedene Menschen es grundsätzlich leichter im beruflichen Alltag haben, ist ein weit verbreitetes Vorurteil mit einem wahren Kern. Sexuelle Ausgeglichenheit sorgt für gesundes Selbstvertrauen, ein sicheres Auftreten und eine positive Ausstrahlung – unverzichtbare Eigenschaften, wenn man sich z.B. um eine Führungsposition bewirbt. Natürlich interessiert sich ein Vorgesetzter nicht für das Sexleben eines Bewerbers (sollte er zumindest nicht.) Auch ersetzt eine positive Ausstrahlung allein noch keine überzeugende Vita. Doch die unterschwellige Souveränität und Selbstsicherheit sexueller Zufriedenheit, die sich in Körpersprache, Stimme und Mimik manifestieren, sind wichtige Helfer im Konkurrenzkampf um begehrte Führungspositionen. Wer sich seiner sexuellen Wirkung eher unsicher ist oder eine verklemmte, negative Einstellung zur eigenen Körperlichkeit hat, drückt dies unbewusst aus – und erweckt dadurch (manchmal fälschlicherweise) den Eindruck, einer stressigen Entscheiderposition nicht gewachsen zu sein.
Allerdings gibt es für die Seitensprung-Häufigkeit in Führungskreisen noch eine ganz banale Erklärung: Macht lässt selbst durchschnittlich attraktive Menschen sexuell begehrenswert erscheinen. Denken wir nur an den italienischen Politiker und Unternehmer Silvio Berlusconi, der mit immer neuen Frauengeschichten Schlagzeilen macht ...