Diese fünf Romane zeigen Facetten der Liebe – und was mit ihr in Beziehungen passieren kann.

Frau liest ein Buch am Kamin mit einer Tasse warmen Kakau in der Hand

Unsere Buchtipps zu Weihnachten: Lesen über Liebe

Zweifeln Sie an Ihrer Ehe und überlegen, sich zu trennen? Haben Sie sich verliebt, sind aber skeptisch, ob das der richtige Partner für Sie ist? Haben Sie eine Affäre? Dann könnte Ihnen eines der Bücher, die wir hier vorstellen, helfen: Wir haben 5 Romane ausgewählt, in denen es um Beziehungsprobleme geht, von der Anfangsverliebtheit bis zur Untreue.

Jaja, die Liebe. Und die Beziehungen. Keine einfachen Angelegenheiten. Fragen Sie sich auch manchmal, wie andere Menschen damit umgehen, wenn es bei ihnen in der Partnerschaft nicht (mehr) stimmt? Dann sollten Sie mal wieder ein Buch lesen. Denn wer erfährt, wie andere Menschen mit ihren Beziehungsproblemen umgehen, kommt womöglich auf gute Gedanken für die eigenen Konflikte. Aber welches Buch ist für Sie geeignet? Damit Ihnen die Auswahl leichter fällt, haben wir herumgestöbert und Bücher ausfindig gemacht, deren Lektüre wir wärmstens empfehlen können.

Diese 5 Bücher zeigen Facetten der Liebe – und was mit ihr in Beziehungen passieren kann

Liebe auf der Psycho-Couch

Als sie einander viele Jahre lang kannten… kam ihre Liebe nicht wirklich plötzlich abhanden: Steve und Charlotte haben schon einiges miteinander erlebt. Er hat sie betrogen, woraufhin sie mit den beiden Kinder ausgezogen ist. Jetzt stehen sie vor der Frage, ob sie sich wirklich scheiden lassen sollen. Eine Paartherapie soll ihnen helfen, die Antwort zu finden.

So eine Partnerschaft ist ein Kampf, und zwar ein harter. Den Eindruck könnte man bekommen, wenn man sich in die Praxis von Sandy setzt. Die Paartherapeutin weiß nur allzu gut, dass die Chancen einer Eherettung bei 1:1000 stehen. Trotzdem meint sie, bei Charlotte und Steve – beide Mitte Dreißig, wohlhabend, intelligent, Eltern zweier Kinder im Vorschulalter – lohne sich zumindest der Versuch. So kommt das Paar bis auf Weiteres einmal in der Woche zur Sitzung, um herauszufinden, warum die Beziehung zerbrochen ist.

Und das ist ein Clou dieses Romans, der sich nur in dem Behandlungszimmer der Therapeutin abspielt: Bei der Aufarbeitung kommt zutage, was die beiden noch zusammenhält. Alle kommen dabei zu Wort: Der erfolgreiche Banker Steve, der seine beinah Exfrau eigentlich nie richtig verstanden hat, Charlotte, die feinsinnige Literaturdozentin, der es schwerfällt zu sagen, was sie wirklich will, und ihre Ehe, das Konstrukt, das die filigrane Verbindung aufrechterhalten hat, bis Steve fremdgegangen ist.

Subtil und um die Ecke treibt Sandy ihre beiden Klienten gen Konfrontation, reißt alte Wunden auf und wird bisweilen auch ganz schön autoritär, wenn Steve oder Charlotte nicht so ganz kapieren, worauf sie hinaus will. Auch das ist eine harte Angelegenheit – ob die Eherettung wohl klappt?

Was lernen wir daraus?

Und wenn Du denkst, es geht nicht mehr… ist vielleicht doch noch nicht alles verloren. Auch wenn die geschilderte Vorgehensweise der Therapeutin (bisweilen sehr persönlich, anklagend, herausfordernd, voreingenommen) recht amerikanisch anmutet, können Sie hier doch sehr anschaulich nachlesen, wie so eine Paartherapie funktionieren kann und was sie allen Beteiligten abfordert. Man muss sich gemeinsam hinsetzen und sich den ganzen unangenehmen Themen stellen – und bis dahin vordringen, wo es höllisch wehtut. Das ist nicht gerade angenehm und kann ganz schön dauern. Aber auch was bringen.

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John Jay Osborne: Liebe ist die beste Therapie, Diogenes Verlag

Geliebte oder Gattin?

Sie lieben sich, sie verzehren sich nacheinander, sie können nicht voneinander lassen – aber ein Paar werden sie nicht. Die Liebesgeschichte von Callum und Kate ist herzergreifend. Und ein extrem lesenswerter Beweis dafür, dass in der Liebe manchmal die Sehnsucht erfüllender ist als die Erfüllung der Sehnsucht.

1985 ist Callum Mitte Dreißig, glücklich verheiratet und freut sich auf das gemeinsame dritte Kind, das seine Frau gerade erwartet. Als er seinem Bruder in dessen Kneipe aushilft, läuft ihm die Gelegenheitskellnerin Kate über den Weg – und es ist um ihn geschehen. Hals über Kopf über Hirn verliebt er sich in die 16 Jahre jüngere Schauspielstudentin. Ehe er sich´s versieht, befindet er sich mitten in einer unglaublich heißen Affäre und führt ein Doppelleben zwischen rasendem Begehren und beschaulichem Familiendasein.

Dann fliegt die Affäre auf, Kate ist zu allem bereit, aber Callum entscheidet sich für seine Frau und bleibt bei seiner Familie. 17 Jahre geht das gut, vergessen konnten sich die beiden nie. Dann treffen sie sich wieder und schlittern erneut in eine Affäre, die noch leidenschaftlicher, noch ungezügelter, noch überwältigender ist.

Diesmal ist alles anders… Kate ist eine berühmte Schauspielerin, Callum ein älterer Mann, seine Kinder sind erwachsen, seine Ehe ist uralt… und den beiden steht eigentlich nichts mehr im Weg. Sie können endlich, endlich zusammenkommen und glücklich werden. Oder etwa nicht?

Was lernen wir daraus?

Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben? Ist es möglich, dass man die eine Person leidenschaftlich begehrt, die andere aber aufrichtig liebt? Und ist der Mensch, mit dem man die unglaublichsten Lusthöhepunkte erlebt, vielleicht der, mit dem man nicht zusammenleben kann? In der packenden Geschichte steckt so viel, und letztlich läuft alles auf eine weise Erkenntnis hinaus: Man kann im Leben zwar alles begehren, nämlich ewige Leidenschaft und eine sichere Partnerschaft. Aber man bekommt es selten bei einer einzigen Person. In diesem Roman werden Sie mitleiden und mithoffen, Sie werden Callums Frau bedauern und Kate egoistisch finden, Sie werden Callums Verhalten verstehen, aber irgendwie auch nicht. Und indem Sie all das durchmachen, werden Sie sicherlich Erkenntnisse für Ihr eigenes Liebesleben gewinnen. Und wenn es nur die ist, dass es manchmal gar nicht so schlecht ist, einen etwas unaufregenden, aber beständigen Partner an der Seite zu haben.

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Ruth Jones: Alles begehren, Harper Collins

Was ewig währt, hört endlich auf

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt – kämpfen, aushalten, aber auch fliehen. Die große amerikanische Schriftstellerin Anne Tyler hat mit diesem Roman eine erhellende Ehechronik verfasst: Es ist die traurige Geschichte von Pauline und Michael, die sich 1941 verlieben, heiraten, drei Kinder bekommen und sich nach 30 Ehejahren trennen. Denn zusammengepasst haben sie nie.

Thomas Meyer hätte seine helle Freude an diesem Buch. Der Verfasser von Trennt euch! ist überzeugter Verfechter der frühzeitigen Beziehungsauflösung – wenn es zwischen zwei Menschen allem Anschein nach einfach nicht passt.

Bei Pauline und Michael ist das so, das erfahren wir schon auf den ersten Seiten. Er ist der zurückhaltende Ladenbesitzersohn, sie das quirlige Vollblutweib. Der Zufall will, dass sie sich 1941 in die Arme laufen und sich verlieben. Aber schon der Beginn ihrer Beziehung tut sich schwer. Pauline mäkelt gleich an Michael herum, nie kann er ihr was recht machen, immer ist er ihr irgendwie zu wenig. Nichtsdestotrotz werden die beiden ein Paar, mehr weil sie es wollen, als weil sie spüren, dass sie zusammengehören. Dann kommt noch der Krieg dazu, für den sich Michael freiwillig meldet, eigentlich nur, um Pauline zu beeindrucken.

Danach geht es fix: Die beiden heiraten, bekommen Kinder, werden zur Familie. Obwohl es zwischen ihnen eigentlich überhaupt nicht stimmt. Pauline kämpft, versucht mit allen Mitteln ihn zu verändern, braust auf und setzt ihn unter Druck, droht mit Trennung und inszeniert dann leidenschaftliche Versöhnungen. Hinter all diesen Aktionen tut sie vor allem eines: Sie verdrängt den desolaten Zustand ihrer Ehe. Michael leidet still vor sich hin und erkennt ziemlich früh, dass sie niemals hätten heiraten sollen. An ihrem dreißigsten Hochzeitstag zieht Michael schließlich Konsequenzen und verlässt Pauline. Schrecklich für alle. Oder etwa nicht?

Was lernen wir daraus?

Manchmal macht Liebe – oder das, was man dafür hält – blind und bringt zwei Menschen zusammen, die niemals miteinander glücklich werden können. Das ist die eine Botschaft dieses Romans. Die andere lautet: Es ist nie zu spät, sich zu trennen. Beides sind sehr ernüchternde Erkenntnisse. So traurig es auch ist, dass Pauline und Michael trotz all ihrer Versuche, das mit der Partnerschaft irgendwie hinzubekommen, scheitern, so klug ist, was wir daraus mitnehmen können: Manchmal ist der Wille nicht stark genug, um über alle Unterschiede in der Persönlichkeit und den Erwartungen hinwegzutragen. Und dann sollte man irgendwann gehen, auch wenn es bis dahin ein verdammt weiter Weg ist.

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Anne Tyler: Im Krieg und in der Liebe, Kein & Aber

Wo die Liebe dann doch bleibt

1994 treffen sich vier junge Menschen in einem Nachtzug nach Italien: Für Juliane, Paul, Felix und Max wird die zufällige Begegnung Folgen haben, die sie erst im Nachhinein erkennen. Und Liebe spielt dabei eine ziemlich große Rolle.

Paul ist 29 Jahre alt, als er im Zugabteil auf Juliane, die schüchterne Cellospielerin, den künstlerisch begabten Maurersohn Max und Felix, den attraktiven Südtiroler, stößt. Sie alle sind rund 10 Jahre jünger, aber ebenso auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens und irgendwie auch nach der Liebe. Paul und Juliane werden sie finden, sie treffen sich später in Italien wieder, werden ein Paar und heiraten. Bei den anderen scheint es eine einmalige Begegnung zu sein.

Doch zwanzig Jahre später kreuzen sich ihre Wege wieder: Juliane beginnt eine Affäre mit Felix, während Anwalt Paul ihn in einer Rechtssache vertritt und Max als langjähriger Freund an seiner Seite ist.

Uff, denken Sie jetzt sicher, das ist eine Menge Stoff. Ist es auch, und um hier keinen Spoiler zu platzieren, sei auch gar nicht so viel mehr vom Inhalt verraten. Taschler rollt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven auf, jede ihrer Hauptfiguren lässt sie ihre Sicht der Dinge schildern, blendet zurück, geht ins Hier und Jetzt.

Da betrügt Juliane ihren Mann mit Felix, für den sie Paul aber nicht verlassen will. Für sie steht die Affäre auf einem anderen Blatt. Was erst als Retourkutsche geplant ist, nachdem Juliane ihren Mann im intimen Gespräch mit seiner Exfrau erwischt hat, wird eine intensive Liebeserfahrung mit dramatischem Ausgang.

Was lernen wir daraus?

Bei wem bleibt man: Bei der Person, die pure Leidenschaft in einem entfacht, oder bei der, die einem Geborgenheit gibt? Und ist der Mensch, für den man die größten Gefühle hat, derjenige, mit dem man in einer Beziehung am glücklichsten werden kann? Und was ist, wenn man irgendwann erkennt, dass man eine falsche Liebesentscheidung getroffen hat? Interessant ist, wie Juliane und Paul mit der Affäre umgehen: Eine Bedrohung für ihre Ehe ist sie nicht. Eher annäherungsweise so etwas wie eine Bereicherung. Denn Juliane wird beim Fremdgehen bewusst, dass Paul der einzige Mann ist, mit dem sie glücklich sein kann. Weil er zu ihr passt wie kein anderer. Genau das macht die Affäre deutlich.

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Judith W. Taschler: bleiben, Droemer Taschenbuch

Fremdgehen für Profis

Viktor ist mittelgroß, mittelattraktiv und mittelalt: Der Festival-Intendant steht kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag und ist recht zufrieden mit seinem umtriebigem Leben. Fünf Kinder von drei Frauen hat er, eine feste Beziehung mit Magda und quasi an jeder Straßenecke eine Geliebte. Schlimm findet er das nicht. Nur anstrengend.

Das hervorstechendste Merkmal an Viktor ist seine Unscheinbarkeit. Trotz Glatze und Tattoos gehört er nicht zu den Typen, denen jede zu Füßen liegt. Aber er weiß, was sich Frauen wünschen und schafft es immer wieder, sie mit Charme rumzukriegen. Denn er wirkt ungefährlich, macht keinen Stress, er nimmt, was er bekommen kann und gibt dafür gute Gefühle zurück.

Seine Lebensgefährtin Magda, mit der er drei Kinder hat, ahnt nichts von seinen Seitensprüngen. Die ja auch rein gar nichts an seiner aufrichtigen Liebe zu ihr ändern. Er braucht nun einmal die Aufmerksamkeit vieler Frauen, bezeichnet sich selbst als hypersexuell und kann einfach nicht die Finger von Josi, Helen, Lisbeth und wie sie alle heißen, lassen. Also schleicht er sich mal zu der einen, dann zu der anderen ins Bett. Keiner macht er was vor, nie macht er Versprechungen und hält sich in der Regel an gebundene Gespielinnen – denn er will alles, nur keine Beziehung(sprobleme). Seine Affären haben ihre Gründe dafür, dass sie sich auf Viktor einlassen: Auch ihnen fehlt etwas, sie sind unglücklich oder unzufrieden in ihrer eigenen Beziehung, oder süchtig nach dem Gefühl, begehrt zu werden. Genau das gibt ihnen Viktor.

Doch es wird zunehmend schwieriger, alles zu handeln und im Hintergrund lauert stets die Gefahr, entdeckt zu werden. Um das zu verhindern, legt sich Viktor mächtig ins Zeug. Irgendwie verabscheut man ihn dafür. Irgendwie aber auch nicht. Und irgendwie wünscht man ihm, dass er endlich auffliegt. Aber irgendwie auch nicht. Bekommt er am Ende eine Quittung für sein Verhalten? Das sollten Sie selbst lesen…

Was lernen wir daraus?

Fremdgehen ist nicht per se ein gemeiner Akt. Es kann einem grundsätzlichen Bedürfnis nach Körperlichkeit entspringen und was mit Treue zu sich selbst zu tun haben. Ist das die Botschaft des Romans? Wer weiß. Tatsache ist, dass Doris Knecht bissig, komisch und entlarvend über Viktors Lebenswandel schreibt und dabei auch die Position der Frauen, mit denen er es zu tun bekommt, beleuchtet. Denn auch sie betrügen jemanden und holen sich bei Viktor das, was sie in ihrer eigenen Beziehung vermissen. Viktor ist dabei das Klischee von einem echten Kerl: Er kann immer und er will immer Sex haben, dabei ist ihm manchmal das Aussehen seiner Eroberungen weniger wichtig. Denn im Grunde genommen, ist er der geborene Narzisst, der sich in seinen erotischen Eroberungen spiegeln will.

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Doris Knecht: Alles über Beziehungen, Rowohlt Taschenbuch



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