Glücklich mit nur einem Partner

Treue in der Partnerschaft: Was lässt und monogam leben und was führt uns in Versuchung?

Partnerschaft und Ehe verfolgen ein großes Ideal: Treue. Nahezu jeder, der sich bindet, wünscht sich die Sicherheit einer exklusiven Beziehung. Andererseits gibt jeder Zweite zu, schon einmal fremdgegangen zu sein. Warum klaffen Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander?

Verheiratete Paare haben sich vor Zeugen nicht nur das Ja-Wort gegeben, sondern auch Treue – unter Umständen sogar bis zum Tod – geschworen. Sicher mit dem besten Vorsätzen und in der Gewissheit, dies auch durchhalten zu können. Klar, anderen passiert es zwar dauernd – Promis, den Nachbarn, vielleicht sogar der eigenen Schwester. Aber man selbst ist überzeugt: Uns betrifft das nicht. Wir sind anders. Fremdgehen steht für uns außer Frage.

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»Ich hatte was getrunken«

Und dann kommt eines Tages das böse Erwachen: womöglich mit verkatertem Kopf neben einem Wildfremden im Tagungshotel. Oder neben der besten Freundin, mit der »Mann« sich sonst nur zum Joggen und Bierchentrinken getroffen hat. In dieser Situation finden sich oft ganz schnell Gründe, warum jetzt plötzlich die Ausnahme die Regel bestätigen musste. Hormone, Gene, Alkohol – wer fremdgeht, findet gerne Ausreden für den Seitensprung, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen. Wie viele Rechtfertigungsversuche beginnen mit den Worten: »Ich hatte was getrunken, sonst wär mir das nie passiert«? Und wie viele Herren der Schöpfung führen gerne die Macht der Natur ins Feld? »Das ist genetisch so vorprogrammiert – Männer müssen mehrere Frauen haben, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern.« Wer hat nun Recht? Wie kommt es, dass wir einerseits so moralisch strenge Maßstäbe an eine Beziehung anlegen, Treue einfordern und bedingungslos versprechen – und andererseits dann diesem Wunsch in der Wirklichkeit doch oft nicht standhalten können?

»Bedingungslose Liebe fordert keine Treue ein«

Auch wenn die gesellschaftliche Entwicklung dem zu widersprechen scheint: »Tatsächlich ist die Treue sehr zeitgemäß«. Dies sagt der Berliner Psychologe, Psychotherapeut und Autor Wolfgang Krüger, der sich schon seit mehr als 30 Jahren mit dem Thema beschäftigt. »Wir brauchen kräftige soziale Wurzeln, um von den Stürmen des Lebens nicht fortgeweht zu werden.« Auch Victor Chu schreibt in seinem Buch Von der schwierigen Kunst treu zu sein: Warum wir betrügen, was wir lieben : »Die Zeit scheint reif zu sein, menschliche Werte wieder in den Mittelpunkt zu stellen. In vielen Bereichen, sowohl im Privatleben als auch im gesellschaftlichen Zusammenleben, sind Beziehungen bedrohlich brüchig geworden.« Die Folgerung daraus: Der Wunsch nach stabilen, verlässlichen Beziehungen ist gerade in den westlichen Industrienationen wieder zunehmend ausgeprägt.

Williges Fleisch, schwacher Geist

Eine gute Voraussetzung, um den vielen Einflussfaktoren etwas entgegenzusetzen, die dauerhaft monogame Beziehungen oft verhindern. Ein starker Wille kann Berge versetzen – und auch in Beziehungen Unheil verhindern helfen. Dennoch ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Faktoren zu beleuchten, die dazu führen, dass das Fleisch irgendwann schwach wird. Und vielleicht gilt es auch, die eigenen Wertmaßstäbe zu überdenken. Gibt es Fälle, in denen ein Seitensprung des Partners verzeihbar wäre? Gibt es Möglichkeiten, Untreue vorzubeugen? Und was kann man tun, damit Treue nicht nur Ausdruck der eigenen Resignation wird? Wann ist zum Beispiel Treue nur ein Zeichen falscher Anpassung, wann lähmt sie das Entwicklungspotenzial einer Beziehung? Was kann man dafür tun, die eigene Partnerschaft so lebendig zu erhalten, dass das Bedürfnis schwindet, sich außerhalb Bestätigung – sexuelle, emotionale, geistige – zu suchen?

Der Traum von der Einzigartigkeit

Treue versteht sich von selbst. Treue gilt als Wert an sich, ist erstrebenswert und viele wichtig in einer Beziehung. Ganz besonders junge Menschen legen sehr großen Wert auf Treue. Verschiedene Studien belegen, dass etwa drei Viertel der 20- bis 30-Jährigen Untreue als ein die Beziehung ernsthaft gefährdendes Phänomen betrachten.

»Treue ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung«

Die 20 Jahre Älteren sehen es bereits etwas gelassener; hier sind es laut einer Studie der Psychologin Sabine Walper von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und des Projekts pairfam nur 62 Prozent; bei den 60-Jährigen noch weniger. Ein nachvollziehbares Ergebnis auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Sozialisationsgeschichten. Viele der heute 60-Jährigen haben in den 1970er Jahren Modelle der »freien Liebe« ausprobiert. »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment« – was in Flower-Power-Zeiten angesagt war, findet heute bei jungen Menschen wenig Nachhall. Statt Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen stehen Sicherheit und Verlässlichkeit immer mehr im Vordergrund.

Tabuthema Seitensprung

Interessant dabei ist, dass andererseits gerade in der Gruppe der Jüngeren Seitensprünge am häufigsten vorkommen. Inwieweit sich das Treueverhalten in den letzten Jahrzehnten insgesamt verändert hat, ist bislang nicht eindeutig zu belegen. Denn die Frage nach Seitensprüngen in der bestehenden oder einer früheren Beziehung wird von Befragten oft zurückhaltend oder gar nicht beantwortet. Dies stellte schon der US-amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey fest, der in den heute als »Kinsey-Reports« bekannten Büchern über das menschliche Sexualverhalten seine Testpersonen mit detaillierten Fragen zur Sexualität konfrontierte. Auch in der pairfam-Studie, in der über 12.000 bundesweit zufällig ausgewählten Personen jedes Jahr zu Partnerschaft und Familie befragt werden, verweigern rund drei Prozent auf die Frage nach der eigenen Treue die Auskunft. Die Studie, die auf insgesamt 14 Jahre angelegt ist, weist eine erst langsam zunehmende Offenheit der Probanden in dieser Frage nach. Unklar bleibt demnach auch, ob Menschen zunehmend untreuer werden oder aber nur freier über ihre Seitensprünge sprechen bzw. diese überhaupt zugeben.

Nicht eindeutig eingegrenzt ist auch die Frage, wann überhaupt von Untreue gesprochen wird. Jugendliche sehen oft schon beim »Fremdküssen« den Tatbestand des Seitensprungs klar erfüllt. Andererseits sind sie schnell bereit, eine Beziehung zu beenden, wenn sich etwas Neues, Interessanteres ergibt. Hier kommt man der Untreue also oft einfach nur durch präventiven Partnerwechsel zuvor. Im Verlaufe des Erwachsen- und Reiferwerdens hingegen festigt sich der Wunsch nach einer langfristigen Partnerschaft. Nicht gleich beim Auftreten von Problemen oder Unzufriedenheiten den Partner zu wechseln, ist der Anspruch der meisten gesetzteren Paare.

Reden kann Lieben retten

Dass es dann doch zu Seitensprüngen kommt, liegt häufig auch am Unvermögen, Probleme gemeinsam zu lösen und schon im Vorfeld Unzufriedenheiten zu beseitigen. Ein gutes Kommunikationsverhalten und die Bereitschaft zum gemeinsamen Austausch, das Auseinandersetzen mit Veränderungen in der Partnerschaft und die Sensibilisierung für negative Veränderungen sind demnach Faktoren, die die Qualität einer Beziehung auf lange Sicht erhalten bzw. immer wieder neu beleben können – und damit das Risiko der Untreue vermindern. So ist in vielen langjährigen Beziehungen das Thema Sexualität ein häufiger Grund für Missverständnisse, Verweigerung, Unzufriedenheit – und letztenendes auch einer der Auslöser dafür, dass ein Partner sich woanders holt, was er in der eigenen Beziehung nicht mehr zu finden glaubt. Das Gefühl, vom Partner nicht mehr begehrt zu werden, vielleicht auch zu spüren, dass Sexualität als Druckmittel eingesetzt wird – Stichwort »Liebesentzug bei Fehlverhalten« – führt in vielen Partnerschaften dazu, dass sich einer oder beide Beteiligten neu orientieren. Vor dem Hintergrund sozialer und moralischer Verpflichtungen – besonders wenn noch kleinere Kinder da sind – wird aber nicht der Schlussstrich gezogen, sondern die Lösung in einer heimlichen Affäre gesucht. Diese dient dann vornehmlich dazu, das eigene Selbstwertgefühl wieder zu stärken und Defizite der Hauptbeziehung auszugleichen. Ein Zustand, der allerdings die Wenigsten auf Dauer zufrieden stellt. Denn insgeheim bleibt im Großteil der Fälle der Wunsch nach der einen, exklusiven – und rundherum erfüllenden – Beziehung bestehen.

Evolution oder Revolution?

Die Evolutionsgeschichte hat es uns gelehrt: Treue liegt nicht in der Natur der Säugetiere – und auch nicht des Menschen. So wie nur 3 Prozent aller Säugetiere überhaupt Paarbeziehungen eingehen – und die wenigsten davon monogam –, scheinen auch Menschen (und beileibe nicht nur Männer) darauf programmiert zu sein, ihre Partner zu wechseln.

Besonders die polygamen Herren der Schöpfung nennen als Argument gerne, sie müssten ihre Gene verbreiten, um möglichst viele gesunde und überlebensfähige Nachkommen zu zeugen. Eine These, die neuesten Forschungen so allerdings nicht mehr standhält. Offenbar scheint nicht generell der Fortpflanzungstrieb (allein) für polygames Verhalten verantwortlich zu sein. Eine Studie des schwedischen Karolinska Instituts ergab, dass eine spezifische genetische Veranlagung das Beziehungsverhalten mit beeinflusst. So gibt es ein bestimmtes Gen, das für Ausschüttung des Hormons Vasopressin zuständig ist. Männer mit niedrigem Vasopressin-Spiegel – dies zeigte eine Untersuchung an 552 Zwillingspaaren – neigten eher zu Promiskuität, waren seltener verheiratet oder lebten häufiger in krisenhaften Paarbeziehungen.

Befreiung vom Diktat der Natur

Dennoch kann das Gen allein nicht für Untreue verantwortlich gemacht werden. So sagt auch Wolfgang Krüger: »Dass Untreue an den Genen liegt, ist ein Entschuldigungsmuster, das vor allem von Männern kommt und mich immer unsäglich geärgert hat.« Vielmehr müsse den eigentlichen Gründen für die Untreue nachgegangen werden. In über zwei Dritteln der Fälle liege die Ursache nämlich schlicht und einfach daran, dass der Betreffende in seiner Beziehung unzufrieden oder unglücklich ist – und nicht an einer genetischen Disposition. So vertritt Wolfgang Krüger auch die Ansicht, trotz der Verbreitung von Seitensprüngen diese keinesfalls als Kavaliersdelikt zu behandeln. »Seitensprünge seien immer ein ernster Indikator für gravierende Mängel in einer Beziehung. Und an diesen müsse man arbeiten – oder gegebenenfalls auch so konsequent sein und sich trennen, bevor es überhaupt zum Seitensprung kommt.«

Die landläufige Meinung, dass zu einem Seitensprung immer mindestens drei gehören, scheint sich zu bestätigen. So ist es sehr unwahrscheinlich, dass in eine glückliche, gut funktionierende Beziehung ein Dritter eindringen kann. Wer in einer zufriedenen Partnerschaft lebt, ist weitgehend immun gegen Verführungen von außen – und baut auch instinktiv Schutzmechanismen gegen erotische Verlockungen und Bedrohungen der Partnerschaft auf.

Der virtuelle Seitensprung

Keine unwesentliche Rolle scheint das Prinzip Zufall zu spielen, wenn doch aus einer an sich funktionierenden Beziehung ein Seitensprung entsteht. »Gelegenheit macht Liebe« könnte man sagen, und so spricht der Braunschweiger Psychologe Christoph Kröger auch vom »Gelegenheitskonzept«. Dieses wiederum ergibt sich aus den Errungenschaften unserer modernen Welt. Im Gegensatz zu früher sind wir deutlich mobiler, können innerhalb kurzer Zeit von A nach B gelangen, wir treffen mehr Menschen – real oder auch nur virtuell im Internet. Wir haben einfach viel mehr Möglichkeiten, anderes auszuprobieren und Verlockungen zu erliegen.

Tatsächlich ist die Zahl der Bekanntschaften, die sich beim Chat am heimischen PC ergeben und aus denen irgendwann ein realer Seitensprung erwächst, nicht zu vernachlässigen – und wächst. Immer mehr Psychologen und Paartherapeuten kümmern sich um Fälle von Internet-Untreue. Die Anonymität im World Wide Web, die schier unbegrenzten Möglichkeiten, die Sicherheit, zunächst einmal aus der Deckung heraus Neues wagen zu können, scheint der Bereitschaft für erotische Abenteuer neue Pforten zu öffnen. Dabei muss es auch nicht unbedingt immer bis zum finalen Beischlaf kommen. Denn Körperkontakt ist nicht zwingend erforderlich für einen Seitensprung – dies belegen auch erste Untersuchungsergebnisse einer Onlineumfrage von Sabrina Brüstle. Sie ist Psychologin an der Universität Zürich und widmet sich aktuell einer Untersuchung zum Thema Untreue im Internet.

Bloß nichts verpassen!

Neues ausprobieren, im eigenen – auch erotischen – Erlebenshorizont nicht stehen bleiben: Der Wunsch, etwas anderes zu erleben und der Drang nach neuen Erfahrungen spielt beim Thema Seitensprung eine große Rolle. Evolutionsbiologen erklären dieses Phänomen mit dem bekannten Muster des Artenerhalts.

Die Verbreitung der eigenen Gene erfolgt in der Natur sowohl in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht. Potenzielle Partner werden auf bestimmte körperliche Vorzüge geprüft, um möglichst gesunde Nachfahren zu zeugen – und gleichzeitig drängt es vor allem die Männchen nach einer möglichst großen Anzahl an Nachkommen. Nach dem Motto »Mit der Quantität wächst auch die Chance auf Qualität« funktioniert dies natürlich nur mit mehreren Weibchen. Ist ein »genetisches Projekt« abgeschlossen, wird das nächste in Angriff genommen.

Der Reiz des Neuen

Der Hamburger Evolutionspsychologe Dietrich Klusmann hat in einer Studie herausgefunden, dass bei 60 bis 80 Prozent der Männer sich das Interesse an Sex während einer Beziehung auch kaum verändert. Bei 60 Prozent Frauen hingegen nimmt die Lust im Laufe der Jahre ab – insbesondere dann, wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind und der Fortpflanzungsauftrag abgeschlossen ist. Bei vielen Frauen sinkt die Lust auf Sex auf bis zu 20 Prozent ab. Auch die hormonelle Situation der Frauen scheint eine Rolle zu spielen. So sind viele Frauen während ihres Eisprungs – also in der fruchtbaren Phase – deutlich aufgeschlossener gegenüber Flirts und haben eher die Neigung zum Fremdgehen als an den unfruchtbaren Tagen. In dieser Zeit verändert sich auch der Körpergeruch, der, unbewusst wahrgenommen, wiederum Männern entsprechende Signale gibt und diese anfälliger für die Reize der jeweiligen Frau macht.

Der Wunsch nach Neuem kann also durchaus ein Auslöser für den Blick über Nachbars Gartenzaun sein. Dies unterstützt die verbreitete gesellschaftliche Meinung, dass, wer Neues sucht, interessanter ist als derjenige, der immer dieselbe Suppe löffelt. Experimentierfreude, Wagemut, auch eine gewisse Form von Egoismus – »Der nimmt sich einfach, was er braucht« – sind per se nicht negativ belegt in einer Gesellschaft, in der jeder nach Individualität und Anderssein strebt. So sehr der moralische Zeigefinger auch gehoben wird gegenüber Fremdgängern – oft schwingt gleichzeitig auch eine Portion Anerkennung und vielleicht sogar Neid mit.

Nichts hält mehr?

Sieht man sich die evolutionsbiologischen Faktoren an, die einen Einfluss auf unser Paar- und Paarungs(!)-Verhalten haben sollen, fügt man dann noch die unendlichen Möglichkeiten und Verlockungen der modernen, globalisierten und vernetzten Welt hinzu – dann scheint es eigentlich ein Wunder zu sein, dass wir überhaupt noch an feste Partnerschaften glauben. Warum hält sich das Konzept der treuen Beziehung dennoch so hartnäckig? Was ist es, dass uns – wenn auch vielleicht mehrfach nacheinander – in monogame Beziehungen treibt?

Auch hierfür gibt es biologische, psychologische und soziale Gründe. Wir streben nicht nur auf den körperlichen Prozess der Fortpflanzung beschränkte Beziehungen an, sondern vor allem auch starke emotionale Bindungen. Denn gerade die Aufzucht von Menschenkindern ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Damit sie gelingt, ist es wichtig, dass sich für lange Zeit beide Elternteile um sie kümmern. Auf diese Weise steigt, evolutionsbiologisch nüchtern betrachtet, die Überlebenschance der Brut.

Alles nur hormongesteuert

Ein hirnorganisch entsprechendes biochemisches Szenario unterstützt diesen Sachverhalt. Die Hormone Oxytozin und Vasopressin scheinen für den emotionalen Haushalt und die Bindungswilligkeit eine besondere Rolle zu spielen. Befindet sich speziell der Botenstoff Vasopressin auf einem niedrigen Level, scheint dies Auswirkungen auf das Bindungsverhalten zu haben. Dies bestätigt die Studie des schwedischen Karolinska-Instituts. Männer mit veränderten Vasopressin-Rezeptoren waren seltener verheiratet oder machten häufiger Krisen in der Partnerschaft durch. Sicher gibt es kein alleiniges »Treuegen«, aber es gibt doch Hinweise darauf, dass Menschen mit geringer depressiver Veranlagung und einem insgesamt ausgewogenen Seelenhaushalt weniger anfällig für Seitensprünge sind. Und Persönlichkeit sowie die psychische Konstitution sind zumindest teilweise auch eine Frage der Gene.

Was uns trotzdem treu sein lässt

Einen hohen Einfluss auf die generelle Bindungswillig- und -fähigkeit haben jedoch auch äußere Faktoren. Gemeinsame Freunde, Hobbys, selbst gemeinsame Schulden fördern den Zusammenhalt. Wer zusammen etwas investiert, sich zum Beispiel ein Haus kauft, oder auch in engen sozialen Verbünden wie demselben Freundeskreis oder einer dörflichen Gemeinschaft zusammenlebt und einer starken sozialen Kontrolle ausgesetzt ist, bleibt in der Regel eher treu.

»Wahre Treue beginnt bei der Treue zu sich selbst«

Kinder hingegen scheinen dabei eine nicht ganz so große Rolle zu spielen. Einerseits schweißen sie zusammen, andererseits sind sie in vielen Beziehungen der häufigste Anlass für Auseinandersetzungen und Streit. Auch Religion ist eher zweitrangig. Wer glaubt, ist nicht automatisch auch treuer. Vielmehr scheinen erlernte Verhaltensmuster aus der Kindheit und Erfahrungen aus der Herkunftsfamilie das Bindungs- und Treueverhalten zu beeinflussen. Haben wir zum Beispiel selbst bei unseren Eltern eine stabile und verlässliche Ehe erlebt, steigt unser Zutrauen in das Gelingen der eigenen Beziehung. Auch die schon früh entwickelte Fähigkeit, andere Menschen in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, zuzuhören, auch einmal zugunsten eines anderen zurückzustecken, aber auch Auseinandersetzungen und Kritik aushalten zu können, sind wesentliche Faktoren, um die Herausforderungen einer Partnerschaft auf lange Sicht zu meistern und auch mit Krisen konstruktiv umzugehen.

Was ist es nun also letztendlich, das uns treu sein lässt? Und was führt uns doch immer wieder in Versuchung? Biologie und Genetik, Sozialisation und persönliche Erfahrungen, die individuelle Lebensweise, psychische Dispositionen und ein Quäntchen Zufall – vieles kommt zusammen. Und letztenendes liegt es an uns, unserer Vernunft und unserem eigenen Willen, das Beste daraus zu machen.

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