Warum manche Paare die Lust am gemeinsamen Sex verlieren

Hünsche Frau gelangweilt von ihrem Sexleben mit Ihrem Partner

Lust auf Sex – aber nicht mit Ihrem Partner? Die Sache mit der mangelnden Begierde in Beziehungen

Läuft alles rund bei Ihnen – nur in Sachen Sex herrscht Flaute? Willkommen im Club: 33 Prozent der Frauen und etwa 15 Prozent der Männer klagen über ständigen Lustmangel. Schicksal oder lösbares Problem? Schauen wir doch mal.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

Info kompakt

    41 Prozent der Männer würden gern häufiger mit ihrer Partnerin schlafen, jede dritte Frau sehnt sich nach mehr Action mit ihrem Liebsten 1

  • Nach ein paar Jahren ist Schluss: Zwischen dem 6. und 9. Beziehungsjahr erreicht laut Gerti Senger die erotische Anziehungskraft einer festen Partnerin für den Mann einen Tiefpunkt. Frauen verlieren das Interesse am Partner später: Ab dem 10. Beziehungsjahr geht es bei ihnen mit dem Verlangen stetig bergab.
  • Betrifft viele: 33 Prozent der Frauen und etwa 15 Prozent der Männer klagen über ständigen Lustmangel.
  • Geht gar nicht: 71 Prozent der Deutschen können sich einer GfK-Umfrage zufolge eine Beziehung ohne Sex nicht vorstellen.
  • Einer will mehr: Bei rund 65 Prozent der Paare zwischen 20 und 69 Jahren ist mindestens einer der Partner mit seinem Sexualleben unzufrieden, fand Theratalk heraus.
  • Wird kritisch: 65 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen empfinden es als Problem, dass einer der beiden Partner keine oder weniger Lust auf Sex hat als der andere.
  • 1 Umfrage des Marktforschungsinstituts mafo.de im Auftrag der Seitensprung-Fibel.de KW02, 2015

Er will – sie aber nicht. Oder umgekehrt

Buchcover: Schattenliebe Das scheint also ein Klassiker unter den Beziehungsproblemen zu sein. Oft ist es weniger generelle Lustlosigkeit – vielmehr ebbt das Begehren für den eigenen Partner ab. Fakt sei, schreibt Gerti Senger in Schattenliebe, dass die sexuelle Triebkraft nur im ersten Jahr einer Beziehung konstant hoch bliebe. Danach gehe es mit der Libido bei Männern und Frauen kontinuierlich bergab.

Und das nicht mal im gleichen Tempo: Senger schreibt, zwischen dem 6. und 9. Beziehungsjahr erreiche die erotische Anziehungskraft einer festen Partnerin für den Mann einen Tiefpunkt. Frauen würden das sexuelle Interesse am Partner später, nämlich ab dem 10. Beziehungsjahr, verlieren. Entsprechend verläuft oft die partnerschaftliche Sexbiografie: Anfangs wird viel geliebt, später zunehmend weniger. Senger sieht darin einen wesentlichen Grund für Untreue, denn wenn die sexuelle Leidenschaft in einer Partnerschaft schwindet, werden andere Personen reizvoller.

Meins oder Deins?! Das Problem mit der mangelnden Libido

Moment... das mit dem Problem haben Sie jetzt doch sicherlich gedacht, oder? Dazu muss noch einmal gesagt werden, dass die Unlust erst dann ein Problem darstellt, wenn beide oder einer darunter leidet, also ungestillte Sex-Bedürfnisse mit sich herumschleppt. Den Zahlen nach zu schließen, sind Frauen öfter von Unlust betroffen und empfinden es als nicht so großes Problem, wenn im Beziehungsbett nicht mehr so viel läuft.»Sex brauch ich nicht« ist eher weibliches Bekenntnis als männliche Ansage. Aber Frauen sind grundsätzlich gar nicht weniger triebgesteuert als Männer. Sie funktionieren nur anders, haben zu anderen Zeiten Lust und reagieren differenzierter auf erotische Reize. Genau das kann ein Grund für mangelndes weibliches Begehren in Langzeitbeziehungen sein: Es ist nicht verschwunden, nur vom Partner kann es nicht mehr so leicht entfacht werden.

Buchcover: Die versteckte Lust der Frauen: Ein Forschungsbericht von Daniel Bergner Frauen empfinden Lust anders, erklärt Daniel Bergner in Die versteckte Lust von Frauen. Sie seien sehr wohl sehr scharf, unterliegen nur größeren Zwängen als Männer. Weibliche Lust spiele sich eher im Verborgenen ab, körperlich, aber auch psychisch: Frauen geben ihre Sexbegierden oft nicht zu, weil sie zur erotischen Zurückhaltung erzogen wurden. Belege dafür fanden Forscher mit Hilfe eines Plethysmographen, einem Apparat, der direkt in der Vagina die Durchblutung misst, während Frauen pornografische Bilder betrachten. Das Ergebnis: Die weibliche Libido ist eine unersättliche Allesfresserin. Auch wenn Frauen angaben, die Pornobilder würden sie nicht besonders anmachen, reagierte ihre Vagina auf sämtliche Sexdarstellungen mit verstärkter Durchblutung.

Womit die These widerlegt wäre, dass Frauen immer Liebe brauchen, um Lust zu haben. Zudem zeigten Untersuchungen, dass Frauen auf unbekannte Männer begehrlich reagierten, auch wenn sie zuvor angaben, eigentlich gar keine sexuellen Gelüste mehr zu haben. Letzteres war aber auf den Langzeitpartner bezogen, der bei den Frauen nicht mehr rauschhafte Leidenschaftsgefühle auslöste – ein wildfremder Mann allerdings schon. Grundsätzlich, schreibt Bergner, sei die weibliche Lust der männlichen ähnlich. Frauen sind ebenso lüstern, impulsiv und triebgesteuert wie Männer – sie gehen nur anders damit um und sind zyklusbedingten Libidoschwankungen unterworfen.

Ohnehin ist die Libido bei jedem Menschen anders ausgeprägt und nicht nur abhängig von den Umständen, sondern auch von der Alterung. Stress, Minderwertigkeitskomplexe, körperliche Beschwerden, Kindergeschrei, Routine, ja, sogar Verhütungsprobleme können die Begierde effektiv killen. Oft fehlen dann auch sexuelle Fantasien und das Verlangen nach körperlicher Liebe ist nicht da. Denn dieses braucht Raum – und der wird in Langzeitbeziehungen manchmal eng.

Wenn Sie Ihr Partner nicht mehr antörnt

Machen wir's mal ganz banal: Wenn Sie jeden Tag Ihr Lieblingsgericht serviert bekommen, wird es bald langweilig. Denn Ihre Geschmacksnerven gewöhnen sich an die Reize, was einst so lecker war, kommt Ihnen nun fad vor. Leider verhält es sich beim Sex ähnlich: Immer mit ein und demselben kann uns abstumpfen lassen, dann wird Sex zum Alltagsgericht – Sie essen halt, aber ohne rechten Appetit. Das untermauern auch neurowissenschaftliche Untersuchungen. Demnach gewöhnt sich unser Gehirn auf Dauer an Reize, auf die wir dann nicht mehr so lustvoll reagieren können.

Buchcover: Schmutzige Gedanken der Autorin Kayt Sukel Forscher, schreibt Kayt Sukel in Schmutzige Gedanken, haben herausgefunden, dass Lust eine Art reflexartiger Prozess ist, der uns immer wieder zum Sex antreibt. Beim Sex schütten wir jede Menge Dopamin aus, ein Botenstoff, der auch als »Glückshormon« bezeichnet wird. Die Dopaminausschüttung aktiviert das Belohnungssystem und verschafft uns so wohlige Gefühle. Aber – und das ist die Krux an der Sache – je öfter wir mit der gleichen Person Sex haben, desto mäßiger reagiert unser Körper. Denn er hat sich an diese Reiz-Reaktions-Nummer gewöhnt. Und wir brauchen unbekannte, stärkere Impulse, um die Lust anzukurbeln.

Nach etwa 6 Beziehungsmonaten beobachteten Neurowissenschaftler auch eine reduzierte Aktivierung entsprechender Hirnareale bei Liebenden – unser neuronales Belohnungssystem springt auf bekannte Impulse nicht mehr so effektiv an.

Eigentlich müsste ich doch...der moderne Lustzwang

»Sex muss in der Beziehung sein: Bringen wir's hinter uns.« Mit dieser Einstellung kommen Sie erotikmäßig kaum weiter, wenn sich die partnerschaftliche Begierde abgenutzt hat. Wer versucht, sich zur Lust zu zwingen, muss eigentlich scheitern. Arnold Retzer etwa sagt, wir meinen heute, wir müssten Sex haben. In Lob der Vernunftehe schreibt der Paartherapeut, das Recht auf Sexualität und erotische Selbstverwirklichung sei zu einer Pflicht geworden. Die Folge: Wir setzen uns total unter Druck. Dass man sich zur Lust nicht zwingen kann, ist vielen nicht bewusst.

Darum stehen sie dem Druck machtlos gegenüber – laut Retzer zeugen davon auch moderne sexuelle Beschwerden. Waren es früher Orgasmusstörungen oder vorzeitiger Samenerguss, seien es heute Erektionsschwierigkeiten und Lustlosigkeit, unter denen etliche Menschen leiden. Und gerade Letzteres nehmen sich viele sehr zu Herzen.

Fazit: Sexerfüllung und Geborgenheit – passt nicht zusammen?

Dabei ist vielen Paaren nach einiger Zeit anderes wichtig. Lieber kuscheln als Sex haben - 41 Prozent aller Befragten bejahen diese Aussage in der GfK-Umfrage. Geborgenheit steht im Vordergrund, Sexerfüllung wird nebensächlicher.

Potrait von Michael Mary Psychologe und Autor Michael Mary

Der Psychologe Michael Mary meint sogar, dass sich Beziehungen vor Leidenschaft regelrecht schützen, um auf Dauer bestehen zu können. Zwar träumen viele von ewiger Sexerfüllung, aber das sei unrealistisch, sagt Mary. Paare sollten lieber lernen, mit dem Widerspruch zwischen vertrauter Langzeitbeziehung und Leidenschaft zu leben, anstatt sich als Versager zu fühlen. Durch Beziehungsarbeit auflösen lasse sich der Widerspruch nicht, schreibt Mary in Mythos Liebe. Was also tun? Gesittet resignieren und Hobbys pflegen? Wie Brüderchen und Schwesterchen einträchtlichzusammenleben? Oder die Lust per Fremdgehen auslagern?

3 Wege, mit denen Sie partnerschaftliche Sexlosigkeit überwinden

Weg 1: Reden für mehr Sex
Die Theratalk-Studie zeigte es eindrücklich: Würden wir mehr reden über unsere erotischen Bedürfnisse, bliebe uns viel Sexfrust erspart. Sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber, was Sie sich im Bett wünschen, von was Sie träumen und was Ihnen körperlich fehlt. Manchmal erübrigt sich das Problem, wenn es endlich auf dem Tisch liegt. Vielleicht geht es Ihrem Partner ja auch nicht sooo viel anders...

Weg 2: Daten Sie Ihren Partner
Machen wir uns doch mal nichts vor: Im Alltag ist Sex auch eine Frage der Zeit. Und davon haben wir in der Regel zu wenig. Wenn was über ist, gehen wir noch mal schnell joggen, rufen die Freundin an, schreiben eine Einkaufsliste oder schrauben am Auto rum. Zwacken Sie von dieser Zeit doch regelmäßig was für ein Date mit Ihrem Partner ab. Im Hotel, im Auto, im Kino, im Wald – Hauptsache raus aus dem Alltagstrott. Das kann der zündende Funke für ein erotisches Wiedererwachen sein.

Weg 3: Gönnen Sie sich Sexfreiheiten
Manch eine/r greift zu etwas unorthodoxen Methoden, um das Lustproblem zu lösen, ohne sich gleich zu trennen. Sunnyi etwa, Hauptfigur in Regine Rejsers Buch »Lust auf fremde Haut«, ist seit 13 Jahren glücklich verheiratet, hat eine erfüllte Partnerschaft – aber keinen Sex mehr. Ihr Mann hat das Interesse an ihr als Frau verloren, Sunnyi aber nicht das an Sex. Damit findet sie sich nicht ab, sie will mehr: Darum sucht und findet sie online Sexkontakte. Das macht ihr Spaß, sie blüht erotisch auf – davon profitiert letztlich auch ihr Göttergatte, der nämlich entsprechend seinen Bedürfnissen weiterhin sexarm leben kann. Mit einer zufriedenden Frau an seiner Seite.

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