Gefährlich: Liebe als Backstage-Pass zur Macht
wenn aus liebe macht wird

Partnerschaft: Wenn aus Liebe Macht wird

Wenn du mich liebst, dann... Viele Sätze fangen so an. Wenn du mich liebst, cancelst du die Motorradtour mit deinen Kumpels, tapezierst das Wohnzimmer, redest nie wieder mit deiner Ex, gibst mir das Passwort für deinen Mailaccount, gehst mit zur Schwangerschaftsgymnastik...

Auch wenn kreative Komödianten von Loriot bis Dieter Nuhr in ihren Programmen derlei Situationen gekonnt durchdeklinieren, gibt’s für in jeder Partnerschaft einen ernsten Hintergrund: fiese Machtspielchen unter dem Deckmantel der Liebe. Männer und Frauen sind sich durchaus ebenbürtig darin. Der Unterschied: Frauen tun es emotional und dramatisch, Männer eher rational und aus dem Hintergrund heraus.

Wie funktioniert emotionale Macht?

Wer die Pubertät erfolgreich überstanden hat und sich mit seinem Empfinden auseinandersetzt, stellt irgendwann fest: Gefühle sind steuerbar. In fast jede Richtung. Sogar mit relativ geringem Aufwand.

Diese Tatsache macht sich z.B. die Filmindustrie zunutze und schickt uns durch 90min-Wechselbäder der Gefühle, an deren Ende wir uns entweder wie durch den Wolf gedreht oder euphorisch fühlen, romantisch, aufgewühlt, amüsiert, verwirrt, gerührt, ganz nach gewünschter Wirkung. Musik, Worte und Bilder haben Macht über uns, sie manipulieren unser Empfinden. Und wir lieben es. Deshalb schauen wir uns Filme an.

Könnte es sein, dass diese Mechanik auch innerhalb einer Beziehung stattfindet? Dass wir unseren Gefühlen manchmal nicht trauen können, weil wir nicht wissen, ob wir tatsächlich so empfinden oder vom Gegenüber nur getriggert und manipuliert werden?

Machtspiele spielt nur, wer sich unterlegen fühlt

Geradezu klassisch sind z.B. Frauen, die ihre Partnerschaft als »Projekt« betrachten. Nicht etwa im offenen Gespräch, sondern still und leise, als kleine Umerziehungsmaßnahmen über emotionale »wunde Punkte«.

Zuerst wird der Freundeskreis ausgedünnt. Das funktioniert über doppeldeutige Bemerkungen, Anspielungen, Misstrauen säen, »Schatz ich weiß doch, wer gut für dich ist und wer nicht«... Steter Tropfen höhlt den Stein. Und zur Belohnung gibt’s Sex. Als nächstes werden Hobbies, berufliche und Freizeit-Aktivitäten, liebenswerte Macken, Kleidung und andere Äußerlichkeiten »optimiert«. Mit der selben Methode.

Natürlich ist kaum ein Mann dumm genug, das auf Dauer nicht zu durchschauen. Aber da Konfliktscheu ebenso typisch männlich ist wie Manipulationslust typisch weiblich, sagt er nichts. Sondern handelt im Verborgen, spielt sein eigenes Machtspiel und hat plötzlich einen mehrwöchigen Auslandseinsatz in Südamerika, ein Zweithandy, einen neuen Mailaccount und eine Außenbeziehung.

Eine Ehefrau sagte tatsächlich einmal zu ihrem fremdgehenden Mann: »Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um.« Selbstredend war die Dame alles andere als suizidgefährdet. Doch die finstere Drohung sorgte dafür, dass dem Mann jede Lust an seiner Geliebten verging.

Wie gesagt: Männer und Frauen sind sich ebenbürtig. Diese weiblichen Machtspielchen finden auch umgekehrt statt. Es gibt Männer, die ihre Frauen umerziehen wollen. Und es gibt Frauen, die darauf angefressen reagieren, inklusive Auslandseinsatz, Selbstmorddrohungen und Schattenmann. Wenn auch nicht so häufig. Paradoxerweise glauben Frauen, die ihr Gegenüber derart manipulieren, dass sie dadurch die Partnerschaft stabilisieren würden. Machtlogik: Je mehr individuelle Eigenheiten weggebügelt werden, umso breiter wird der gemeinsame Nenner für die Beziehung. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall!

Das effizienteste Machtinstrument: Schweigen

Trotz Paartherapie, Selbstfindungsworkshops und Emanzipation stehen Frauen und Männer in der Entwicklung beziehungsinterner Autonomie erst am Anfang. Kein Wunder: Noch vor 35 Jahren benötigte eine Ehefrau die Erlaubnis ihres Gatten, um einem Beruf nachgehen zu dürfen! Über ihr Einkommen durfte sie nicht verfügen, sondern musste es beim Ehemann abliefern. Der Mann wiederum hatte die Pflicht, seine Familie zu ernähren und dafür notfalls bis zum Umfallen zu schuften.

Ähnlich betonfeste Regeln galten für die emotionale Selbstverwirklichung. Über so etwas sprach man nicht. Über sexuelle Bedürfnisse, Seelenbefindlichkeit oder Träume auch nicht. Man erfüllte gesellschaftlich und gesetzlich vordefinierte Rollen. Glücklichsein war in dieser Gleichung kein Faktor. Sinnsuche, Selbstverwirklichung, Lebensziele? Bloß nicht. Wer das thematisierte, galt als aufsässig und störte den »Familienfrieden«.

Viele von uns tragen diese Verhaltensmuster heute noch erziehungsbedingt in sich. In Krisen- und Konfliktsituationen werden sie aktiv, und zwei intelligente, moderne liebende Partner verwandeln sich in Karikaturen, die Klischeekämpfe vergangener Generationen austragen. Schweigend. So ist es möglich, dass sich Manipulationsversuche, die sogar Sexentzug, Freunde vergraulen und berufliche Konsequenzen beinhalten, erfolgreich verlaufen. Ein einziges offenes Gespräch in der Partnerschaft würde das Machtgefälle auflösen!

Dieser Artikel hat 2 Seiten. Lesen Sie auch . . .

Seite 1: Partnerschaft: Wenn aus Liebe Macht wird
Seite 2: Die Liebe und das liebe Geld

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GMLSUWD || 17.02.2010 13:24:10

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