Wenn die neue Beziehung »nur« Trostpflaster ist

An seiner alten Beziehung hängen

Übergangsbeziehung – wenn eine neue Liebe den alten Kummer heilen soll

Liebeskummer tut höllisch weh. Trauer, Enttäuschung und Wut – die Liste der schmerzhaften Gefühle ist ellenlang. Manche Menschen reden sich ihren Kummer über die zerbrochene Liebe bei Freunden vom Herzen. Andere lindern den Schmerz, indem sie sich in eine neue Beziehung stürzen. Kann das gut gehen?

65 Prozent der Singles sind bereit, länger auf die große Liebe zu warten bzw. nach ihr zu suchen.

Repräsentative Umfrage der Online-Partneragentur ElitePartner.de unter 6.710 Singles

In diesem Artikel erfahren Sie ...

Warum wir nach einer Trennung leiden und eine Übergangsbeziehung tröstet

Der Partner ist weg, der Schmerz ist da: Eine Welt bricht zusammen, unsere Gefühle geraten außer Kontrolle, wir fühlen uns minderwertig, allein und verloren. Den Herzschmerz empfinden wir auch körperlich. Akuter Liebeskummer ist sogar eine anerkannte Krankheit. Deren offizielle Bezeichnung lautet »Morbus amoritalis«. Gerade in den ersten Wochen nach der Trennung kann es dabei zu körperlichen Beschwerden kommen. Appetitlosigkeit, Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten sind noch die harmloseren Symptome. Im schlimmsten Fall droht sogar das Broken-Heart-Syndrom: Dann sind klassische Herzinfarktsymptome wie starke Brust- und Herzschmerzen oder Atemnot möglich. Kein Wunder also, dass jeder, der unter Liebeskummer leidet, diesen Zustand so schnell wie möglich beenden will. Ein Allheilmittel für ein gebrochenes Herz gibt es nicht. Aber Strategien, die den Schmerz mildern können – wie beispielsweise eine Übergangsbeziehung.

Die ist zwar verpönt – wer sofort einen neuen Partner hat, dem wird gerne vorgeworfen, mit der alten Beziehung nicht richtig abgeschlossen zu haben.

Aber womöglich ist dieser schnelle Wechsel gar nicht mal so schlecht. Zumindest für den frisch Getrennten, wie eine amerikanische Studie zeigt. Sozialpsychologen untersuchten darin, ob und wie schnell sich Menschen nach einem Beziehungsende an einen neuen Partner banden. Und sie dokumentierten auch, wie es ihnen dabei ging. Das Ergebnis ist erstaunlich – und macht nachdenklich: Denn die Untersuchungsteilnehmer waren mit und durch ihre neuen Beziehungen glücklicher und selbstbewusster als diejenigen, die erst einmal alleine blieben.

Die Forscher führen das darauf zurück, dass es für den gerade Getrennten einige Vorteile bringt, sich gleich einen neuen Lover zu suchen: Mit einer neuen Liebe ist es leichter, die alte zu vergessen. Erinnerungen verblassen angesichts neuer Erlebnisse, das Selbstwertgefühl wird wieder aufgebaut, die negativen Emotionen übertüncht. Das wirkt sich insgesamt positiv auf das Wohlbefinden aus.

Flucht vor Liebeskummer

Eine Übergangsbeziehung kann also nicht die schlechteste Wahl sein, ein Übergangspartner sich als Retter in der Not erweisen. Leider hat er selbst bisweilen die undankbarste Rolle in diesem Trauerspiel inne. Und unter Umständen die schlechtesten Karten für dauerhaftes Liebesglück. Denn häufig sind nicht leidenschaftliche Gefühle und erotische Anziehungskraft die Motive dafür, dass sich jemand gleich nach einer gescheiterten Beziehung verliebt. Oft steckt pure Verzweiflung dahinter: Die Angst vor dem Alleinsein, Trauer und Wut treiben manche Menschen sofort in die Arme des nächsten Partners. Männer etwa sollen häufiger zu diesem naheliegenden Trostpflaster greifen. Sie können weniger gut alleine sein und ihrem Kummer nicht so lautstark Ausdruck verleihen, wie viele Frauen es können. Liebskummer macht übrigens auch egoistisch: Wer sein Leid verdrängt, muss dafür bisweilen so viel Energie verwenden, dass er keine mehr für die Gefühle anderer aufbringen kann – und rücksichtslos nur nach sich selbst schaut.

8 Zeichen, an denen Sie erkennen, dass Sie »nur« der Übergangspartner sind

1) Ihr Partner hat sich gerade getrennt

Erst ein paar Tage oder Wochen ist es her, dass Schluss war – schon sind Sie am Start. Ist halt so passiert, scheint auch gut so. Die Wunden, die die gescheiterte Beziehung geschlagen hat, sind aber noch verdammt frisch. Die Fäden, an der die Ex-Partnerschaft hängt, noch ziemlich stabil. Ihr Partner hat noch seine Klamotten beim Ex, der ist noch im Besitz des Wohnungsschlüssels. Und im Bad steht noch sein Deo rum. Da ist vielleicht doch noch alles auf Anfang. Denn Psychologen sagen, das Liebeskummer in vier Phasen verläuft: Die erste Phase beginnt mit der eigentlichen Trennung, die die Betroffenen erstmal nicht wahrhaben wollen. In der zweiten Phase kommt die Wut und mit ihr oft Rachegedanken. Dann folgt mit der dritten Phase die Selbstreflexion, in der die Beziehung und die eigene Rolle darin stärker infrage gestellt wird. Erst dann ist die vierte Phase, die der Neuorientierung und des Neuanfangs, dran.

2) Ihre Liebschaft fing an, als Ihr Partner noch in seiner Beziehung war

Sie sind nicht der Grund, aber ein willkommener Anlass für die Trennung gewesen. Denn die letzte Beziehung Ihres jetzigen Partners hat sich ewig hingezogen, obwohl die Gefühle längst erloschen waren. Den letzten Schritt hat Ihr Partner nur durch Ihre Unterstützung gewagt – der Sprung in eine Beziehung mit Ihnen war die Absprungchance für Ihren Partner. Nur mit diesem warmen Wechsel, also dem nahtlosen Übergang zu Ihnen, konnte er sich aus seiner unglücklichen Beziehung befreien. Eventuell sind Sie also so etwas wie Mittel zum Zweck.

3) Ihr Partner redet dauert über den oder die Ex

Erst Wüten und Fluchen, dann Weinen und Trauern: Sie machen die ganze Geschichte von A bis Z mit durch. Bekräftigen Ihren Partner, wenn er abzieht über den oder die Ex. Sie reichen Taschentücher und trösten, wenn das Jammern beginnt. Ihr Partner nimmt alles dankbar mit, auch Ihre klugen Analysen der gescheiterten Beziehung – bei der Sie ebenso wie Ihr Partner den Schuldigen im anderen ausmachen. Die Gespräche über den Verflossenen ebben nie ab, es ist das Hauptthema in Ihrer Beziehung. Und hinter all dem Gerede hören Sie die Wut eines tief Gekränkten heraus, der noch nicht fertig ist mit dem Ex. Leider ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Ex-Beziehung noch nicht passé ist, wie Bonner Psychologen herausfanden. Je positiver sich jemand über den Ex-Partner äußert, desto mehr hat er demzufolge mit der zerbrochenen Beziehung abgeschlossen. Je negativer er sich über den Ex äußert, desto mehr hängt er noch an ihm – und kann sich deswegen nicht souverän verhalten.

4) Ihr Partner hatte nach seiner Trennung schon einige Affären

Sie sind nicht der oder die Erste, die nach der Trennung ins Spiel kam – Ihr Partner hatte schon die ein oder andere Kurzbeziehung seitdem. Es war nie richtig ernst, es hielt nie wirklich länger und Sie haben sich mit der letzten Liason sozusagen die Klinke in die Hand gegeben. Und was Sie über Ihre Vorgänger wissen, macht stutzig: Es waren Strohhalme, an denen sich Ihr Partner aus dem Liebeskummersumpf herauszuziehen versuchte – offensichtlich vergeblich.

5) Ihr Partner sagt, dass er noch nicht bereit ist für eine richtige Beziehung

Gleich zum nächsten überzulaufen, ist nicht so seine Art – Sie wissen es zu schätzen, dass Ihr Partner Ihnen sofort reinen Wein einschenkt. Schließlich ist er gerade sehr verletzt worden, das muss er erstmal verknusen. Darum will er es mit Ihnen ganz, ganz langsam angehen. Will heißen: Er bestimmt, wann Sie sich sehen, ob Sie die Nacht miteinander verbringen oder ausgehen. Sein Kummer übermannt ihn bisweilen, dann fordert er von Ihnen Verständnis dafür, dass er sich dann radikal zurückzieht. So richtig bereit ist er noch nicht für eine neue feste Beziehung.

6) Sie waren zur rechten Zeit am rechten Ort

Sie kennen sich schon länger, Sympathie war schon immer da, manchmal auch mehr. Gleich nach der Trennung waren Sie der Mann beziehungsweise die Frau der Stunde: Sie haben sich um drei Uhr morgens aufs Fahrrad geschwungen, um erste Kummerhilfe zu leisten. Sie haben dem frisch Verlassenen Mut zugesprochen, sein Ego aufgebaut und sich die Schimpftiraden über den Ex angehört, bis zum Exzess. Als Schulter, an der sich der Herzschmerzleidende ausweinen konnte, waren Sie brilliant, Streicheleinheiten inklusive. So ist aus dem Trösten mehr geworden und Sie standen in der dunklen Stunde des größten Kummers parat. Alles Weitere kam dann wie von selbst.

7) Ihr Partner steht nicht offen zu Ihnen

Die Freunde müssen es ja erstmal nicht erfahren. Und seine Familie ist auch so eine Sache, Ihr Partner weiß, wie die tickt: Eltern und Geschwister wären geschockt, wenn er ihnen gleich eine neue Partnerin an seiner Seite präsentieren würde. Also mal ganz sachte die Geschichte angehen lassen, das ist der Tenor Ihres Partners. Man muss doch nichts übereilen, zunächst sollte Gras über die Ex-Beziehung wachsen, dann kann die neue bekannt gegeben werden. Wie lange dieser Zustand andauert, entscheidet Ihr Partner. Und bittet Sie, bis dahin Rücksicht auf seine Situation zu nehmen und die Füße still zu halten. Den Mund sowieso.

8) On-Off – Ihr Partner zweifelt immer wieder

Heute heiß, Morgen deutlich kühler – Ihr Partner schwankt zwischen den Extremen. Seine Gefühlslagen bespricht er mit Ihnen nicht einmal ansatzweise. Sondern er setzt Sie vor vollendete Tatsachen: Mal beendet er Ihre Beziehung abrupt, ein paar Tage später schickt er eine Vermiss-Dich-SMS. Und Sie stehen Gewehr bei Fuß. Beinah zumindest, irgendwann machen Sie mal eine Ansage, fordern Ihren Partner zu einer Entscheidung auf. Dann macht er kurzerhand Schluss. Und steht am übernächsten Tag wieder bei Ihnen auf der Matte. Ohne Gewähr, natürlich.

Welche Chancen eine Übergangsbeziehung hat

Oft ist man danach schlauer als davor: Ob Sie als Übergangsfrau oder Übergangsmann herhalten müssen, wissen Sie vielleicht erst im Nachhinein. Gefühle sind schwer einschätzbar, sie können sich wandeln, und aus einem Übergangsgefühl kann durchaus mehr werden.

3 x Pro Übergangsbeziehung

  • Warum eigentlich nicht? Ist doch egal, wie eine Beziehung anfängt. Hauptsache, sie geht weiter. Wenn Sie sich über die möglichen Probleme bewusst sind, spricht nichts dagegen, dass Sie diese Beziehung wagen.
  • Wer Liebeskummer hat, hat extrem starke Gefühle. Die Person, die da zur Seite steht, könnte mitunter davon profitieren: Dankbarkeit für Ihren Beistand in schweren Zeiten kann sich durchaus in tiefere Gefühle verwandeln. Und das ist nichts Ehrenrühriges.
  • Vor einer Trennung ist oft jede Menge schmutzige Wäsche gewaschen worden – manch einer ist erleichtert, wenn das endlich ein Ende hat. Die Beziehung ist vielleicht schon ewig kaputt, die Trennung längst überfällig gewesen. Sie grätschen also nicht in eine Schmerzphase hinein, sondern kommen genau zum passenden Zeitpunkt.

3 x Contra Übergangsbeziehung

  • Es tut gleich nicht mehr so schlimm weh, wenn man dem Ex zeigen kann, dass es schon einen neuen Partner gibt. Das Risiko, dass Sie als Rachewerkzeug eingesetzt werden, ist nicht unbeträchtlich.
  • Jede Beziehung hat so ihre eingefahrenen Rituale und Gewohnheiten. Die Gefahr besteht, dass Sie einfach in diese ausgefahrenen Gleise rutschen – und als Ersatz für das Verlorene herhalten.
  • Wer weiß, warum das mit der letzten Beziehung nicht geklappt hat? Ihr Partner kann Ihnen das Blaue vom Himmel darüber erzählen. Vielleicht ist er ein Schwerenöter? Zieht bei der kleinsten Unstimmigkeit den Schwanz ein? Ist nach kurzer Zeit endgelangweilt? Könnte sein, hinter dem Verhalten steckt eine Einstellung. Und die könnte dieser frisch erblühten Beziehung zum Verhängnis werden.

Fazit: So verhindern Sie, dass Sie Lückenbüßer werden – 6 Tipps

Eigentlich ist ja nichts dabei, sich einen neuen Partner zu suchen, wenn einen der Liebesschmerz plagt. Moralisch verwerflich ist es schon gar nicht. Aber riskant für den Übergangspartner. Denn der hat eine recht undankbare Rolle und bisweilen die rosarote Brille auf. Schwierig ist es auch, zu erkennen, ob die Gefühle des anderen aufrichtig sind oder er einen nur als Lückenbüßer benutzt. Teilzeit-Lover zu werden, ist nicht schwer. Aus der Nummer wieder herauszukommen, kann dagegen sehr schwer sein.

Diese 6 Tipps können Ihnen dabei helfen zu verhindern, dass Sie als Lückenbüßer in einer Übergangsbeziehung herhalten müssen:

  • Bleiben Sie realistisch!
  • Eine Trennung muss verarbeitet werden. Das braucht seine Zeit. Behalten Sie das im Hinterkopf, auch wenn Ihr Partner Ihnen sagt, dass die Vergangenheit für ihn komplett passé ist. Nur als Anhaltspunkt: Experten meinen, für jedes Beziehungsjahr braucht man einen Monat, um darüber hinwegzukommen.

  • Nutzen Sie Ihr Wissen!
  • Wie lange war Ihr Partner mit seiner Ex zusammen? Wie ging die Beziehung in die Brüche? Und warum? Gab es andere Beziehungen, die im gleichen Stil beendet wurden? Werfen Sie einen kritischen Blick auf die Beziehungsbiografie Ihres Partners. Das kann extrem aufschlussreich sein – denn bestimmte Verhaltensweisen sind Indiz für Muster, die Ihr Partner nicht so schnell ablegen wird.

  • Rechnen Sie mit Rückfällen!
  • Wenn der Ex dann plötzlich selbst eine neue Partnerschaft hat, Gerüchte über die gescheiterte Beziehung die Runde machen oder ein Erinnerungsflashback kommt – wiegen Sie sich besser nicht in Sicherheit, kalkulieren Sie Gefühlsrückfälle ein.

  • Ziehen Sie klare Grenzen!
  • Schön, dass Sie emphatisch sind und die Gefühle Ihres Partners nachvollziehen können, dass Sie mitleiden. Toll auch, dass Sie sich hergeben für ausgiebige Gespräche, in denen die gescheiterte Beziehung Ihres Partners auseinandergenommen wird. Aber gehen Sie hier nicht zu weit, ziehen Sie klare Grenzen. Sie haben es nicht nötig, alles über sich ergehen zu lassen – verweigern Sie auch mal Ihr Gehör, nicht nur dann, wenn es Ihnen zu viel wird.

  • Lassen Sie sich nicht vertrösten!
  • Beliebt ist auch die Hinhaltestrategie: Ihre Geduld ist gefragt, wenn Ihr Partner noch nicht so richtig ganz bereit ist, die neue Beziehung mit Ihnen zu leben. Vielleicht nächste Woche? Oder nach dem Urlaub? Oder erst, wenn Weihnachten rum ist? Lassen Sie sich bloß nicht hinhalten, gehen Sie nicht zu weit mit Ihrem liebevollen Verständnis. Setzen Sie ein Ultimatum nach Ihrem Geschmack, wenn es sein muss. Und werden Sie skeptisch, wenn es zu Treffen mit dem Ex kommt, bei denen noch »Wichtiges« geklärt werden muss.

  • Hören Sie auf Ihre Freunde!
  • Das auch noch: Die Menschen, die Ihnen lieb und teuer sind, werden sicherlich ihren Senf zu Ihrer Beziehung mit dem gerade frisch Getrennten abgeben. Nicht alles sollten Sie sich zu Herzen nehmen. Aber denken Sie daran: Bisweilen sehen die engsten Freunde die Situation klarer als Sie. Wenn um Sie herum also die Stimmen lauter werden, die Ihrem Partner unlautere Liebesmotive wie Lückenfüllerei unterstellen, dann hören Sie doch mal genauer hin.

Unser Buchtipp

»Jeder hat die Beziehung, die er verdient« – Hermann Meyer

Fragen Sie sich, wieso Sie immer wieder in einer Übergangsbeziehung landen? Wenn Sie glauben, das sei Schicksal, liegen Sie falsch. Es hat gute Gründe, wenn Sie an einen bestimmten Partner geraten, meint Psychologe und Schicksalsforscher Hermann Meyer. In seinem Buch erklärt er, warum wir von einem bestimmten, zum Beispiel schwierigen, rücksichtslosen oder bereits gebundenen Partner angezogen werden. Wir wählen einen Partner nicht bewusst, unser Unterbewusstsein mitsamt allen verdrängten, unbewältigten und offenen Bedürfnisse lenkt uns, ohne dass wir es merken. Darum sei auch kein Partner wirklich falsch, behauptet Meyer. Denn jeder Partner zeige durch das, was er auslebt oder unterdrückt, was einem selbst fehle – und sei damit der »Richtige« für die Bewältigung unserer eigenen Konflikte.

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