Dann mach ich Schluss – Lesen Sie hier, was es zu bedeuten hat, wenn ein Partner mit Trennung droht und wie Sie richtig reagieren können.

Tun Sie es nie, wenn Sie es nicht wirklich meinen: Die Trennungsdrohung

»Dann trenne ich mich halt« – bei Krisen fällt dieser Satz in vielen Beziehungen. Er taugt aber wenig dafür, Konflikte und Streitigkeiten zu entschärfen. Im Gegenteil: Die Androhung, Schluss zu machen, kann der Liebe den Gnadenstoß versetzen.

Immer wenn es kriselt zwischen Tom und Katarina, kommt dieser Moment, in dem er aus der Diskussion aussteigt. »Wenn das so weiter geht, dann ziehe ich aus«, kündigt Tom ziemlich zuverlässig an, wenn die Auseinandersetzung an einen toten Punkt kommt. Und Katarina kriegt jedes Mal Panik – er könnte es ja diesmal wahrmachen. Und genau davor hat sie höllische Angst: verlassen zu werden. Dann lenkt Katarina eben ein, nimmt ihre Anschuldigungen zurück und besänftigt Toms offensichtlichen Ärger. Versöhnungssex ist nach solchen Szenen bei den beiden ziemlich wahrscheinlich. Aber der nächste Konflikt, der so endet, auch.

Lesetipp: Die Vorboten einer Trennung: Beziehungsprobleme erkennen, verstehen und bewältigen

In diesem Artikel erwarten Sie folgende Inhalte

5 Erklärungen, warum der Partner mit Trennung droht

Hilflosigkeit

Die Situation eskaliert, die Vorwürfe werden immer heftiger und eine Lösung immer unwahrscheinlicher. Wie geht man damit um? Nimmt man sich eine Auszeit, vereinbart eine Pause oder verlässt einfach den Raum? Unangenehmen Situationen will jeder von uns entkommen. Wenn Ihr Partner in solch heiklen Auseinandersetzungen mit Trennung droht, ist das womöglich Zeichen seiner Hilflosigkeit – er will den Konflikt gerne beenden, weiß aber nicht, wie er das schaffen kann. Darum greift er zu einem Mittel, das in jedem Fall Wirkung bei Ihnen zeigen wird. Das kaschiert seine Unsicherheit und führt zumindest zu einem: Diese Diskussion ist so sicher vorerst beendet.

Resignation

Nicht zum ersten, nicht zum zweiten, nein: zum xten Mal stecken Sie im Zoff fest. Sie haben schon alles Mögliche unternommen, um solche Konflikte zu vermeiden. Sie haben Beziehungsratgeber gelesen, in Du-Botschaften ganz sachlich geredet, Sie waren sogar beim Paartherapeuten für ein paar Sitzungen. Aber immer wieder landen Sie hier: in der Liebessackgasse. Wenn es offenbar keine Lösung gibt, die Sie gemeinsam anstreben können, dann hilft nur eines: einer muss die Reißleine ziehen und gehen. Dauernde Auseinandersetzungen, in denen man sich gegenseitig verletzt, zermürben. Die Ankündigung, sich trennen zu wollen, kann auch Zeichen dafür sein, dass einer innerlich schon aufgegeben hat und dieser Beziehung kaum mehr eine Chance gibt.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Was ist das Schlimmste, das einer Beziehung passieren kann? Genau: dass sie vorbei ist. Selbst wenn es mit der Liebe nach Jahren nicht mehr allzu weit her ist, treibt viele Menschen die Angst vor einer Trennung um. Was passiert danach, wer zieht aus, werde ich für immer alleine bleiben, wie gehe ich mit den Veränderungen um, was werden meine Freunde und meine Familie sagen? Diese und viele andere Fragen geistern in den Köpfen mancher Paare herum, deren Partnerschaft auf der Kippe steht. Die Furcht vor dem Verlassenwerden kann sehr belastend sein und zu einer Übersprungshandlung animieren: Besser, man zieht selbst die bittere Konsequenz, als dass man vom anderen überrascht wird mit dem Trennungsgesuch. Dass, was man eigentlich am meisten fürchtet, beschwört man selbst herauf – weil man sich damit vorgaukelt, nicht ganz hilflos zu sein.

Exitstrategie

Da sind so viele Gemeinsamkeiten, das Haus, die Kinder, das Auto – zu mühsam scheint es, das auseinanderzudividieren. Davor drückt sich Ihr Partner eigentlich schon seit langem, obwohl das Beziehungsaus für ihn längst schon zu einer echten Option geworden ist. Nur wie soll er es anstellen, wie kommt er einigermaßen unbeschadet aus der Sache heraus? Was liegt da näher, als einen Konflikt so voranzutreiben, dass die Trennungsdrohung beinah schon eine Zwangsläufigkeit ist? Auch das kann Ausdruck einer Unfähigkeit sein: der nämlich, aufrichtig und respektvoll Schluss zu machen, ohne alle Schuld auf sich nehmen zu müssen.

Erpressungsversuch

Konflikte können die unterschiedlichsten Auslöser haben, oft setzt sich ein Zankthema aber durch und wird zu einem Dauerbrenner. Kann sein, dass es dann zwischen Ihnen und Ihrem Partner zu einer Patt-Situation kommt und keiner von Ihnen beiden die Oberhand gewinnt. Manche Menschen ertragen so etwas schlecht, ein »Unentschieden« können sie schwer akzeptieren, weil es ihnen wie eine Niederlage vorkommt. Solche Menschen würden dazu neigen, den Partner emotional unter Druck zu setzen, sagt die amerikanische Psychologin Susan Forward. Auch die Androhung einer Trennung als Strafe für ein Verhalten, das der andere missbilligt, ist bei Partnern möglich, die mit Beendigung der Beziehung drohen. Die kommt dann eben ins Spiel, um den anderen emotional so unter Druck zu setzen, das er oder sie nachgibt beziehungsweise sich im Konflikt als unterlegen zeigt.

6 triftige Gründe, warum Sie nicht mit Trennung drohen sollten

Mag sein, dass es funktioniert und die Androhung der Trennung den anderen milde stimmt, Fahrt aus dem Streit nimmt und letztlich zu einer Versöhnung führt – denn so weit wollte nun wirklich keiner gehen, wenn es Spitz auf Knopf steht, lenkt mancher doch ein. Allerdings ist es keine kluge Idee, Schlussmachen regelmäßig als Druckmittel einzusetzen.

Klarer Vertragsbruch – mit der Trennungsdrohung verstoßen Sie gegen das Fundament Ihrer Beziehung

Eine feste Beziehung ist ein Vertrag, der auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt, Schutz und Rückhalt basiere, meint John Gottman. Alles, was diesen Vertrag verletze, könne eine Form von Untreue darstellen, schreibt der amerikanische Paartherapeut in Die Vermessung der Liebe. Mit Schlussmachen zu drohen, ist ein klarer Verstoß gegen das, was Ihre Beziehung im Kern zusammenhält. Und kann dazu führen, dass Sie auch noch den letzten

Beschwören Sie nicht den Worst Case herauf

Viele Menschen sind bereit, sich in einer Beziehung bis zu einem gewissen Grad zu arrangieren – denn Sie fürchten nichts mehr, als das Beziehungsaus. Angst davor, alleine und vor den Scherben der gescheiterten Partnerschaft dazustehen, neu anfangen zu müssen, das ist für manche Menschen wirklich das Allerschlimmste und damit der Worst Case. Drohen Sie mit Trennung, weil Sie es nicht ernst meinen, sondern Ihrem Partner mal eins vor den Bug versetzen wollen, um dem anderen Ihren Wert zu verdeutlichen, dann kann es sein, dass der über kurz oder lang die Faxen dicke hat und genau das eintrifft, wovor Sie sich am meisten fürchten: Der andere macht Ernst mit dem Schlussmachen.

Nicht gerade ein Zeichen von Reife

Kinder wenden diese Strategie oft an, um ihre Eltern unter Druck zu setzen: Sie kündigen an, dass sie sich selbst oder Mama und Papa etwas Böses tun werden, wenn sie nicht bekommen, was Sie wollen. Susan Forward bezeichnet es als emotionale Erpressung, wenn Sie mit einer Trennung drohen. Die Chancen stehen ziemlich gut, dass Sie zu der überwiegenden Mehrheit der Gefühlserpresser gehören, die Ihre Androhung niemals in die Tat um-, sondern lediglich als Druckmittel einsetzen. Reifes Verhalten sieht anders aus, das ist eher eine Trotzreaktion, die nirgendwohin führt.

Eins zu Null gegen Sie: Sie outen sich als der schwächere Part

Natürlich sollten Sie die Attribute stark und schwach nicht gewohnheitsmäßig in Ihrer Beziehung anwenden, meist ist mal der eine überlegen, dann der andere. Und wenn einer sich als schwach zeigt in einer Situation, gleicht der andere das im Idealfall mit seiner temporären Stärke aus. Ihre Ankündigung aber, dass Sie sich trennen werden, wenn es so weitergeht und sich nichts ändert, zeugt kaum von Power, sondern eher von Resignation. Sie sind am Ende mit Ihrem Latein, wissen nicht weiter und geben auf. Nur wer kämpft, kann auch gewinnen, wer schnell aufgibt, ist immer der Verlierer. Mit Ihrer Trennungsdrohung befinden Sie sich eher auf dieser Seite.

Jetzt aber mal ehrlich: Was wollen Sie eigentlich erreichen?

Wollen Sie den anderen endlich loswerden, suchen Sie den finalen Grund, um aus der Beziehung auszusteigen, möchten Sie die leidige Diskussion beenden oder Ihren Partner dazu bringen, um Sie zu kämpfen? Bevor Worte wie »Dann mach ich eben Schluss!« über Ihre Lippen kommen, sollten Sie überlegen, was Sie damit erreichen wollen. Geht es darum, den eigenen Wert zu justieren, indem Sie beim anderen eine Reaktion provozieren im Stil von »Das kannst Du nicht machen, ich liebe Dich doch so sehr!« Oder hängen Ihnen die Wortgefechte einfach zum Hals raus, können Sie die ewigen Vorwürfe nicht mehr hören? Bedenken Sie, dass Ihr Vorstoß sicherlich nicht auf taube Ohren stoßen wird und unter Umständen eine Vielzahl von Reaktionen hervorruft, die Sie so gar nicht beabsichtigt haben.

Rachegelüste sind ganz schlechte Beziehungsratgeber

Autsch, das tut weh – dem Partner die Liebe aufzukündigen, ist im Regelfall schmerzhaft. Denn wer möchte schon vom anderen gesagt bekommen, dass es mit der Zuneigung nicht mehr weit her ist? Vielleicht haben Sie diesbezüglich mit Ihrem Partner noch eine Rechnung offen, die Sie nun bei der günstigen Zoffgelegenheit begleichen wollen. Ihr Partner soll am eigenen Leib spüren, wie weh es tut, wenn der andere die Beziehung so massiv in Frage stellt. Aus Rache mit einer Trennung zu drohen oder diese als Strafmaß für ungebührliches Verhalten anzusetzen, ist keine gute Empfehlung. Denn Ihr Partner könnte auf die ein oder andere Weise zurückschlagen und Sie beide damit in eine schier ausweglose Situation manövrieren, an deren Ende vielleicht wirklich als einzige Lösung die Trennung steht.

Fazit: So gehen Sie mit der Trennungsdrohung Ihres Partners um

Vergessen Sie Gemeinsamkeiten und geteilte Werte, lassen Sie Sex und Leidenschaft mal außen vor – wie glücklich und haltbar Ihre Beziehung ist, lässt sich daran ablesen, wie gut Sie Auseinandersetzungen beilegen können, meint Gottman. Je mehr die Partner in einem Streitgespräch in Good Guy und Bad Guy zerfallen, je weiter das »Wir« auseinanderdriftet, umso schlechter sehen die Zukunftsaussichten aus.

Mit einer Trennungsandrohung löst niemand Beziehungsprobleme, normalerweise trägt das nur zu einer Verschärfung bestehender Unstimmigkeiten bei. Wenn Ihr Partner mit Trennung droht, können Sie sich an diese Grundsätze halten:

  • Bleiben Sie möglichst ruhig, auch wenn sich die Situation ziemlich dramatisch für Sie anfühlt.
  • Reagieren Sie nicht mit Gegendrohungen.
  • Provozieren Sie nicht mit »Dann mach's doch« oder »Komm, ich pack Dir gleich Dein Zeug« oder anderen Mir-doch-egal-Sprüchen.
  • Sagen Sie laut »Stopp« und versuchen Sie, das Gespräch auf eine sachliche Ebene zu hieven, etwa, indem Sie sagen »So kommen wir nicht weiter, lass uns eine Pause einlegen«.
  • Schlagen Sie Ihrem Partner vor, Diskussionen an dem Punkt abzubrechen, wo einer von Ihnen das T-Wort in den Mund nimmt.

Bei vielen Paaren sind Trennungsdrohungen kein Einzelfall, sie werden standardmäßig in Auseinandersetzungen angewendet und verlieren damit zwar einerseits Ihren Schrecken – Hunde, die bellen, beißen ja in der Regel nicht – können so aber zu einem Automatismus werden, der eine echte Auseinandersetzung und damit auch eine gemeinsame Entwicklung als Paar verhindert.

Darum sollten Sie das Thema in ruhigeren Beziehungsphasen ansprechen, und diese Verhaltensmaßnahmen vorschlagen:

  • Vereinbaren Sie ein Signalwort wie »Hundeschnauze« oder »Cup-Cake«, bei dessen Nennung Sie das Gespräch unterbrechen.
  • Klären Sie möglichst unemotional, ob grundsätzlich der Wunsch, zusammenzubleiben, auf beiden Seiten gleich stark vorhanden ist.
  • Finden Sie heraus, welche Probleme es gibt und was zu diesen brenzligen Situationen führt, in denen eine Trennung Gesprächsmittelpunkt wird.
  • Eine Beziehung, die ständig massiv infrage gestellt wird, ist eine Belastung – schaffen Sie sich diese vom Hals, in dem Sie sich ganz zu Ihrer Partnerschaft bekennen, auch wenn diese viele Tiefen hat. Und fordern Sie dieses Bekenntnis auch von Ihrem Partner.

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