Gerti Senger schreibt hierzu in ihrem Buch Schattenliebe: »Bedenken Sie, dass man nach einer solchen Trennung dazu neigt, sich selbst abzuwerten. Man hat Abwertendes erlebt, wurde zurückgesetzt. Machen Sie sich bewusst: Sie sind ein liebenswerter Mensch, der Liebe wert!«
Was ein wenig nach Kalenderspruch klingt, ist für Sie als Betroffene überlebenswichtig. Viele Ex-Geliebte unterschätzen die soziale Isolation nach dem Schattendrama, in die Sie ganz langsam, aber unaufhaltsam reinrutschen können. Anfangs klammern Sie sich an den Job und scheinbare Ablenkungen wie Sportstudio oder virtuelle Aktivitäten, doch die emotionale Kälte, die als schmerzhafte Nachwirkung einer Schattenbeziehung übrig bleibt, wirkt wie ein schleichendes Gift. Weil das Alleinsein für Sie während der Schattenbeziehung stets mit einer Entwertung Ihrer Person verbunden war. Dies gilt für Ehefrauen wie Geliebte. Die Ehefrau wurde entwertet, weil sie genau wusste, wo ihr Mann war, wenn sie abends allein zuhause saß. Die Geliebte wurde entwertet, weil sie außerhalb bestimmter »Sprechzeiten« nicht in Erscheinung treten durfte. Für manche Geliebte sind spezielle Feste besondere Einsamkeits-Trigger, z.B. Weihnachten oder Geburtstage.
Auffällig ist eine spezielle Art Schüchternheit bei Frauen die aus einer Schattenbeziehung kommen, wodurch der Aufbau eines neuen sozialen Netzes verhindert wird. Gerti Senger: »Längere Zeit in einer Schattenbeziehung verstärkt Schüchternheit und Sozialängste. Der Zwang zur optimalen Selbstdarstellung, zur gelungenen Performance ist ein Nährboden sozialer Ängste. Sie gehen der Begegnung mit anderen Menschen aus dem Weg und damit oft direkt in eine Hölle der Einsamkeit.«
Die ungesunden Muster, die in einer Schattenbeziehung zwangsläufig gelebt werden, können zu einer Sozialphobie führen. In diesen Fällen sind vormals gesunde Frauen nach dem Ende der Dreiecksbeziehung nicht mehr in der Lage, normale Kontakte zu pflegen. Die destruktiven Muster haben sich verheerend auf Kommunikationsfähigkeit und Selbstsicherheit ausgewirkt und diese buchstäblich zerschossen. Wichtig: Sie sind damit nicht allein! Auch wenn kaum jemand wirklich versteht, was in Ihnen vorgeht, brauchen Sie diese Last nicht allein auf Ihren Schultern zu balancieren.
Kennen Sie den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit? Während Ihrer Schattenbeziehung hat sich dieser Unterschied aufgelöst. Alleinsein war gleichbedeutend mit Unruhe, dem Getrenntsein von Ihrem Liebsten, einer merkwürdigen Einsamkeit. Diese Fehlentwicklung müssen Sie wieder gerade rücken. Als Erstes setzen Sie sich dem Alleinsein in kleinen Intervallen aus. Nicht in Ihrer Wohnung, sondern draußen. In einem Biergarten, Café oder im Park in der Sonne. Bewaffnen Sie sich mit Telefon oder Laptop, damit Sie notfalls Kontakt zu einer Vertrauensperson herstellen können. Versuchen Sie dennoch, es allein auszuhalten, das fiese Gefühl, das sich Ihrer bemächtigt.
Versuchen Sie, nicht nachzudenken, sondern schalten Sie das Gewusel in Ihrem Kopf ab. Nehmen Sie Ihre Umgebung wahr. Wie riecht es? Welches Wetter haben Sie? Gefällt es Ihnen? Wie fühlt sich das Fell des Hundes an, der Ihnen um die Füße streicht? Wie sieht die Kellnerin aus? Nehmen Sie wahr, ohne darüber nachzudenken. Ja, das ist eine Kunst, aber sehr wirksam gegen soziale Ängste. Sie spüren dadurch, dass Sie im Leben zwar momentan allein sind, aber keineswegs einsam. Millionen Sinneseindrücke, Stimmen und Gesichter schwirren um Sie herum. Ist das nicht schön? Sie bräuchten nur ein Wort zu sagen, und schon ... Okay, das wäre sehr mutig, jemanden direkt einzuladen, sich zu Ihnen zu setzen. Wenn Ihnen danach ist, tun Sie es. Für den Anfang reicht es aber, wenn Sie ab und zu jemandem ein Lächeln schenken, ohne ihn anzusprechen. Konzentrieren Sie sich darauf, sich selbst im Kontext mit Ihrer Umgebung wahrzunehmen.
Eine andere Übung, um aus der sozialen Kälte herauszukommen, hat mit Ihrer Einstellung zu anderen Menschen zu tun. Gerti Senger: »Wenn es Ihnen nicht gelingt, Menschen kennenzulernen, die Sie sympathisch und näherer Kontakte wert finden, sollten Sie sich fragen, ob Sie neuen Bekanntschaften überhaupt eine Chance geben. Überkritisches Verhalten kann auch ein falscher Schutz vor Kontaktaufnahme sein.«
Hier rächt sich leider der Romantik-Flash einer hochdramatischen Schattenbeziehung. Das ständige »uns versteht keiner« einer heimliche Liebe kann das eigene Wertesystem völlig verstellen und Arroganz, elitäres Verhalten oder Überheblichkeit erzeugen – und damit auch Einsamkeit. Von diesem Höhenflug müssen Sie wieder runterkommen. Warten Sie nicht, dass Sie jemand anspricht oder einlädt. Werden Sie selbst aktiv und geben Sie den Menschen in Ihrer Umgebung eine Chance. Zeigen Sie Interesse, erkundigen Sie sich nach dem Familienleben Ihrer Kollegen, klönen Sie mit der Verkäuferin in Ihrem Schuhladen, verteilen Sie Komplimente, grüßen Sie freundlich, wenn Sie jemand anlächelt. Zeigen Sie, dass Ihnen die Menschen etwas bedeuten. Auch wenn diesen Kontakten der scheinbare Glamour und das Geheimnisvolle Ihrer zerbrochenen Schattenliebe fehlen – sie sind wichtig, damit Sie wieder ins normale Leben zurückfinden!
Dieser Artikel hat 11 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Liebe im Schatten: Mit 10 Schritten in die Freiheit!
Seite 2: Schritt 1: Selbstvertrauen aufbauen
Seite 3: Schritt 2: Handeln statt passiv bleiben
Seite 4: Schritt 3: Aussprache oder kaltes Ende?
Seite 5: Schritt 4: Ereignisbrüche annehmen und Resilienz entwickeln
Seite 6: Schritt 5: Aktives Sorgenmanagement
Seite 7: Schritt 6: Trost suchen und finden
Seite 8: Schritt 7: Aufarbeiten statt verdrängen
Seite 9: Schritt 8: Alleinsein ohne Einsamkeit
Seite 10: Schritt 9: Humor als Rettungsanker
Seite 11: Schritt 10: Versöhnung