Natürlich spüren Sie mit Ihrem Bauchgefühl bereits, was Herz und Kopf noch nicht wahrhaben wollen: Die Schattenliebe gibt es nicht mehr. Ohne Streit, ohne klare Ansage, einfach so. Vielleicht sind Sie insgeheim froh, dass es vorbei ist. Vielleicht leiden Sie wie ein Hund. Vielleicht wechselt auch beides im Minutentakt?
Eine Schattenliebe folgt anderen Regeln und Mustern als eine normale Beziehung. Die Gefühls-Achterbahn zwischen Liebesglück und Herzschmerz, die Sie bereits so gut kennen, sie prägt auch das Ende. Eine Schattenliebe ist durch nichts geerdet als ein paar gestohlene Stunden, guten Sex und romantische Phantasien ohne Ziel und Zukunft. Es wäre also völlig absurd, so etwas wie Konventionen oder Fairness beim Schlussmachen erwarten zu wollen. Gehen Sie davon aus, dass es keine zufriedenstellende »Klärung« geben wird, die Ihnen weiterhilft oder offene Fragen beantwortet. Auch wenn das hilfreich und wünschenswert wäre.
Prof. Dr. Gerti Senger sagt hierzu: »Schweigen tut mehr weh als ein respektvolles Abschiedsgespräch darüber, was Sie gemeinsam erlebten. Dabei fließen zwar reichlich Tränen, dem scheidenden Paar bleibt aber so viel positive Energie erhalten, dass ein neuer Start für jeden leichter wird.« Diese Energie fehlt bei einem kalten Ende. Statt dessen verfallen Sie ins Grübeln, verheddern sich in Fragen und Spekulationen.
Auch die betrogene Ehefrau in einem Schattenliebe-Dreieck muss sich mit der Frage beschäftigen, ob sie eine Aussprache braucht oder nicht. Angenommen, die Affäre ist beendet. Beide Eheleute entschließen sich zu einer Paartherapie – ergebnisoffen, d.h. mit Option auf Trennungsbegleitung oder Neuanfang. In dieser Zeit darf selbstverständlich kein Kontakt zur Geliebten gehalten werden. Ob der Schattenmann ihr dies nun mitteilt oder stillschweigend abtaucht, ist weniger eine Frage der Höflichkeit als des Rückgrats. Natürlich zeugt es von Größe, wenn ein Mann den Mumm hat, den Frauen in seinem Leben reinen Wein einzuschenken. Doch leider tun es viele eben nicht. Sie servieren Halbwahrheiten, mit denen sowohl Ehefrau als auch Geliebte leben können. Mehr oder weniger.
Wenn Sie eine der beiden Frauenrollen bekleiden: Versuchen Sie, sich von der Fixierung auf eine Aussprache zu lösen. Sie werden diese im Zweifelsfalle nicht bekommen. Starten Sie maximal zwei Versuche, ihn zu einer Aussprache zu bewegen. Wenn er abblockt oder nicht reagiert, dann lassen Sie es gut sein und kümmern Sie sich um sich selbst. Und bitte versuchen Sie nicht, die Ehefrau des Geliebten zu involvieren. Der Gedanke an Rache (nichts anderes steckt hinter diesem Wunsch) mag kurzfristig guttun, aber er bringt Sie nicht weiter. Es geht um Sie. Die Ehe Ihres Geliebten geht Sie nichts an.
Machen Sie sich bewusst: Das Verweigern einer Aussprache ist ein letzter aggressiver Akt, ein Machtinstrument. Ein Mann, der das tut, will Ihnen nichts Gutes, denn er zwingt Sie ein letztes Mal in die erniedrigende Position des Opfers. Wollen Sie das sein, ein Opfer? Nein? Na also. Bleiben Sie nicht dort, indem Sie um eine Aussprache betteln oder bis zum Sankt Nimmerleinstag darauf warten, dass er von sich aus damit anrückt! Dadurch erzeugen Sie nur noch mehr Bindung, statt sich zu lösen. Führen Sie das entscheidende Gespräch im Kopf, spielen Sie alle denkbaren Optionen durch. Wenn es Ihnen hilft, schreiben Sie Briefe oder Mails an den Mann, schicken Sie diese aber keinesfalls ab. Führen Sie ein kleines Ritual durch, bei dem Sie den unwiderruflichen Cut visualisieren, indem Sie z.B. Fotos oder Briefe zerreißen und in einen Fluss werfen oder verbrennen.
Und falls Sie diejenige sind, die sich aus der Schattenliebe zurückziehen will: Zeigen Sie Charakterstärke und stellen Sie sich einer fairen Aussprache.
Dieser Artikel hat 11 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Liebe im Schatten: Mit 10 Schritten in die Freiheit!
Seite 2: Schritt 1: Selbstvertrauen aufbauen
Seite 3: Schritt 2: Handeln statt passiv bleiben
Seite 4: Schritt 3: Aussprache oder kaltes Ende?
Seite 5: Schritt 4: Ereignisbrüche annehmen und Resilienz entwickeln
Seite 6: Schritt 5: Aktives Sorgenmanagement
Seite 7: Schritt 6: Trost suchen und finden
Seite 8: Schritt 7: Aufarbeiten statt verdrängen
Seite 9: Schritt 8: Alleinsein ohne Einsamkeit
Seite 10: Schritt 9: Humor als Rettungsanker
Seite 11: Schritt 10: Versöhnung