Sie testet, wer wirklich fremdgeht: Treuetesterin Therese Kersten im Interview mit der Seitensprung-Fibel

Therese Kersten

»Unsere Auftraggeber wollen wieder Gewissheit in Ihr Leben und Ihre Partnerschaft bringen.«

Manchmal ist es schlimmer, nichts zu wissen, als die Wahrheit zu kennen: Therese Kersten – Inhaberin der größten Treuetest-Agentur im deutschsprachigen Raum – weiß, wie sich Menschen fühlen, die glauben, ihr Partner betrüge sie. Mit einem Team aus freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet sie in Deutschland und Österreich verschiedene Treuetests an.

Er hängt ständig am Handy rum, hat plötzlich schicke Klamotten und muss oft länger arbeiten. Sie hat eine neue Frisur, weicht Annäherungsversuchen aus und hört auf einmal nur noch Hard-Rock. Solche Anzeichen können darauf hindeuten, dass der Partner fremdgeht. Einen wirklichen Beweis hat man damit trotzdem nicht. Für alles kann es eine plausible Erklärung geben.

Hier kommt Therese Kersten ins Spiel. Wenn sie loslegt, können ihre Auftraggeber mit handfesten Hinweisen rechnen. Die 26-jährige gebürtige Deutsche leitet seit 2010 die Agentur die Treuetester (www.die-treuetester.eu), die auf verschiedenen Wegen überprüft, wie empfänglich jemand für Annäherungsversuche ist, sprich: Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass er fremdgeht.

So wird die Treue getestet: Geschulte Lockvögel werfen beispielsweise per Handy, Telefon oder bei einem persönlichen Treffen einen Verführungsköder aus. Diese Treuetester werden so ausgewählt, dass sie äußerlich den Vorlieben der Testperson entsprechen und ähnliche Interessen haben. Das genaue Vorgehen wird im Vorfeld besprochen, vor allem, wie der Kontakt arrangiert wird. Im Anschluss an den Test bekommt der Auftraggeber einen ausführlichen Bericht darüber, wie der Partner reagiert hat.

So umstritten diese Art des Check-ups auch sein mag, so wichtig ist es für viele Menschen, zu wissen, woran sie bei ihrem Partner sind – und Zweifel so oder so auszuräumen. Mehr von Therese Kersten ist auf ihrem Blog zu lesen: www.die-liebesfibel.de.

Wir haben Therese Kersten gefragt, wer Treuetests bucht, wie sie beim Testen vorgeht und was das Ergebnis den Auftraggebern bringt.

Interview geführt am 18.06.2017

Die Seitensprung-Fibel: Treuetesterin – was für ein Job! Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Agentur für Treuetests zu gründen?

Therese Kersten: Ich hatte mich selbst dabei erwischt, wie ich in das Handy meines damaligen Partners geschaut hatte. Trotz Bauchgefühls gab es nichts Auffälliges in seinem Handy. Er hatte immer alles sorgfältig gelöscht, wie es sich im Nachhinein herausstellte. Freundinnen von mir ging es ähnlich und es war furchtbar, mit der Ungewissheit zu leben. Bis mir die Idee kam, dass das ja auch anders gehen muss, ohne dass man selbst Handys und Hosentaschen durchsucht. Und so kam mir die Idee die Treuetest-Agentur zu gründen.

Die Seitensprung-Fibel: Warum lassen Menschen denn überhaupt auf diese Weise prüfen, ob ihr Partner treu ist?

Therese Kersten: Unsere Auftraggeber wollen wieder Gewissheit in Ihr Leben und Ihre Partnerschaft bringen. Viele leiden stark unter der Ungewissheit, ob Ihr Partner sie betrügt, etwas verheimlicht oder dem Kontakt zu anderen nicht abgeneigt gegenübersteht. Meistens sind die Kunden auch aus vorherigen oder sogar aus der derzeitigen Beziehung vorbelastet, wurden enttäuscht oder das Vertrauen wurde gebrochen, da es schon einige Zwischenfälle gab, wie z.B. intensive Kontakte über Social-Media-Plattformen, Fremdgehen oder eindeutige SMS. Andere wollen wiederum vor großen Lebensabschnitten die Gewissheit haben, dass der Partner der Richtige ist, wie z.B. vor einer Hochzeit, einer gemeinsamen Wohnung oder vor der Familienplanung.

»Manche Auftraggeber brauchen es auch als letzten Beweis, um endlich zu gehen.«

Die Seitensprung-Fibel: Und was fangen ihre Auftraggeber dann mit dem Test-Ergebnis an?

Therese Kersten: Unsere Auftraggeber erhoffen sich, endlich die Gewissheit zu bekommen, die sie schon seit einiger Zeit nicht mehr haben. Und das ist die Antwort darauf, ob der Partner treu ist oder untreu. Manche Auftraggeber, die in der Vergangenheit bereits von ihrem Partner betrogen wurden brauchen es auch als letzten Beweis, um endlich zu gehen. Ein Beweis, der ihnen zeigen soll, dass der Partner sich nicht geändert hat.

Die Seitensprung-Fibel: Wer nutzt denn Ihr Angebot mehr: Frauen oder Männer?

Therese Kersten: Generell nutzen Frauen unser Angebot häufiger als Männer.

Die Seitensprung-Fibel: Woran glauben Sie, liegt das: Sind Frauen einfach misstrauischer als Männer?

Therese Kersten: Frauen sind grundlegend sensibler und haben ein besseres Bauchgefühl als Männer, wenn es darum geht, den Verdacht zu haben, dass der Partner fremdgeht. Dazu kommt auch, dass Frauen ein stärker ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis haben.

Die Seitensprung-Fibel: Per SMS, im Chat oder bei einem persönlichen Treffen: Sie bieten verschiedene Tests an, über die man den Partner testen kann. Welcher wird am häufigsten gebucht?

Therese Kersten: Am häufigsten führen wir Treuetests per SMS, WhatsApp oder Chat durch. Das liegt daran, dass es zum einen sehr schnell und unkompliziert ist und zum anderen, dass sich heutzutage die Kommunikation vorwiegend am Handy abspielt.

Die Seitensprung-Fibel: Und wie läuft es ab, wenn Sie einen Treue-Test zum Beispiel per WhatsApp machen?

Therese Kersten: Nachdem der Auftraggeber den Test online gebucht hat, und wir seinerseits sämtliche Informationen erhalten haben, beginnen wir mit dem Test. Der Auftraggeber kann entscheiden, ob die Nachrichten zufällig gestaltet sein sollen, oder direkt an die Testperson gerichtet sind. Der Nachrichtenverlauf ist natürlich immer unterschiedlich, da er von der Antwort der Testperson abhängig ist. Jeden Abend erhält der Auftraggeber sämtliche Nachrichten in Form von Screenshots per Mail. Das ist auch deshalb wichtig, damit wir den weiteren Ablauf besprechen können.

Die Seitensprung-Fibel: Wie lange dauert so ein Treuetest in der Regel?

Therese Kersten: In der Regel dauert ein Treuetest je nach Testvariante zwischen ein bis 14 Tagen.

Die Seitensprung-Fibel: Sie bieten auch einen Spermaspuren-Test an. Verdächtigt ein Mann seine Frau, mit einem anderen Sex zu haben, kann er eine Unterhose von ihr im Labor auf fremdes Sperma untersuchen lassen. Gibt es viele Männer, die diesen Test nutzen?

Therese Kersten: Anfragen zum Spermaspuren-Test erhalten wir eher weniger. Das liegt wahrscheinlich daran, dass viele Männer überhaupt nicht wissen, dass es solch einen Test überhaupt gibt.

Die Seitensprung-Fibel: Wo setzen Sie die Treue-Grenzen bei den Tests? Muss geküsst werden, um Untreue zu bescheinigen, oder reicht es schon, wenn der Getestete flirtet?

Therese Kersten: Der Auftraggeber legt selbstständig fest, ab wann sein Partner untreu ist oder Grenzen überschreitet. Für die einen ist jemand schon untreu, wenn der Partner heimlich Nachrichten verschickt oder die Handynummer austauscht. Für andere beginnt Untreue erst bei einem Kuss. Unsere Auftraggeber sagen uns bei Auftragserteilung, ab wann ihre Grenzen überschritten sind.

»Wenn der Partner einer fremden Person gegenüber alles preisgibt, selbst seine sexuellen Fantasien, dann kann man davon ausgehen, dass es bei der nächsten Momentaufnahme dasselbe Spiel ist.«

Die Seitensprung-Fibel: Ein Treuetest ist ja eine Momentaufnahme. Wer einmal flirtet, ist nicht gleich ein Fremdgeher. Und wenn jemand auf die Annäherungsversuche nicht eingeht, heißt das auch nicht, dass er absolut treu ist. Was sind für Sie untrügliche Beweise?

Therese Kersten: Natürlich ist ein Treuetest eine Momentaufnahme. Allerdings kommt es darauf an wie man flirtet. Wenn der Partner einer fremden Person gegenüber alles preisgibt, selbst seine sexuellen Fantasien, dann kann man davon ausgehen, dass es bei der nächsten Momentaufnahme dasselbe Spiel ist. Genauso ist es, wenn man den Partner verleugnet. Sowas tut man doch meistens nur, wenn man sich Türen offenhalten will, oder man böswillige Absichten hat.

Die Seitensprung-Fibel: Wie viele Treuetester haben Sie und wie finden Sie geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Therese Kersten: Wir haben über 200 Tester, wobei die Anzahl täglich wächst. Es sind Frauen und Männer zwischen 18 und 50 Jahren, mit unterschiedlichen Aussehen und Interessen, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Treuetester sollten offen, flirtfähig, zuverlässig und kommunikativ sein. Und es ist auch wichtig, dass sie die richtigen Fragen stellen können, um dem Auftraggeber die gewünschten Antworten zu liefern.

Die Seitensprung-Fibel: Nach welchen Kriterien wählen Sie dann einen passenden »Lockvogel« für den jeweiligen Test aus?

Therese Kersten: Wir wählen einen Lockvogel anhand der Kriterien des Auftraggebers aus. Wichtig sind hierbei meistens das Alter und äußerliche Merkmale, wie Haarfarbe, Körperstatur und Größe. Aber auch die Stadt und Sprachen können eine wichtige Rolle spielen.

»Wenn wir Untreue anhand der Grenzen des Auftraggebers definieren, dann fallen leider 80 Prozent der Männer durch den Test. Bei den Frauen liegt die Quote bei ca. 20 Prozent«

Die Seitensprung-Fibel: Kann man einen Annäherungsversuch überhaupt überzeugend faken? Werden die »Testpersonen« nicht misstrauisch, wenn sie einfach so von einer unbekannten Person umworben werden?

Therese Kersten: Wir leben heutzutage in einer Welt, in der es ohne Handy oder Internet nicht mehr zu funktionieren scheint. Das kommt uns natürlich zugute. Es ist auch nichts Ungewöhnliches, von unbekannten Personen kontaktiert zu werden, denn Social-Media wurde ja gerade dafür konzipiert, um mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. Ich gebe jedem Tester mit auf den Weg, nicht aufdringlich zu flirten. Sie sollen es immer so angehen, als würden sie sich in der Realität auch für die Testperson interessieren, und da fällt ja auch niemand sofort mit der Tür ins Haus.

Die Seitensprung-Fibel: Wie oft führen Ihre Tests dazu, dass jemand der Untreue überführt wird?

Therese Kersten: Wenn wir Untreue anhand der Grenzen des Auftraggebers definieren, dann fallen leider 80 Prozent der Männer durch den Test. Bei den Frauen liegt die Quote bei ca. 20 Prozent, was allerdings nicht heißt, dass Frauen generell weniger fremdgehen.

Die Seitensprung-Fibel: Wissen Sie, wie es mit den Paaren weitergeht, nachdem Sie einen vorläufigen (Un-)Treue-Nachweis erbracht haben?

Therese Kersten: Leider wissen wir nicht, in wie vielen Fällen es tatsächlich zu einer Trennung kommt, da wir dem Auftraggeber nur das Testergebnis bzw. die Beweise vorlegen. Dieser entscheidet dann für sich selbst, wie seine Zukunft weitergeht. Es gibt allerdings einige Auftraggeber, die uns nach dem Test kontaktieren und uns sagen, wie es ausgegangen ist.

Die Seitensprung-Fibel: Gibt es einen Untreue-Test, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Therese Kersten: Ja, es gibt einige Tests, die mir besonders in Erinnerungen geblieben sind. Skurril finde ich allerdings Tests, bei denen Männer, die von ihrer Partnerin getestet werden, einer fremden Frau Nacktbilder von sich schicken. Als die Partnerin den Test auflöste, und ihm die Beweise zeigte, behauptete er, dass er wusste, dass es sich um ein Fake bzw. einen Test handeln musste. Aber ganz ehrlich, wer geht dann das Risiko ein und verschickt Bilder, auf denen er eindeutig zu erkennen ist?

Liebe Frau Therese Kersten, wir danken Ihnen herzlich für dieses Gespräch!



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