7 besondere Bücher für die Sommer- und Urlaubszeit

Junge Frau in der Hängematte liest ein Buch

Sommer, Sonne, Lesezeit: Nutzen Sie den Urlaub, um mal wieder so richtig zu schmökern – wir haben interessante Bücher für Sie!

Haben Sie schon die Koffer gepackt? Falls Sie noch Lektüre brauchen, stellen wir Ihnen hier ausgesuchte Bücher für den Urlaub vor, egal ob am Strand, auf einer Hängematte oder einfach nur zu Hause mit einer Tasse Tee im Bett. Ehedrama, Liebeskrimi, Untreuestory – hier ist für jeden etwas dabei.

Beste Unterhaltung für den Lesesommer 2015

Sibylle Berg: Der Tag, an dem meine Frau einen Mann fandSibylle Berg: Der Tag, an dem meine Frau einen Mann fand

Einblick in die zufriedene Trostlosigkeit mittelalter Paare

Was passiert mit der Liebe, wenn sie in die Jahre kommt? Wo bleibt der Sex, wenn die Leidenschaft komplett weg ist, vor allem, wenn sie nie so ganz da war? Muss, kann, soll man zusammen bleiben und sich mit dem kläglichen Liebesrest zufriedengeben? Mhm...darauf gibt es einige Antworten. Sibylle Berg hat daraus einen extrem interessanten Roman gemacht – für den ihren Angaben zufolge ein Auslöser die gehäufte Anzahl von Trennungsfällen in ihrem Bekanntenkreis war.

Der Inhalt

Seit beinah 20 Jahren sind Chloe und Rasmus, beide sind Mitte Vierzig, verheiratet. Und sie schlagen sich wacker als Ehepaar. Von Beginn an fehlte ihrer Liebe das selbstentgrenzende Moment, ihre Beziehung begann ohne erotischen Paukenschlag, mit Diskussionen, Musik und Nikotin. Sie haben sich arrangiert mit einem Intimleben, das mehr von dem Wunsch lebt, Sex zu praktizieren, als von echter Begierde. Seine wahre Lust befriedigt Rasmus am Computer vor youporn-Videos, Chloe hat sich auf tägliche Masturbation verlegt, von Rasmus' Genital möchte sie nicht so gerne belästigt werden. In dieser körperlichen Todeszone, wo Sex ein Ding ist, dass beide gewillt sind, durchzuziehen, lässt sich's leben, wenn man Ansprüchen abschwört und sich mit dem kleinen Glück, jemanden an seiner Seite zu haben, bescheidet. Doch wo Rasmus Sexbedürfnisse mit Arbeit kompensiert, bohrt in Chloe die Sehnsucht nach Ekstase, nach Leidenschaft. Die bricht durch, als Chloe dem erfolglosen Regisseur Rasmus für ein Theaterprojekt einige Zeit in den Dschungel folgt. Hier lernt sie den 30-jährigen Benny kennen – und durch beziehungsweise mit ihm den besten, wildesten, geilsten Sex ihres Lebens. Ihren heißen Lover holt Chloe nach Deutschland – was folgt, ist eine traurig-wilde Geschichte mit recht wüstem Ende.

Das steckt zwischen den Seiten

Oral, anal, alleine, zu Zweit, zu Dritt, mit Zuschauern, auf der Flughafentoilette – in diesem Buch geht es um Sex. Unverblümt seziert die Autorin so etwas wie eine moderne Durchschnittsehe, abwechselnd aus der inneren Sicht von Rasmus und Chloe. Darin können Sie schamlos nachlesen, was ein Langzeitehepaar denken könnte – drastisch, unverhohlen, ehrlich. Lesenswert ist das, weil es zwar vordergründig um Sex und die einschlägigen Missverständnisse darüber geht, aber eigentlich um die Sehnsucht nach Lust und Leben. Darum, wie jeder für sich alleine der erotischen Trostlosigkeit einen Sinn abzuringen versucht, wie Paare die Angst vor der Mittelmäßigkeit umtreibt, vor dem Tod und dem Sex, der nicht zuletzt eine Möglichkeit ist, sich der eigenen Lebendigkeit zu vergewissern. So offen liest man das selten, dieser radikale Einblick in die Seele der Hauptfiguren ist verstörend, weil er so echt ist. Da erfahren wir von Chloe, wie sie sich vor dem Verfall ihres Körpers ekelt und nach Oralverkehr mit Fremden schmachtet, da offenbart uns Rasmus, dass er Chloes Liebhaber sexuell anziehend findet – weil er ihn um seine Jugendlichkeit beneidet. Vor allem bekommen wir die Erkenntnis vermittelt: Wie gut oder schlecht der Sex ist, wissen wir vielleicht erst im Vergleich. Und: Liebe hat viele Facetten und verschwindet nicht so zuverlässig wie kopflose Begierde. In diesem Buch steckt viel drin, wer sich am streckenweise drastischen Erzählton nicht stört, dem wird es richtig gut gefallen.

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Felicitas Pommerening: Freunde fürs LiebenFelicitas Pommerening: Freunde fürs Lieben

Eine unkonventionelle Liebesbeziehung

Partner sollten auch richtig gute Freunde sein – im Idealfall ist Ihr Lover auch der weltbeste Kumpel. Funktioniert das auch umgekehrt? Kann aus einer tiefen Freundschaft zwischen Mann und Frau eine echte Liebschaft werden? Und kann man so etwas planen, ganz rational in erotische Gefilde lenken, was sich platonisch seit Jahren bewährt? Mit diesen interessanten Fragen befasst sich dieser unterhaltsame Roman von Felicitas Pommerening.

Der Inhalt

Fin und Marie, Marie und Fin – seit Schultagen sind die beiden ein Traumpaar. Als »best friends«, wohlgemerkt. Nicht nur die Jugend in einem Münchner Vorort verbindet die beiden, sie teilen die gleichen Einstellungen, den gleichen Humor und ähnliche Liebesprobleme. The one and only wurde weder bei Fin noch bei Marie bisher vorstellig. Fin macht aus der Not eine Untugend, er hüpft wild durch verschiedene Betten, erst wenn die Richtige vorbeikommt, wird er sich festlegen. Und Marie leidet gerade im Endspurt einer aussichtslosen Liebe, sie beendet die Affäre mit einem 39-jährigen Familienvater. Zweifelnd allerdings und schon gezeichnet von ersten Vorboten der Torschlusspanik – denn Marie wünscht sich ein Kind. Fin übrigens auch, und hier wird es spannend: Fin macht Marie den unkonventionellen Vorschlag, doch mit ihm ein Kind zu bekommen. Was liegt näher, als den allerbesten Freund zum Vater des Nachwuchses zu wählen? Kein Kummer, kein Verlassenwerden, keine Enttäuschung – denn beide wissen ja, was sie erwartet und fallen nicht trügerischen Liebesillusionen zum Opfer. Fins Angebot bringt einiges durcheinander – und jede Menge ans Tageslicht.

Das steckt zwischen den Seiten

Mei, ist das denn eine wirklich gute Idee? Liebe kann man doch nicht planen, sie ist ein wunderlich Ding und kaum auszutricksen. Fins Vorschlag der freundschaftlichen Familiengründung ist gut gemeint, aber ob es auch gut geht? Spannend ist es, zu lesen, wie Marie und Fin auf dem Reißbrett ein lebbares Konzept für die Konstellation Freund-Freundin-Baby entwerfen und schließlich an einer ganz wesentlichen Sache scheitern: der Liebe nämlich. Letztlich geht es in diesem Buch auch um die Frage, ob Männer und Frauen wirklich Freunde sein können – oder ob Sex und nicht zuletzt auch Liebe doch immer so oder so dazwischenfunken.

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Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold FryRachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Der Weg kann das Ziel sein: Liebe im Lebenslauf

Wenn eine Ehe erstmal Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist es doch eigentlich egal, wie gut oder schlecht sie noch ist. Manchmal bemerkt man es gar nicht, bis einen etwas aus der Lethargie erweckt. Und dann gibt es immer einen Weg, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und anders weiterzumachen. So geht es der Hauptfigur in diesem Buch.

Der Inhalt

Harold Frey ist pensionierter Vertreter, seit 47 Jahren mit Maureen verheiratet, hat einen Sohn und kein Ziel mehr im Leben. Mit seinen knapp 70 Jahren gehört er zum alten Eisen, seine Ehe ist nur noch Wohngemeinschaft – er hat sich arrangiert mit all den verpassten Gelegenheiten seines Leben. Da erhält er den Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin. Queenie hat Krebs im Endstadium und nimmt Abschied – auch von Harold, mit dem sie eine distanzierte, aber doch besondere Freundschaft verband. Harold beschließt, Queenie zu schreiben. Aber am Briefkasten angekommen, läuft er einfach weiter. Ohne Handy, nur mit Segeltuchschuhen und Windjacke macht sich Harold auf den Weg ins 1.000 Kilometer entfernte Berwick. Warum, weiß Harold zunächst auch nicht, sein anstrengender Fußmarsch wird zu einer Reise zu sich selbst. Harold entdeckt völlig andere Seiten an sich, alte Wunden brechen auf, der verschlosse Mann lernt, sich Fremden zu öffnen – und wieder wirklich mit seiner Frau zu reden. Am Ende kann Harold Queenie zwar nicht retten, aber er schöpft neue Zuversicht.

Das steckt zwischen den Seiten

Harold erwartet nicht viel vom Leben, meist versuchte der große gutmütige Mann, sich wegzuducken. Nur als er seine Frau kennenlernte, sprang er über seinen Schatten – das ist jedoch nach so vielen Jahren längst vergessen. Aber es ist nicht aussichtslos, auch nach all der Zeit Dinge zu verändern – anfangen muss aber jeder bei sich selbst. Das Buch zeigt auf rührende Weise, wie das Leben eine Partnerschaft beuteln kann, wie diese in schützendem Schweigen versinkt und doch noch Liebe vorhanden ist, die aber verschüttet unter all den Dramen liegt. Diese Liebe wieder hervorzuholen, das gelingt Harold, indem er sich auf einen wochenlangen Fußmarsch begibt, bei dem das Ziel nur eines ist: zurück zu sich selbst zu finden. Am Ende rettet Harold damit nicht nur sich selbst, sondern auch seine Langzeitehe. Zu lesen, wie der unbeholfene Harold über seinen eigenen Schatten springt und den Schatten seiner Vergangenheit davonläuft, tut gut und macht ein bisschen glücklich.

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Gillian Flynn: Gone GirlGillian Flynn: Gone Girl

Szenen einer ziemlich abgefahrenen Ehe

Wer war's – in vielen Krimis geht es genau darum. Und auch in Beziehungen stellt sich oft die Frage: Wer war's? Wer hat zuerst angefangen, an den Grundfesten der Liebe zu rütteln, wer hat Fehler gemacht, wer den anderen belogen, wer ist Schuld, wenn die Partnerschaft scheitert? »Gone Girl« bringt diese Themen kunstvoll zusammen: Hier geht es um eine perfide Katz-und-Maus-Jagd, veranstaltet von einem Ehepaar, bei dem man sich auf vielfältige Weise fragt: Wer war was eigentlich?

Der Inhalt

Am Morgen ihres fünften Hochzeitstages verschwindet Amy von jetzt auf nun aus unerfindlichen Gründen. Ihr Ehemann Nick gerät schnell ins Fadenkreuz der Ermittler, er hat ein dürftiges Alibi und erfüllt viele Kriterien, um als Mörder seiner verschollenen Frau herzuhalten. Was folgt, ist eine Geschichte mit vielen Perspektiven. Denn die Autorin schildert im Wechsel aus der Sicht von Amy und Nick deren Liebesgeschichte vom Kennenlernen bis zum verhängnisvollen Hochzeitstag. Damit lässt sie die Vergangenheit Revue passieren – und zeigt, wie unzuverlässig unsere Sicht der Dinge bisweilen sein kann.

Das steckt zwischen den Seiten

Als sie sich kennenlernen, ist ihre Liebe überwältigend, in den Anfangstagen hat ihre Beziehung das gewisse Etwas. Im Leidenschaftsrausch veranstalten sie amouröse Schnitzeljagden, haben Quickies an den ungewöhnlichsten Orten und spulen das ganze Programm einer heißen Liebe ab. Aber irgendwann ist der Liebesflash vorbei, es beginnt zu kriseln zwischen Amy und Nick. Zunächst unmerklich, dann offensichtlich – ihre Liebe wird auf harte Proben gestellt. Erst verlieren beide ihre Jobs, dann erkrankt Nicks Mutter an Krebs, schließlich zieht das Paar aus New York zurück aufs Land in Nicks Geburtsort im verschlafenen Missouri. Wie kommt man da heraus, wie geht man mit all den kleinen und großen Enttäuschungen um, wie schürt man das Feuer der Leidenschaft, wenn es kaum mehr einen Funken gibt? Natürlich ist dieser Roman die krasse Ausgestaltung einer Ehekrise, aber umso wilder in den vielen Erzählfäden, die sich alle irgendwie um die Liebe ranken. Das Buch liest sich hochgradig spannend, vor allem die vielen subtilen Machtkämpfe werden in eine fesselnde Story verpackt.

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Ian McEwan: KindeswohlIan McEwan: Kindeswohl

Leben, Tod und Liebe

Der Name Ian McEwan steht für höchste literarische Qualität, auch hier verknüft der Brite virtuos einen privaten mit einem ethischen Konflikt und bringt seine Leser mächtig zum Nachdenken. Privat geht es um nicht weniger als eine Langzeitbeziehung, ethisch um nichts weniger als Leben und Tod.

Der Inhalt

Was tun, wenn der Ehemann offiziell um Erlaubnis für eine Affäre bittet? Wie ist zu handeln, wenn man darüber entscheiden soll, ob ein Jugendlicher gegen seinen Willen eine lebensnotwendige Blutspende erhalten soll? Fiona Maye, Richterin am High Court in London, steht genau vor diesen Fragen. Ihr Gatte will seine Sehnsucht nach leidenschaftlichem Sex, den er in seiner dreißigjährigen Ehe lange schon vermisst, bei einer jungen Studentin mit Fionas Einverständnis stillen. Auch beruflich muss sich Fiona der größten Herausforderung ihrer Karriere stellen: Ein krebskranker 17-Jähriger braucht dringend eine Bluttransfusion, sonst wird er sterben. Er lehnt diese jedoch aus religiösen Gründen ab. Fiona muss Recht sprechen in diesem heiklen Fall, der sie an ihre Grenzen bringt. Vor Gericht gelingt es ihr, sachlich abzuwägen, privat ist sie ratlos. Eine vorübergehende Trennung von ihrem Mann gibt ihr Bedenkzeit, vor allem aber für den Gerichtsfall, der sie ablenkt von ihren Eheproblemen.

Das steckt zwischen den Seiten

McEwan führt seine Leser durch die Seelenpein seiner Protagonistin, deren Gefühle er nicht bis ins Detail auseinandernimmt, sondern wohlüberlegt dokumentiert. Dabei wirft er leichthändig wesentliche Frage auf, wie etwa die danach, ob es überhaupt richtige und falsche Entscheidungen gibt und welche Verantwortung wir uns wirklich aufbrüden können. Außerdem zeigt er seinen Lesern in nonchalantem Stil, dass es Probleme gibt, die zu bewältigen sind und solche, für die es keine wirkliche Lösung gibt. Und dass die Kunst darin besteht, den Unterschied zu erkennen. Die Trennung von ihrem Mann ist für Fiona zwar zunächst eine Katastrophe, stellt sich dann aber als gar nicht so verkehrt heraus. Manchmal, das zeigt diese Geschichte, ist es wichtig, Abstand zu nehmen, wenn einem die Dinge zu nahe rücken.

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Kate Christensen: Das EhespielKate Christensen: Das Ehespiel

Komplott in beiderseitigem Einverständnis

Wer hat eigentlich nach vielen Beziehungsjahren die Zügel in der Hand: Sind es die Männer, die zu unaufmerksamen Machos werden, die weder sich selbst noch die Liebe pflegen? Oder sind es die Frauen, die ihre Gatten ummodeln bis zur Unkenntlichkeit, und denen man es doch nie recht machen kann? Beide Geschlechter kommen da nicht gut weg, das ist auch so in diesem intelligenten Roman.

Der Inhalt

Dreißig gemeinsame Jahre, zwei erwachsene Kinder und ein großer Freundeskreis – viel ist es, was den erfolglosen Dichter Harry mit der temperamentvollen Krankenschwester Luz verbindet. Aber das scheint nicht genug zu sein: Als Luz in Harrys Notizen ein leidenschaftliches Gedicht an eine Frau entdeckt, wirft sie ihn kurzerhand raus. Denn in den schwülstigen Versen sieht Luz den Beweis dafür, dass Harry seit Jahren eine heimliche Affäre mit Marion hat, seiner platonischen Uraltfreundin. Der Verdacht ist hanebüchen, Harry und Marion hatten niemals etwas miteinander, doch Luz lässt keine Gegendarstellung gelten – sie bricht den Kontakt zu Harry ab, der in seinem ertraglosen Poetendasein abhängig von ihr war. Er hangelt sich von Whisky zu Whisky durch New York, tingelt von Freund zu Freundin und mag nicht wahrhaben, dass Luz es ernst meint. Doch die gebürtige Mexikanerin lässt sich durch nichts davon abbringen, Harry für ein fiktives Vergehen zu bestrafen. Der liebt Luz, möchte sie wiederhaben. Erst nach einem schmerzhaften Erkenntnisprozess weiß Harry, was hier gespielt wird – und was er eigentlich tatsächlich will.

Das steckt zwischen den Seiten

Man lebt dreißig Jahre mit jemandem zusammen, zieht gemeinsam Kinder groß, teilt Tisch und Bett, und am Ende findet man heraus, dass man den anderen gar nicht kennt. Oder noch schlimmer: dass man sich selber nicht kennt. Wenn einer dann aus der Ehe ausbrechen will, muss er einen Riesenaufstand betreiben, sich destruktiv verhalten und vielleicht sogar Amok laufen, sonst kommt er nicht raus aus der Umklammerung altgedienter Liebe. Eine Ehe ist ein Komplott in beiderseitigem Einverständnis, die Frau ködert den Mann mit einem Liebesbombardement, um dann ihr Werk an ihm zu verrichten: Die Auslöschung seiner Identität zugunsten eines gemeinsamen, von ihr gelenkten Daseins. Das sind nur einige Sentenzen aus diesem Roman, der sachlich-direkt eine zeitgenössische amerikanische Ehe schildert. Der Wust aus gegenseitigen Vorwürfen, die Gewissheit, in einer so langen Partnerschaft niemals sicher sein zu können und die Erkenntnis, dass nicht alles, was wir für Liebe halten, es auch ist – darin steckt unglaublich viel Stoff zum Nachdenken.

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Kristine Bilkau: Die GlücklichenKristine Bilkau: Die Glücklichen

Liebe auf Bewährung

Liebe ist die Kür, Beziehung die Pflicht – jede Partnerschaft muss die Herausforderungen des Alltags meistern, die einen schaffen es gut, die anderen kriegen es nicht hin. Und viele scheitern an ihren zu hohen Ansprüchen, kalkulieren nicht mit ein, dass das Leben kein Wunschkonzert ist und sich die Liebe erst in harten Zeiten bewähren kann. Isabell und Georg müssen diese Erfahrung in diesem Roman machen.

Der Inhalt

Hamburg, tolles Wohnviertel, schicke Altbauwohnung, er Journalist, sie Cellistin, ein gesundes Kind – das ist wie eine Blaupause für zeitgemäßes Glück. Beziehungsweise die Vorstellung davon. Isabell und Georg haben es, das Zeug zum Beziehungsglück und anfangs machen sie auch was daraus. Das erste Lebensjahr von Matti verbringt das Paar in einer Blase der Glückseligkeit, dann kehrt Isabell in ihren Job zurück: Sie geht abends zum Auftritt, während Georg den Sohn zu Bett bringt. Doch dann kommt das Zittern in der Hand, Isabells Cellospiel wird unsicher, sie lässt sich krankschreiben. Zeitgleich wird Georgs Job bei einer großen Zeitung wegrationiert, nun sind beide den ganzen Tag zu Hause und jetzt geht es los. Vorwürfe werden hin- und hergeschoben, die Jobsuche wird für beide zum Spießrutenlauf, die Liebe bleibt auf der Strecke. Und plötzlich ist sie da: Die Existenzangst, das Gefühl, nicht mehr zu all den anständigen Leuten mit noblem Interieur zu gehören, nicht mehr im Bio-Feinkost-Laden einkaufen, geschweige denn in edlen Boutiquen shoppen zu können. Der soziale Abstieg beginnt im Kopf – wo auch die Gefühle füreineinander langsam verenden.

Das steckt zwischen den Seiten

Was ist Glück und wie kann man es heutzutage halten? Und welche Rolle spielt hierbei die Liebe? Kann sie über schwierige Zeiten hinwegtragen oder wird sie zum Klotz am Bein, wenn es hart auf hart kommt? Bilkaus Buch ist so etwas wie die Chronik eines modernen Scheiterns, ein Paar mit besten Voraussetzungen kollidiert mit den alltäglichen Unwägbarkeiten, die jede Partnerschaft treffen können. Plötzlich scheint es so, als wäre nur lebbar, was vorstellbar ist. Wenn sich die Vorzeichen ändern und die Umstände schwierig werden, hat es sich auch mit der Leichtigkeit des Liebens. Vor allem, wenn Wichtiges aus dem Weg geschwiegen wird und keiner sich selbst einzugestehen wagt, dass die Dinge nicht so laufen, wie man sich das wünscht. Dieses Buch erzählt von einer Liebe, die sich bewähren muss – das ist ein bisschen traurig, dabei aber sehr aufschlussreich, nicht nur, wenn die eigene Beziehung gerade in der Krise steckt.

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